Ausstellung „gefährdet leben – Queere Menschen 1933-1945“
Vom 10. Januar bis 16. Februar 2025 zeigen das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg und dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg im Rahmen des Jubiläums „Fünf Jahre Rainbow City Heidelberg“ die Ausstellung „gefährdet leben – Queere Menschen 1933-1945“ der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld.
Beim Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar 2023 im Deutschen Bundestag standen erstmals die queeren Opfer im Fokus. Die historisch-dokumentarische Ausstellung „gefährdet leben. Queere Menschen 1933-1945“ knüpft an dieses wichtige erinnerungspolitische Signal an und macht das Thema der Ausgrenzung und Verfolgung queerer Menschen in den Jahren 1933-1945 nun einem breiten Publikum zugänglich. Sie zeichnet die vielfältigen und ambivalenten Lebensgeschichten queerer Menschen nach. Die Ausstellung macht auch mit bislang unveröffentlichtem Material deutlich, wie das Leben vieler queerer Menschen gebrochen und zerstört wurde. Sie beleuchtet gleichzeitig, wie verbliebene Handlungsspielräume im Alltag genutzt wurden. Erzählt werden keineswegs nur Verfolgungsgeschichten, sondern auch Wege der Selbstbehauptung in einer widrigen Lebensrealität.
Zur Ausstellung wird ein umfassendes Rahmenprogramm angeboten.
Das Rahmenprogramm im Überblick:
Donnerstag, 9. Januar 2025: Eröffnung der Ausstellung mit Stefanie Jansen, Helmut Metzner und Dr. Insa Eschebach
Donnerstag, 9. Januar 2025, 18 Uhr Eröffnung mit Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für das Dezernat Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg Grußwort Helmut Metzner, Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Einführung von Dr. Insa Eschebach, Kuratorin der Ausstellung
Neben den historischen Rahmenbedingungen zeichnet die Ausstellung die vielfältigen und ambivalenten Lebensgeschichten queerer Menschen in der Zeit von 1933 bis 1945 anhand von Dokumenten, Grafiken, Fotografien und Zitaten nach. Darunter auch bislang unveröffentlichtes Material. Die Ausstellung bietet sowohl einen breiten Überblick als auch tiefergehende Einblicke in die Biografien einzelner Personen sowie aktuelle Forschungsergebnisse. Die Kuratierenden haben eine Vielzahl an Fakten, Exponaten und Erkenntnissen aus unterschiedlichen Quellen zusammengetragen. Die Einführung gewährt Einblicke in Konzept, Arbeitsprozess und Befunde der Arbeit an der Ausstellung.
Donnerstag, 16. Januar 2025: Führung durch die Ausstellung mit Karl-Heinz Steinle
Donnerstag, 16. Januar 2025, 18 Uhr Führung durch die Ausstellung mit Karl-Heinz Steinle, M.A. Kurator der Ausstellung, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsvorhaben „100 Jahre geschlechterdivers in Baden-Württemberg?! Lebenswelten und Verfolgungsschicksale von transgender, trans- und intersexuellen Menschen im deutschen Südwesten (1920 – 2020)“, Universität Stuttgart
In einem Rundgang spricht Karl-Heinz Steinle, einer der drei Kurator*innen, über die gewählten fünf Themeninseln, die er anhand einiger gezeigter Exponate vertieft. Er geht auf konzeptionelle Überlegungen und auf deren Umsetzung in der Ausstellungsarchitektur ein. Und er berichtet vom Making-of der Ausstellung, die ohne ein großes Netzwerk an Forscher*innen nicht möglich gewesen wäre.
Donnerstag, 23. Januar 2025: Vortrag „Und wenn ich zehn Jahre herumreise, kriegen tut man mich doch nicht“ von Frauke Steinhäuser
Donnerstag, 23. Januar 2025, 18 Uhr Vortrag: „Und wenn ich zehn Jahre herumreise, kriegen tut man mich doch nicht“ Frauke Steinhäuser, M.A., freiberufliche Historikerin in Hamburg
Der Vortrag geht ausführlich auf die umfassend erforschten Biografien von Otto Kohlmann und Sophie Gotthardt ein, die auch in der Ausstellung kurz vorgestellt werden: Als queere subproletarische Personen wurden sie im Nationalsozialismus sozialrassistisch verfolgt, pathologisiert und kriminalisiert, sie überlebten die Haft in mehreren Konzentrationslagern. Doch beide waren nicht nur Opfer. Sie versuchten sich gegen die eskalierenden staatlichen Kontroll-, Verfolgungs- und Gewaltmaßnahmen zu wehren. Deutlich werden dabei zwei sehr unterschiedliche Überlebensstrategien.
Donnerstag, 30. Januar 2025: Vortrag „‚Ich möchte so gerne mein Leben in die Welt schreien‘ – Adele Haas inter* im Nationalsozialismus“ von Jako Wende
Donnerstag, 30. Januar 2025, 18 Uhr Vortrag: „Ich möchte so gerne mein Leben in die Welt schreien“ – Adele Haas inter* im Nationalsozialismus Jako Wende, Dortmund, forscht zu trans*, inter* und/oder gender nonkonformen Personen
Biografische Annäherung(en) zu der Verfolgung von inter* Personen im Nationalsozialismus mit einem besonderen Fokus auf Adele Haas, die auch Teil der Ausstellung ‚gefährdet leben‘ ist. Jako Wende konnte als erste Person ihren gesamten Verfolgungs- und Lebensweg nachzeichnen und hat Kontakt mit noch lebenden Verwandten aufgenommen.
Sonntag, 2. Februar 2025: Führung durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Karen Nolte
Sonntag, 2. Februar 2025, 11.30 Uhr Führung durch die Ausstellung mit Prof. Dr. Karen Nolte, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin der Universität Heidelberg
Die Medizinhistorikerin bezieht die Rolle der Medizin in der langen Geschichte von Pathologisierung und Diskriminierung von queeren Menschen ein und setzt entsprechende Schwerpunkte in der Führung. Auch wird den Verfolgungsgeschichten aus dem deutschen Südwesten besondere Aufmerksamkeit gewidmet.
Donnerstag, 6. Februar 2025: Vortrag „Ich werde von der Menschheit als Frau als vollwertigen Menschen behandelt“ von Kai* Brust
Donnerstag, 6. Februar 2025, 18 Uhr Vortrag: „Ich werde von der Menschheit als Frau als vollwertigen Menschen behandelt“ Kai* Brust, M.A., freiberufliche*r Historiker*in in Berlin
Käte Rogalli wurde am 17. September 1903 in Berlin geboren. Als trans Person erhielt sie mit Hilfe des Berliner Instituts für Sexualwissenschaft in den 1920er Jahren einen sogenannten „Transvestitenschein“ und konnte eine amtliche Namensänderung durchsetzen. Doch mit Beginn der NS-Herrschaft wurde Käte Rogallis Leben immer schwieriger. 1937 wurde sie in das KZ Sachsenhausen deportiert, da sie trotz des Verbots durch die Gestapo weiter weiblich konnotierte Kleidung getragen hatte. Später musste sie mehrere Gerichtsverfahren durchlaufen. Zuletzt wurde sie in eine Berliner Psychiatrie zwangseingewiesen, wo sie sich im April 1943 selbst das Leben nahm. Der Vortrag stellt ihre Lebensgeschichte vor und gibt einen Einblick in die Umstände, unter denen trans Personen während der NS-Herrschaft lebten.
Donnerstag, 13. Februar 2025: Finissage mit Musikprogramm von und mit Sigrid Grajek sowie Stefanie Rediske
Donnerstag, 13. Februar 2025, 18 Uhr Finissage mit Musikprogramm „Claire Waldoff: Ich will aber gerade vom Leben singen...“ Eine musikalische Biografie von und mit Sigrid Grajek sowie Stefanie Rediske am Piano
Von 1907 bis 1935 war Claire Waldoff der singende Star auf den Brettern der großen Kabaretts und Varietés – nicht nur in Berlin. Sie trat mit Schlips und Kragen auf, rauchte Pfeife oder Zigarre und lebte 40 Jahre lang offen mit ihrer Lebensgefährtin Olga von Roeder zusammen. Sie war schon eine „neue Frau“ bevor es den Begriff überhaupt gab. Sigrid Grajek und Stefanie Rediske präsentieren Auszüge aus ihrem Programm „Claire Waldoff: Ich will aber gerade vom Leben singen...“ garniert mit Liedern, die sich in der Zeit vor 100 Jahren mit dem Thema Homosexualität/Queerness auseinandersetzten.
Hier finden Sie das Plakat (908 KB) und das Faltblatt (958 KB) des Rahmenprogramms zum Download.
Hier finden Sie das Plakat (5,1 MB) und den Flyer (430 KB) der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zur Heidelberger Ausstellung zum Download.
Adresse Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma Bremeneckgasse 2, 69117 Heidelberg