Individuelle Begleitung auf dem Weg zu einer Ausbildung
Bildungsgang AVdual unterstützt junge Menschen, einen passenden Beruf zu finden
Für Jugendliche, die nach der Schule individuelle Unterstützung benötigen, um eine passende Ausbildung zu finden, gibt es seit Beginn des laufenden Schuljahres in Heidelberg ein neues Angebot: den Bildungsgang „Ausbildungsvorbereitung dual“ (kurz AVdual)“. In Heidelberg bieten ihn zwei Berufliche Schulen, die Johannes-Gutenberg-Schule und die Marie-Baum-Schule, an. Rund 100 Schülerinnen und Schüler besuchen den Bildungsgang in diesem Schuljahr. Das Konzept von AVdual: Über eine einjährige Ausbildungsvorbereitung soll der direkte Einstieg von der Schule in Ausbildung oder Beruf erleichtert werden. Betriebspraktika spielen dabei eine zentrale Rolle.
Viele unbesetzte Ausbildungsplätze
„Betriebe kämpfen zunehmend damit, dass Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Auf der anderen Seite gibt es Jugendliche, denen der Einstieg nach der Schule in eine Ausbildung schwerfällt und die eine enge Begleitung an der Schwelle ins Berufsleben benötigen. Hier setzt der Bildungsgang AVdual an und versucht das ‚Matching‘ zwischen jungen Menschen und Betrieben zu unterstützen “, erklärt Sozial- und Bildungsbürgermeisterin Stefanie Jansen.
Berufsorientierung direkt im Betrieb
Heidelberg ist eine von 29 Modellregionen im Land, die den Bildungsgang AV dual anbieten. Er ist Teil des Gesamtkonzepts „Neugestaltung des Übergangs Schule – Beruf“ des Landes Baden-Württemberg. Partner bei AVdual ist die Jugendagentur Heidelberg. Sie stellt den Jugendlichen im Auftrag der Stadt Heidelberg Begleiterinnen und Begleiter zur individuellen Unterstützung über den Unterricht hinaus zur Seite. AVdual-Begleiterinnen und -Begleiter sind das Bindeglied zwischen Schule, Betrieb und Familie. Ein Schwerpunkt der Berufsorientierung sind Praktika direkt in den Betrieben. So lernen die Jugendlichen Berufe besser kennen und können feststellen, ob ihr gewählter Berufswunsch auch wirklich zu ihnen passt. Gleichzeitig werden sie motiviert, Kontakte zu Ausbildungsbetrieben zu knüpfen. Dadurch verbessern sie ihre Chance auf einen Ausbildungsplatz. Neben dem Erwerb von Kenntnissen in verschiedenen Berufsfeldern erweitern die Teilnehmenden außerdem ihre Allgemeinbildung sowie die Ausbildungsreife.
Rund 100.000 Euro investiert die Stadt in den Bildungsgang. Das Land fördert die AVdual-Begleitung ebenfalls mit diesem Betrag. Koordiniert und gesteuert wird das Projekt AVdual zusammen mit anderen Maßnahmen im Übergang Schule-Beruf über das „Regionale Übergangsmanagement (RÜM)“ im Amt für Schule und Bildung der Stadt Heidelberg. Darüber hinaus unterstützt die Agentur für Arbeit das Angebot seit Anfang des Schuljahres mit einer wöchentlichen Sprechzeit der Berufsberatung.
Für Jugendliche, die nach der Schule Förderbedarf haben
AVdual richtet sich an Jugendliche, die im Anschluss an den Besuch der allgemein bildenden Schule noch Förderbedarf haben. Sie werden über AVdual zu einer Ausbildung geführt und haben auch die Möglichkeit, einen dem Hauptschulabschluss gleichwertigen Bildungsstand zu erwerben oder den Hauptschulabschluss zu verbessern. Auch Jugendliche im ersten Jahr der zweijährigen, zur Fachschulreife führenden Berufsfachschule können von AVdual profitieren, da der Bildungsgang ein hohes Maß an Flexibilität und eine hohe Durchlässigkeit bietet. Dadurch ermöglicht AVdual, einen mittleren Schulabschluss anzuschließen.
„Offene Ausbildungsstellen zu besetzen ist auch in Heidelberg und der Region eine der zentralen aktuellen Herausforderungen“, sagt Sozialbürgermeisterin Jansen. Die Corona-Pandemie hat die Situation noch weiter verschärft. Im Bezirk der Arbeitsagentur Heidelberg spiegelte sich der Fachkräftebedarf im Mai mit 1600 offenen Ausbildungsstellen, 400 davon im Gesundheits- und Sozialwesen, 300 im Einzelhandel.
Weitere Angebote der Stadt Heidelberg für den Übergang von der Schule in den Beruf
- Online-Praktikumsbörse „practise“: Seit 2017 können junge Menschen über das Online-Angebot „practise“ bei Unternehmen der Region Praktikumsstellen finden. Rund 180 Unternehmen bieten 220 Praktikumsplätze an, darunter kleinere Betriebe wie Schreinereien, Fahrradläden oder Friseure, aber auch größere Unternehmen wie Supermärkte, Hotels und Banken.
- Heidelberger Ausbildungstage: Jugendliche, die noch keine konkrete Idee haben, wohin sie ihr beruflicher Weg führen soll, können sich auf den Heidelberger Ausbildungstagen über das vielfältige Angebot an Ausbildungs- und dualen Studiengängen informieren.
- Heidelberger Übergangsmanagement: Durch das Heidelberger Übergangsmanagement an der Geschwister-Scholl-Schule sollen Schülerinnen und Schüler befähigt werden, den für sie passenden Beruf zu finden und diesen Berufswunsch auch umzusetzen. Dabei werden sie von sogenannten „Joblotsen“ kontinuierlich ab Klassenstufe 7 unterstützt.
- Jugendberufshelferin: Das Projekt „Jugendberufshelfer" verfolgt insbesondere das Ziel, die berufliche Integration von benachteiligten Jugendlichen zu verbessern. Dazu arbeitet eine Jugendberufshelferin in Heidelberg eng mit Schulen und allen am Schulleben Beteiligten zusammen.
- Informationsabende des Regionalen Bildungsbüros: „Schule fertig, was dann?“, ist die zentrale Frage der Informationsabende des Amtes für Schule und Bildung, die regelmäßig einmal im Schuljahr an zwei verschiedenen Standorten angeboten werden. Ziel ist es, einerseits über die Anforderungen an den beruflichen Schulen und andererseits über Alternativwege zum höheren Bildungsabschluss aufzuklären.
- Informationstag an beruflichen Schulen: ein Angebot mit städtischer Beteiligung, um Schülerinnen und Schülern der Realschulen, Gemeinschaftsschulen und der Internationalen Gesamtschule Einblicke in den Unterrichtsalltag an beruflichen Schulen zu gewähren.
Das Thema Berufsorientierung spielt außerdem an allen weiterführenden Schulen in Heidelberg eine große Rolle. Alle Schulen verfügen über Curricula zur Berufsorientierung und stehen in ständigem Austausch mit dem Regionalen Bildungsbüro Heidelberg. Auch zielgruppenspezifische Angebote sind so möglich. Über die „Berufsvorbereitende Einrichtung“ sowie im kommenden Schuljahr über die „Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt“ werden zum Beispiel Jugendliche mit wesentlichen Behinderungen an einer beruflichen Schule auf den ersten Arbeitsmarkt vorbereitet.