Hintergrundwissen Sucht
Sollten Sie Fragen zum Thema Sucht haben, können Sie sich hier umschauen oder Kontakt zu den Suchtberatungsstellen (913 KB) aufnehmen.
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Sucht bezeichnet die Abhängigkeit von bestimmten Substanzen (z.B. Alkohol, Cannabis oder Medikamente) sowie von nicht mehr kontrollierbaren schädlichen Verhaltensweisen (z.B. Kaufsucht, Glückspielsucht oder Mediensucht). Unter Sucht versteht man das Verlangen, etwas immer wieder und ständig zu tun, obwohl dadurch (kurzfristig und/oder langfristig) negative Folgen entstehen. Hauptmerkmale einer Sucht sind Kontrollverlust (wie oft und wie viel und wann ich konsumiere), Toleranzentwicklung (man braucht eine immer größere Menge um einen bestimmten Zustand zu erreichen) und möglicherweise Entzugssymptome (Unangenehme Empfindungen, wenn der Konsum nicht möglich ist oder die Wirkung nachlässt, z.B. Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Nervosität).
Abhängig zu sein ist kein Charakterfehler, sondern eine behandlungsbedürftige Erkrankung. Dies wurde bereits 1968 vom Bundessozialgericht anerkannt.
Das Wort "Sucht" ist im alltäglichen Sprachgebrauch noch weit verbreitet. In der Fachwelt wird meistens von "riskantem/schädlichen Konsum" und "Abhängigkeitssyndrom" gesprochen und unterschieden.
Zunächst einmal: Einen risikolosen Konsum von psychotropen Substanzen gibt es nicht. Jeder Schluck Alkohol kann bereits schädlich sein. Jeder Zug von einer Zigarette oder einem Joint ebenfalls, usw. Jedoch gibt es Richtwerte, gerade auf Alkohol bezogen, wo von einem risikoarmen Konsum gesprochen wird. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt ein risikoarmer Konsum bei Männer bei höchstens 24 Gramm und bei Frauen höchstens 16 Gramm reinen Alkohol pro Tag. An mindestens zwei Tagen in der Woche sollte kein Alkohol konsumiert werden.
Diese Werte gelten für gesunde Erwachsene. Jugendliche und junge Erwachsene sollten unter diesen Grenzwerten bleiben, damit wichtige Reifungsprozesse im Gehirn nicht negativ beeinflusst werden.
Ältere Menschen sollten ebenfalls auf ihren Konsum achten, da sie aufgrund ihres geringeren Wasseranteils im Körper sensibler auf Alkohol reagieren. Ebenfalls nimmt die Medikamenteneinnahme mit dem Alter zu, weshalb auch diesbezüglich Alkohol mit Vorsicht zu genießen ist.
Riskanter Konsum kann bereits viele negative Auswirkungen haben und kann zu einer Abhängigkeitserkrankung führen. Andere negative Auswirkungen können beispielsweise gesundheitliche Schädigungen oder psychosoziale Beeinträchtigungen sein.
Warum werden manche Menschen abhängig und andere nicht? Wie entsteht Sucht eigentlich?
Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese Fragen. Das liegt vor allem daran, dass es immer verschiedene Ursachen gibt. Je nach Fachrichtung gibt es unterschiedliche Erklärungsansätze. Also ein Arzt / eine Ärztin würde diese Fragen anders beantworten als ein Psychologe / eine Psychologin oder ein Sozialarbeiter / eine Sozialarbeiterin.
Dass es jedoch immer verschiedene Ursachen gibt, ist eindeutig. Deshalb hat sich ein multikausales Erklärungsmodell durchgesetzt, das sogenannte Sucht-Trias. Es gibt drei verschiedene Bereiche: Der betroffene Mensch selbst, die Substanz oder das Verhalten und die Gesellschaft.
Jeder Mensch ist anders, sprich individuell. Auf Sucht bezogen heißt das, dass sowohl genetische und biologische Faktoren Einfluss darauf haben können, ob jemand stärker oder weniger stark gefährdet ist eine Sucht zu entwickeln. Aber auch welche Erfahrungen dieser Mensch in seinem Leben gemacht hat. Gibt es gute familiäre und soziale Strukturen, sprich ein tragendes soziales Netz? Hat er (irgendwann) ein Trauma erleben müssen? Welche Verhaltensmuster kennt dieser Mensch? Wie geht er mit Stress oder Belastungssituationen um? Es gibt sehr viele individuelle Faktoren, die eine Abhängigkeitserkrankung begünstigen können.
Um welche Substanz oder um welches Verhalten geht es? Wie wirkt diese/s? Wie häufig findet der Konsum statt? Welche Menge wird konsumiert? Je nach dem was wie oft und in welcher Menge ich tue, desto eher bin ich gefährdet davon abhängig zu werden. Es gibt Substanzen wie Nikotin oder Heroin, die sehr schnell abhängig machen können. Und es gibt Substanzen wie Alkohol oder Cannabis, die meistens erst nach einer längeren Zeit abhängig machen können.
Der dritte Bereich ist die Gesellschaft. Gesetze, gesellschaftliche Normen, die Kultur in der wir leben, aber auch die direkte Umgebung (wer sind unsere Freunde, welche Musik hören wir, wie sieht der Konsum im Verein aus?), haben Einfluss darauf, ob das Risiko von etwas abhängig zu werden größer oder kleiner ist. Um beim Beispiel Alkohol zu bleiben: Wenn ich in einer Umgebung lebe, in der regelmäßig Alkohol getrunken wird, dies akzeptiert und toleriert, vielleicht sogar gefördert wird, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ich damit ein Problem entwickle und dies auch längere Zeit gar nicht auffällt, als wenn ich in einer Umgebung lebe, in der es (fast) gar keinen Alkoholkonsum gibt.
Der Konsum von bestimmten Substanzen oder bestimmte Verhaltensweisen kann abhängig machen.
Es gibt so genannte stoffgebundene Süchte, z.B. Alkohol-, Nikotin- und Medikamentenabhängigkeit, um die drei in Deutschland am meisten verbreitete Süchte zu nennen. Man kann aber auch von vielen anderen Substanzen, wie beispielsweise Cannabis, Heroin, Kokain abhängig werden.
Neben den stoffgebundenen Süchten gibt es auch stoffungebundene Abhängigkeiten wie Spielsucht, Kaufsucht oder Medienabhängigkeit.
Sollten Sie sich fragen, ob Ihr Konsum noch risikoarm ist oder Sie bereits riskant konsumieren oder bereits abhängig sind, dann zögern Sie nicht lange und nehmen Kontakt zu einer Beratungsstelle auf. Ein Gespräch ist unverbindlich und kostenlos möglich. Je früher man sich mit diesem Thema auseinandersetzt, desto höher die Wahrscheinlichkeit einen gesunden Umgang damit zu finden. Aber auch wer über viele Jahre oder gar Jahrzehnte abhängig ist, kann (wenn auch meist nur mit professioneller Unterstützung) einen Weg aus der Sucht finden.
Es gibt verschiedene Selbsttests, um ihrem Gefühl nachzugehen. Zum Thema Alkohol können Sie sich beispielsweise auf der Internetseite "Kenn dein Limit" informieren. Eine Übersicht zu anderen Selbsttests finden Sie beispielsweise auf suchtmittel.de.
Ein andauernder riskanter Konsum oder eine Abhängigkeit hat immer auch soziale und gesundheitliche negative Auswirkungen. Jedes Jahr sterben sehr viele Menschen an den Folgen ihrer Suchterkrankung. Entweder in direkter Folge aufgrund einer Überdosis oder Erkrankungen, die durch die Sucht ausgelöst wurden (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs) oder indirekt, z.B. bei Unfällen.
Die meisten Menschen brauchen Hilfe, wenn sie wieder ohne Sucht leben wollen. Zögern Sie nicht und nehmen Kontakt zu einer Suchtberatungsstelle oder der Selbsthilfe auf. Diese können Sie unterstützen einen passenden Weg aus der Sucht zu finden und begleiten Sie diesen zu gehen.
Wer sich noch mehr mit dem Thema Konsum und Sucht auseinandersetzen möchte, findet auf den folgenden Seiten vertiefende Informationen:
Landesstelle für Suchtfragen
Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
Fachverband Glücksspielsucht
Ministerium für Soziales und Integration
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung