Handschuhsheim: Tiefburg bekommt knapp 14 Tonnen schwere Behelfsbrücke für Kerwe
Einrichtung schwebte am 12. Juni mit Spezialkran ein
Am Wochenende, 17. bis 19. Juni 2023, kündigt sich die „Hendsemer Kerwe“ an. Um die Kerwe 2023 in gewohntem Umfang im Hof und Keller der Handschuhsheimer Tiefburg stattfinden zu lassen, wurde eine Behelfsbrücke über die momentan gesperrte Gewölbebrücke gelegt. Die 13,5 Meter lange, 2 Meter breite und knapp 14 Tonnen schwere Ersatzbrücke wurde in Leipzig angefertigt. Sie schwebte am Montag, 12. Juni 2023, in einer aufwändigen Aktion ein und wurde mittels eines Speziallastkrans auf die Gewölbebrücke gehoben. Der Grund für den Behelf besteht darin, dass die historische Brücke an der Südseite der Tiefburg nicht mehr ausreichend tragfähig ist. Ohne belastbare Brücke ist eine Durchführung der Kerwe jedoch aus Sicherheitsgründen nicht möglich, da über diese einer der zwei notwendigen Rettungswege aus dem Burghof führt.
Welche Arbeiten finden momentan an der Tiefburg statt?
Im Zuge der kontinuierlichen Überwachung der Bausubstanz fanden statische Untersuchungen der steinernen Gewölbebrücke an der Südseite der Tiefburg statt. Dabei zeigte sich, dass die Bogensteine der Gewölbe über die Jahrhunderte teilweise zerstört und nicht mehr tragfähig sind. Weiter wurden folgende Arbeiten zur konkreten Feststellung des Zustands getätigt: In den vergangenen Monaten wurde eine intensive Baugrunduntersuchung durchgeführt. Als nächster Schritt wird die Brückenoberseite geöffnet und vertieft untersucht. Ziel der Arbeiten ist, die Tragfähigkeit der Brücke zu ermitteln und diese langfristig zu sichern. Bei allen Bodeneingriffen wird standardmäßig ein Facharchäologe der Stadt hinzugezogen. Eventuelle Ergebnisse können erst nach entsprechender Auswertung veröffentlicht werden.
Die ersten Untersuchungen und Sofortmaßnahmen erfolgten bereits Mitte 2022. Die Dauer der Arbeiten können derzeit jedoch noch nicht abgeschätzt werden. Geplant ist die Fertigstellung bis Ende 2023. Die Gesamtkosten der Sanierungsarbeiten werden derzeit auf 750.000 Euro geschätzt. Die Behelfsbrücke kostet rund 45.000 Euro und wird im Zuge der Sanierung finanziert.
Die Historie der Tiefburg in Handschuhsheim
Die Tiefburg im Zentrum des Heidelberger Stadtteils Handschuhsheim hat ihren Namen aufgrund ihrer Lage. Sie steht – im Gegensatz zu einer auf einem Berggipfel oder an einem Berghang errichteten Höhenburg – im Tal, also in der „Tiefe“, und war als Wasserburg durch einen Wassergraben geschützt. Der Graben war einst wesentlich tiefer und erhielt sein Wasser vom Mühlbach. Der Stadtteilverein Handschuhsheim, einer der Hauptorganisatoren der jährlichen Kerwe, nutzt die Burg als Vereinssitz. Es wird angenommen, dass die Burg im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Im Dreißigjährigen Krieg wurde sie teilweise und im Orleansschen Erbfolgekrieg 1689 vollständig zerstört. 1950 ging sie in den Besitz der Stadt über.