Heidelberg setzt wasserstoffbetriebenes Müllfahrzeug ein
Erste Kommune im Rhein-Neckar-Kreis mit emissionsfreier Müllabholung
Die Heidelberger Müllabfuhr bekommt ein Abfallsammelfahrzeug mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb. Seit Donnerstag, 16. März 2023, wird ein Teil des Heidelberger Abfalls emissionsfrei abgeholt. Damit ist Heidelberg die erste Kommune im Rhein-Neckar-Kreis, die ein Müllfahrzeug mit Wasserstoffantrieb in Betrieb nimmt.
Die Entwicklung der Metropolregion Rhein-Neckar mit dem Konsortium „H2Rivers“ wird als Teil des nationalen Wettbewerbs „HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland“ im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NIP2) mit insgesamt 20 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW GmbH koordiniert und durch den Projektträger Jülich (PtJ) umgesetzt.
„Mit unserem Wasserstoff-Modellprojekt gestalten wir in der Metropolregion Rhein-Neckar nachhaltige Zukunft“, sagte Dr. Doris Wittneben, Bereichsleiterin Zukunftsfelder und Innovation, Metropolregion Rhein-Neckar GmbH beim Pressetermin am 16. März 2023 auf dem Betriebshof der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Heidelberg. „Heute startet das erste Wasserstoff-Abfallsammelfahrzeug. Bald kommen weitere Fahrzeuge dazu. Und ab 2024 werden die ersten Wasserstoff-Busse in unserer Region den Betrieb aufnehmen. Damit wird Wasserstoff-Mobilität für die Menschen in der Region erlebbar.“
Erfahrungen in der praktischen Anwendung sammeln
Neben Heidelberg wird demnächst auch in Ludwigshafen und im Laufe des Jahres in Mannheim ein entsprechendes Müllfahrzeug in Betrieb genommen. Ziel ist es, durch den Einsatz der drei Fahrzeuge Erfahrungen in der praktischen Anwendung zu sammeln, die Emissionen des Verkehrs nachhaltig zu minimieren und die städtischen Fuhrparks sukzessive auch in anderen Fahrzeugbereichen auf emissionsfreie Antriebskonzepte umzustellen.
Das neue Fahrzeug wird in den Heidelberger Stadtteilen Pfaffengrund, Bahnstadt, Weststadt und Kirchheim zur Abholung des Restmülls eingesetzt.
„Schwerlastverkehr perspektivisch im Stadtgebiet emissionsfrei gestalten“
„Wir entwickeln uns mit diesem wichtigen Schritt, die Wasserstoff-Brennstoffzellentechnik auch bei einem Müllfahrzeug einzusetzen, immer stärker hin zu einer klimaneutralen Stadt. Es ermöglicht, den Schwerlastverkehr perspektivisch im Stadtgebiet emissionsfrei zu gestalten und in unseren Städten für saubere Luft zu sorgen. Die Brennstoffzelle ist die Technik der Zukunft“, sagte Eckart Würzner, Oberbürgermeister der Stadt Heidelberg, beim ersten Einsatz des wasserstoffbetriebenen Müllfahrzeuges, das von der Firma Zöller-Kipper GmbH hergestellt worden ist.
Heidelbergs Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität, Raoul Schmidt-Lamontain, bekräftigte: „Der Brennstoffzellenantrieb bietet die Möglichkeit, den Fuhrpark auch bei den schweren Nutzfahrzeugen auf emissionsfreie Antriebe umstellen zu können. Das ist ein weiterer wichtiger Meilenstein bei der Dekarbonisierung der städtischen Fahrzeugflotte. Mit dem neuen Müllfahrzeug geht die Stadt in der Region in Sachen Mobilitätswende als Vorbild voran.“
Alexander Gehling, Programm Manager Nationales Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie: „Die Stadt Heidelberg hat sich bereits 2019 für Wasserstoff als Baustein einer emissionsfreien Mobilität entschieden, seitdem ist sie Teil des H2River Projektes innerhalb des HyLand-Programms und damit ein Leuchtturm in Deutschland und in Europa. Letzten Oktober hat die rnv mit der Bestellung von 40 Brennstoffzellen Range Extender Gelenkbussen und dem Bau einer Wasserstofftankstelle auf dem Betriebshof im Wieblinger Weg den Startschuss gegeben. Mit dem Müllfahrzeug steht der nächste Schritt an.“
Wie funktioniert ein Wasserstofffahrzeug?
Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb werden von Elektromotoren angetrieben. Deshalb zählen sie zu den E-Autos. Im Unterschied zu anderen Elektrofahrzeugen produzieren Wasserstofffahrzeuge den notwendigen Strom jedoch selbst. In der Brennstoffzelle wird durch eine chemische Reaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff elektrische Energie produziert. Diese Energie wird – je nach Bedarf – in den Elektromotor und/oder die Batterie geleitet. Die Batterie dient als Zwischenspeicher, bis die Energie für den Antrieb benötigt wird. Damit ist ein Wasserstoffauto lokal emissionsfrei.
Die Leiterin der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Heidelberg, Sylvia Hafner, ist gespannt, wie sich die Brennstoffzellentechnik in der Praxis bewährt: „Müllfahrzeuge müssen hohe Anforderungen erfüllen. Insbesondere die Hanggebiete und kleine Straßen setzen eine flexible und zuverlässige Technik voraus. Ich freue mich, dass die mitarbeitenden Kollegen diese Entwicklung unterstützen.“
Das Heidelberger Fahrzeug ist auffallend und kreativ gestaltet. Mit der Gestaltung wurde der Künstler Philip Wallisfurth beauftragt. Pascal Baumgärtner von „Metropolink's Commissary“ ist der Kurator/Organisator.
Betankt wird das Müllfahrzeug an der Wasserstofftankstelle von „H2 Mobility Deutschland“ in der Speyerer Straße in Heidelberg-Kirchheim. Um die zukünftige Nachfrage der Abfallsammler als auch der geplanten Busse in Heidelberg bedienen zu können, werden bereits weitere Standorte von „H2 Mobility“ aufgebaut, so zum Beispiel die Wasserstofftankstelle auf dem rnv-Betriebshof im Wieblinger Weg, Heidelberg-Wieblingen. „Wir freuen uns, dass Heidelberg vorangeht und mit den Müllsammelfahrzeugen nun die ersten Nutzfahrzeuge an unserer Wasserstofftankstelle tanken“, betont David Aumüller, Projektentwickler bei „H2 Mobility“.