Poetische Schulfreundschaft
Grundschüler tauschen sich dichtend über Neckar hinweg aus / Weitere Schulen für Teilnahme gesucht
Um mehr Bildungsgerechtigkeit zu schaffen, will die Stadt Heidelberg mit verschiedenen Angeboten möglichst allen Bürgerinnen und Bürgern kulturelle Bildung niedrigschwellig ermöglichen. Daher ist „Kulturelle Bildung“ auch eines von drei Schwerpunktthemen, das die Stadt bei ihrer Bewerbung um die Teilnahme am Bundesförderprogramm „Bildungskommunen“ gesetzt hat. Dieses Engagement trägt in der UNESCO City of Literature bereits Früchte: Die Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse der Albert-Schweitzer-Schule im Pfaffengrund pflegen mit der Tiefburgschule in Handschuhsheim eine poetische Freundschaft und tauschen sich dichtend über den Neckar hinweg aus. Damit das Projekt wächst und fortbesteht werden weitere Schulen für den poetischen Austausch gesucht. Darauf macht jetzt das Amt für Schule und Bildung aufmerksam.
Die poetische Brieffreundschaft wurde von Sandra Stürzel-Prang, Lehrerin der Albert-Schweitzer-Schule und selbst engagierte Autorin, initiiert. „Ich will mehr freies Schreiben in den Unterrichtsalltag einbringen, denn es ist unheimlich wichtig, dass sich die Kinder frei ausdrücken können. Mit dem Projekt sollen die Schülerinnen und Schüler als Teil ihrer kulturellen Bildung freies Schreiben und Lyrik bereits in der Grundschule kennenlernen. Wir wollten das einfach mal ausprobieren und mit unserer poetischen Arbeit loslegen“, sagt Stürzel-Prang. Für den ersten Briefaustausch haben die Schülerinnen und Schüler ihrer Klasse an der Albert-Schweitzer-Schule „Haikus“ zum Thema „Tiere“ geschrieben. Ein „Haiku“ ist eine japanische Gedichtform, welche aus insgesamt 17 Silben und drei Zeilen besteht. Anschließend haben die jungen Dichterinnen und Dichter ihre Haikus illustriert und an die Tiefburgschule geschickt, wo sie von einer dritten Klasse jeweils als Antwort um zwei Mal sieben Silben ergänzt wurden. So wurden aus „Haikus“ sogenannte „Tankas“.
„Ich war wirklich begeistert, wie toll das geklappt hat und was für lustige Antworten doch entstanden sind“, berichtet Stürzel-Prang. Ein anderer Briefaustausch fand in Form von Parallelgedichten statt. Hierbei wurden an der Albert-Schweitzer-Schule Gedichte geschrieben, deren Wörter an der Tiefburgschule ausgetauscht wurden. Dabei haben die Kinder versucht, Silbenanzahl und Reimschema unverändert zu lassen. „Je nach Art der Gedichte schaffen wir es so, unsere aktuellen Grammatik-Einheiten in die poetische Arbeit miteinzubeziehen. Bei den Parallel-Gedichten haben wir zum Beispiel die Bildung von Komposita geübt“, erläutert Stürzel-Prang.
„Die Schülerinnen und Schüler sind total begeistert von der poetischen Arbeit, aber auch von den Antworten, die sie von der Tiefburgschule erhalten. In jeder freien Minute wollen sie aktuell Gedichte schreiben. Wir Lehrkräfte wiederum sind wirklich beeindruckt, was für anspruchsvolle Werke durch diesen Austausch schon entstanden sind“, berichtet Stürzel-Prang.
Die erfolgreiche Poesiefreundschaft soll nach Möglichkeit über das aktuelle Schuljahr hinaus fortgesetzt werden und auch weitere Schulen und Klassen sind zur Teilnahme herzlich willkommen: „Wir suchen Verbündete aus anderen Schulen, die Lust haben, mit uns den poetischen Dialog aufzunehmen“, so Stürzel-Prang. Hierfür bietet sie als Ansprechpartnerin Hilfestellungen für interessierte Lehrerinnen und Lehrer an. Interessierte können sich per E-Mail an bildungsbuero@heidelberg.de wenden.
Die Ergebnisse der poetischen Freundschaft sind jetzt auch online auf der Homepage der City of Literature Heidelberg zu finden unter www.cityofliterature.heidelberg.de > Poetische Brieffreundschaft.