Handschuhsheim: Sanierungsarbeiten an Tiefburg-Brücke sind in vollem Gange
Mauern wie im Mittelalter / Fertigstellung Anfang Juni
An der Handschuhsheimer Tiefburg laufen die aufwendigen Arbeiten an der denkmalgeschützten Gewölbebrücke. Wer auf das Innere der Brücke schaut, das nun offengelegt wurde, erkennt schnell, dass hier dringend saniert werden muss. Zahlreiche lose Steine, fehlender Mörtel – die Tragfähigkeit ist eingeschränkt. Die Stadt Heidelberg setzt die historische Brücke seit Ende Januar 2025 mit Beteiligung des Landesamts für Denkmalpflege instand. Die Arbeiten sollen Anfang Juni 2025 abgeschlossen werden – pünktlich vor der Handschuhsheimer Kerwe in und um die Tiefburg, die vom 21. bis 23. Juni 2025 stattfindet.
Das Sandsteinpflaster auf der Brücke ist entfernt worden, auch die seitlichen Brüstungen wurden abgetragen. Schnell zeigte sich hier: Der Mörtel, der die Steine einst zusammenhielt, ist in großen Teilen nicht mehr vorhanden, teils ausgewaschen vom Regenwasser, teils herausgetragen von Ameisen, die die Hohlräume zwischen den Sandsteinen für ihre Nester nutzten. Gleichzeitig brachten die Ameisen Erde mit, die sich nun in großen Teilen in den Brüstungen befindet und im Vorfeld weiterer Arbeiten gründlich entfernt werden muss.
Historischer Mörtel kommt zum Einsatz
Große Teile der Brücke müssen jetzt neu gemauert werden. Dafür nutzen die Steinmetze dieselbe Technik wie ihre Kollegen im Mittelalter. Sie verwenden historischen Mörtel nach einer alten Rezeptur, unter anderem zusammengesetzt aus Kalk und zwei verschiedenen Sandsorten. Die beiden Brüstungen zu beiden Seiten der Brücke sind bereits fertiggestellt.
Während der Arbeiten werden auch die in der Brücke befindlichen Versorgungsleitungen wie Strom, Wasser, Gas und Fernwärme neu verlegt. Danach erfolgt die Sanierung der Gewölbebögen unter der Brücke, die Herstellung der Abdichtung und der Wiedereinbau des Pflasterbelags. Seit Ende März 2025 ist ein Kran auf dem Parkplatz vor der Burg platziert. Über diesen können die schweren Baumaterialien einfacher und schneller befördert werden.
Untersuchungen belegten mangelnde Tragfähigkeit
Bei Untersuchungen im Sommer 2022 hatte sich gezeigt, dass die Bogensteine der Gewölbe unter der Brücke über die Jahrhunderte zerstört und teilweise nicht mehr tragfähig waren. Um die Tiefburg und ihren Hof auch während der fast dreijährigen Sperrung zugänglich zu halten, hatte die Stadt Heidelberg eine Behelfsbrücke über der bestehenden Brücke eingebaut. Mit Blick auf die Fertigstellung der Sanierung im Juni 2025 wurde die Behelfsbrücke nicht mehr benötigt und Ende Januar 2025 abgebaut, um mehr Platz für die aktuellen Arbeiten zu haben.
Historie der Tiefburg
Die Tiefburg im Zentrum des Heidelberger Stadtteils Handschuhsheim hat ihren Namen aufgrund ihrer Lage. Sie steht – im Gegensatz zu einer auf einem Berggipfel oder an einem Berghang errichteten Höhenburg – im Tal, also in der „Tiefe“, und war als Wasserburg durch einen Wassergraben geschützt. Der Stadtteilverein Handschuhsheim, einer der Hauptorganisatoren der jährlichen Kerwe, nutzt die Burg als Vereinssitz. Es wird angenommen, dass die Burg im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie teilweise und im Orleansschen Erbfolgekrieg 1689 vollständig zerstört. 1950 ging sie in den Besitz der Stadt über.