Heidelberger Stadtwald im Klimawandel

Tour mit Landesminister Peter Hauk, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain

Hans-Gerhard Michiels von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und Revierförster Andreas Ullmann (von rechts) sprechen mit Oberbürgermeister Eckart Würzner, Forstminister Peter Hauk, Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain und Dr. Ernst Baader vom Landschafts- und Forstamt über den Zustand des Heidelberger Stadtwaldes.
Hans-Gerhard Michiels von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg und Revierförster Andreas Ullmann (von rechts) sprechen mit Oberbürgermeister Eckart Würzner, Forstminister Peter Hauk, Umweltbürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain und Dr. Ernst Baader vom Landschafts- und Forstamt über den Zustand des Heidelberger Stadtwaldes. (Foto: Philipp Rothe)

Oberbürgermeister Eckart Würzner und Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain begrüßten am Donnerstag, 17. August 2023, den baden-württembergischen Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Peter Hauk. Gemeinsam besuchten sie den bei Erholungssuchenden sehr beliebten Heidelberger Stadtwald. In idyllischer Umgebung kamen aber auch ernste Themen wie die Waldschäden durch den Klimawandel zur Sprache.

Die Hitze und Trockenheit der vergangenen Jahre setzen vielen Bäumen im Stadtwald zu. Immer mehr sind die Beschäftigten des Landschafts- und Forstamtes deshalb mit Sicherungsarbeiten beschäftigt und müssen oft absterbende, zerfallende und umsturzgefährdete Bäume fällen. Das Betreten des Waldes geschieht zwar stets auf eigene Gefahr, da Waldbesitzende keiner Verkehrssicherungspflicht an Waldwegen nachkommen müssen – anders als zum Beispiel im innerstädtischen Bereich. Waldbesucherinnen und Waldbesucher müssen selbst auf ihre Sicherheit achten und tragen etwaige Risiken durch herabfallende Äste oder naturbelassene Wege persönlich. Dennoch ist die Stadt bestrebt, möglichst viele Gefahrenstellen zu beseitigen, um Unfällen vorzubeugen.

„Trotz des Regens der vergangenen Tage ist die aktuelle Waldschutzsituation in Baden-Württemberg sehr angespannt. Der heiße und trockene Frühsommer, lokale Sturmereignisse sowie ein hoher Ausgangsbestand an Borkenkäfern, hat die Waldschäden in fast allen Landesteilen deutlich ansteigen lassen. Waldbesitzer und Forstleute arbeiten mit vereinten Kräften daran, akute Schäden aufzuarbeiten und den gesunden Baumbestand zu schützen. Perspektivisch erfordert der Klimawandel für die nächsten Jahrzehnte eine Anpassung der Wälder durch aktive Waldpflege, um die vielfältigen Waldfunktionen zu erhalten. Baden-Württemberg ist mit den ergriffenen Maßnahmen und Initiativen unter dem Dach der Waldstrategie gut aufgestellt und unterstützt die Waldbesitzer im Rahmen des Forstlichen Förderprogramms. Dass sich gerade jetzt der Bund ausklinkt und bei den Fördermitteln aus der Gemeinschaftsaufgabe zur Bewältigung der Extremwetterereignisse drastische Kürzungen vorsieht ist das falsche Signal. Das gefährdet den Wiederaufbau sowie die Anpassung unserer Wälder an den Klimawandel und zerstört Vertrauen in die Politik“, sagte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL.

Forstminister Peter Hauk (von links) und Oberbürgermeister Eckart Würzner im Austausch mit Revierförster Andreas Ullmann und Hans-Gerhard Michiels von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.
Forstminister Peter Hauk (von links) und Oberbürgermeister Eckart Würzner im Austausch mit Revierförster Andreas Ullmann und Hans-Gerhard Michiels von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.(Foto: Philipp Rothe)

Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner ergänzte: „Im Klimawandel ist der Wald Opfer und Retter zugleich: Opfer, weil er unter der zunehmenden Hitze und Trockenheit leidet. Retter, weil er das lokale Klima verbessert und die Bäume Kohlenstoff aus der Atmosphäre aufnehmen, welches in den Holzprodukten langfristig gespeichert wird und weitere Treibhausgasemissionen substituiert. Waldschutz durch nachhaltige Forstwirtschaft stellt daher einen wichtigen Hebel im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel dar.“

Der Heidelberger Stadtwald umfasst mit 3.300 Hektar Waldfläche im Besitz der Stadt rund ein Drittel der Gemarkungsfläche. Der Gemeinderat hat die Erholungsfunktion sowie den Natur- und Artenschutz zur obersten Priorität in der Waldwirtschaft bestimmt. Gleichzeitig dient der Wald aber auch zur multifunktionellen Waldwirtschaft, die überall dort, wo es machbar ist, die Holzproduktion zulässt.

„Unser Stadtwald wird bereits seit Jahrzehnten naturnah bewirtschaftet. Er dient den unterschiedlichsten Ansprüchen, sei es als Erholungsraum, als Lebensraum für seltene und schützenswerte Tier- und Pflanzenarten oder als Wirtschaftsraum für die regionale Bereitstellung von Holz. Unsere Arbeit lassen wir außerdem von unabhängigen Experten überwachen“, so Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain bei der Tour durch den Heidelberger Stadtwald.

Diese Altbuche ist bereits stark von der so genannten Buchenvitalitätsschwäche gezeichnet. Erkennbar besonders an den Dürreerscheinungen in der Krone. Der Zustand des Baumes begünstigt den Befall durch Insekten und Pilze.
Diese Altbuche ist bereits stark von der so genannten Buchenvitalitätsschwäche gezeichnet. Erkennbar besonders an den Dürreerscheinungen in der Krone. Der Zustand des Baumes begünstigt den Befall durch Insekten und Pilze. (Foto: Philipp Rothe)

Weitere Teilnehmer der kurzen Tour waren unter anderem Dr. Ernst Baader, Leiter des Landschafts- und Forstamtes der Stadt Heidelberg, und Hans-Gerhard Michiels von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

Unterwegs erläuterten die Heidelberger Forstexperten die Herausforderungen des Klimawandels: Am Beispiel eines Eichenbestandes in sonnenverwöhnter, karger Südhanglage – dieser ist Teil eines Forschungsprojekts zum Klimawandel – sowie eines hitzegeschwächten Buchenmischwaldes. Beachtenswert an dem alten Buchen-Mischwald, der sich in einem Bereich zwischen der Bismarcksäule und dem „Fuchsrondell“ erstreckt, ist die Tatsache, dass dieses Areal nicht forstlich genutzt wird. Es gibt keinerlei Aufzeichnungen über Holznutzungen in der Vergangenheit, außer der Dokumentation von Fällungen zu Verkehrssicherungszwecken in den letzten 30 Jahren. Der Wald stellt eine interessante Beobachtungsfläche dar. Die Förster lernen an diesem Beispiel, wie alte Buchen-Mischbestände auf trockenen Standorten mit dem Klimawandel zurechtkommen, wenn der Mensch nicht eingreift. Die Ergebnisse geben jedoch wenig Anlass zum Optimismus, da die alten Buchen mit den neuen Umweltbedingungen nicht mehr gut klarkommen. Langfristig findet hier eine Baumartenverschiebung hin zu trockenheitsverträglicheren Baumarten wie Traubeneiche, Winterlinde und Esskastanie statt. Der Altbestand löst sich mehr und mehr auf und verjüngt sich von selbst. Ein Prozess, der den Förstern zwar wegen der Gefahren durch herabfallendes Totholz einige Sorgen und viel Mühe bereitet, der andererseits aus Sicht des Waldnaturschutzes auch seine positiven Seiten hat.
 

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