„Städtische Klimaanpassung hat viele Facetten“

Klimaspaziergang mit Klimabürgermeister Schmidt-Lamontain

Angesichts des zunehmenden Klimawandels sind Städte in Sachen Klimaanpassung in vielen Bereichen gefordert. Sie setzen sich aktiv für den Klimaschutz ein, fördern energetische Gebäudesanierung, den Ausbau von erneuerbaren Energien oder umweltfreundlicher Verkehrsträger, aber auch Schutzmaßnahmen vor Hochwasser, Starkregen oder Hitzewellen. Auch mit Blick auf den Hitzeschutz ihrer Bevölkerung stehen Städte vor großen Herausforderungen. Heidelberg hat einen umfassenden Hitzeaktionsplan verabschiedet. Ziel ist es, die Bevölkerung vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze zu schützen und gleichzeitig die Klimaschutzziele der Stadt weiter voranzutreiben. Der Hitzeaktionsplan sieht konkrete Schutzmaßnahmen vor – wie Informationen zu richtigem Verhalten bei Hitze, die Entsiegelung und Nachbegrünung von Plätzen, das Aufstellen von zusätzlichen Trinkwasserbrunnen in der Stadt oder Anpassungsmaßnahmen in der Stadtplanung.

Männer auf dem Uniplatz
Dr. Joachim Fallmann (2.v.r.), in der Abteilung Technischer Umweltschutz beim Umweltamt zuständig für den Bereich Klimaanpassung und Stadtklima, zeigt Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (2.v.l.), Dr. Raino Winkler (l.), Leiter der Abteilung technischer Umweltschutz und Andreas Lippke, Fachbereichsleiter Stadtplätze, Grünanlagen und Bäume an Straßen beim Landschafts- und Forstamt, auf dem Universitätsplatz das Klimatool, mit dem sich Anpassungsmaßnahmen ad hoc simulieren und bewerten lassen. (Foto: Philipp Rothe)

Am Donnerstag, 1. August, informierte sich Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain zum Auftakt seiner Sommertour 2024 über den aktuellen Stand des Hitzeaktionsplans. Bei einem Klimaspaziergang in der Altstadt präsentierten Experten des Umweltamts die Anwendung der neuen Stadtklimaanalyse und zeigten vor Ort Beispiele für Hitzeschutzmaßnahmen in Heidelberg. „Städtische Klimaanpassung hat viele Facetten. Anhand der Stadtklimaanalyse identifizieren wir Hitze-Hotspots im Stadtgebiet, die einen erhöhten Bedarf für Klimaanpassung haben – beispielsweise Pflegeeinrichtungen, Kindergärten oder Schulhöfe. Diese können wir dann innerhalb des Hitzeaktionsplans unterstützen, etwa mit Handlungsempfehlungen, Informationen zu bevorstehenden Hitzeereignissen oder der finanziellen Förderung von Maßnahmen wie Baumpflanzungen oder Beschattung“, sagte Schmidt-Lamontain. „Zudem haben wir mit dem Klimascanner ein neues, landesweit innovatives Tool, mit dem sich Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ad hoc im Bestand simulieren, bewerten und optimieren lassen.“
 

Trinkbrunnen, Refill-Stations und kühle Karte

Ein Spaziergang durch die Altstadt führt unweigerlich auch an einem historischen Brunnen vorbei. Diese können aktuell nicht als Trinkbrunnen genutzt werden. Derzeit prüft die Stadt gemeinsam mit dem Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises, welche historischen Brunnen perspektivisch als Trinkwasserbrunnen ertüchtigt werden können. Da es gerade bei Hitzewellen wichtig ist, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, hat Heidelberg beispielsweise an der Providenzkirche einen Trinkbrunnen eingerichtet. Dieser ist als „Laufbrunnen“ bis in den Spätherbst im Betrieb. Neue Trinkbrunnen sind 2024 in Heidelberg am Europaplatz und im Mark Twain Village geplant. Daneben gibt es in vielen Stadtteilen sogenannte „Refill-Stations“. Zumeist handelt es sich dabei um Ladengeschäfte, in denen man mitgebrachte Trinkflaschen kostenfrei mit Leitungswasser auffüllen kann. Aktuell gibt es 14 Refill-Stations im Stadtgebiet. Einen Überblick über Trinkbrunnen, Refill-Stations und kühle, schattige Orte gibt die Kühle Karte im Bürgerportal der Stadt Heidelberg unter buergerportal.heidelberg.de/kuehlekarte.

Erhalt alten Baumbestands am Theaterplatz und Messstation auf dem Uniplatz

Bei häufigeren und teils länger anhaltenden Hitzewellen werden innerstädtische Flächen, die Kalt- und Frischluft produzieren, immer wichtiger. Laut Daten der Klimaanalyse ist die Altstadt ein überhitztes Quartier. Gerade hier haben Plätze mit hohen, Schatten spendenden Bäumen wie der Theaterplatz einen großen Stellenwert. Berechnungen mit dem Klimatool zeigen, dass sich die gefühlte Temperatur im Nahbereich von voll ausgewachsenen Bäumen um bis zu 12°C verringern kann. Dort erläuterte ein Vertreter des Landschafts- und Forstamts, mit welchen Maßnahmen der Baumbestand aus alten, mächtigen Platanen bei der Umgestaltung des Theaterplatzes 2020 bewahrt wurde. Jetzt ist der Platz mit seinem Brunnen, Blumen- und Grünbeeten sowie vielen Sitzgelegenheiten eine Insel der Ruhe und bietet an heißen Sommertagen kühlenden Schatten.

Am Universitätsplatz wurde schließlich eine meteorologische Messstation und deren Funktionsweise vorgestellt. Die Messstation gehört zu mittlerweile über 20 Messstationen in Heidelberg, die im Rahmen des Forschungsprojekts HEAL des geographischen Instituts Daten zum Stadtklima sammeln. Diese fließen in die Bewertung des Klimatools ein, das für die Klimaanalyse genutzt wird. Exemplarische Messungen für den 1. Juli 2023 veranschaulichen, wie sich bestimmte Bereiche in der Stadt an einem Hitzetag bzw. in der Folgenacht lokalklimatisch darstellen.

Weitere Informationen zu Klimawandelanpassung und Hitzeaktionsplan unter: www.heidelberg.de/stadtklima

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