Heidelberger Literaturtage 2020 gelungen über digitale Bühne gegangen
Rund 2.000 Literaturbegeisterte weltweit verfolgten das fünftägige Online-Festival im Livestream
Die Premiere kann als geglückt bezeichnet werden: nach anfänglich kleineren Serverproblemen am Eröffnungsabend sind die 26. Heidelberger Literaturtage vom 24. bis 28. Juni 2020 flüssig und mit Verve und guter Resonanz über die Bühne gegangen. Rund 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauer hatte das Festival an seinen fünf Tagen insgesamt zu verzeichnen, im Schnitt haben sich 80 bis 100 Literaturbegeisterte in jede der 20 Veranstaltungen online zugeschaltet. „Mit diesem Ergebnis können wir durchaus sehr zufrieden sein. Es hat sich gezeigt, dass das Online-Festivalformat, wie wir es für die UNESCO City of Literature Heidelberg entwickelt haben, tragfähig ist: die Kombination einer Festivalplattform mit einem Festivalstudio, von dem aus alle Beiträge live moderiert und gesendet werden“, so Dr. Andrea Edel, Leiterin des Kulturamts der Stadt Heidelberg.
Die eigens für das Festival eingerichtete Webplattform ermöglichte es dem Publikum, sich in einem parallelen Live-Chat über das Gesehene und Gehörte auszutauschen und den Autorinnen und Autoren live Fragen zu stellen, die dann ad hoc von der Festivalmoderatorin Katharina Borchardt in ihre Interviews eingeflochten wurden. Sogar mit Wunschsignatur der Autorinnen und Autoren des Festivals versehene Buchexemplare konnten vom heimischen Wohnzimmer aus bei einer der beiden beteiligten Heidelberger Buchhandlungen bestellt werden. Auch die Idee der Sichtbarmachung des Publikums bewährte sich als wertvolles Element, um ein Miteinander der Festivalbesucherinnen und -besucher herzustellen. 44 Bilder wurden von Festivalgästen auf der Plattform hochgeladen. „Es ist uns gelungen, viel vom spezifischen Charakter des traditionell an das historische Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz gebundene Festival Heidelberger Literaturtage ins Online-Format zu transferieren“, sagt Georg Bachmann, Produktionsleiter der Heidelberger Literaturtage.
Der Literaturgenuss vor den Bildschirmen ließ dabei kaum erahnen, welcher Aufwand sich hinter den Kameras des Online-Festivals verbarg: Das Kulturamt der Stadt Heidelberg mit dem gesamten Team hatte die zügige Umstrukturierung des eigentlich bereits fix und fertig konzipierten Festivals in gut zwei Monaten vornehmen müssen, nachdem klargeworden war, dass die Literaturtage 2020 nicht im Spiegelzelt auf dem Universitätsplatz würden stattfinden können. Zahlreiche Programmbeiträge wurden in Video-Live-Chats vorproduziert, darunter Beiträge in verschiedenen Sprachen, die untertitelt, simultanübersetzt oder um Voiceovers und Texteinblendungen ergänzt wurden. Mit den regionalen Firmen rent4event und rami.io lag die technische Umsetzung der Vorproduktionen und der Aufnahmen im Festivalstudio sowie die Präsentation des Livestreams inklusive Festivalatmosphäre auf der Webplattform in professionellen Händen.
Viele der beteiligten Künstlerinnen und Künstler konnten live im Festivalstudio vor Ort auftreten.
Die geografisch ungebundene Bühne im Internet ermöglichte es aber auch, durch koordinierte Videoschalten Autorinnen und Autoren aus UNESCO Cities of Literature der ganzen Welt live ins Festival zu holen – vom kanadischen Québec über das irländische Dublin und das isländische Reykjavík bis zum australischen Melbourne. Und auch das internationale Publikum konnte trotz Reisebeschränkungen live in Heidelberg präsent sein. „Gerade für die internationalen Produktionen der UNESCO City of Literature Heidelberg bietet das Online-Festivalformat neue Möglichkeiten: Gemeinsame Live-Auftritte und Gespräche mit Akteuren in mehreren Ländern, moderiert in Heidelberg“, so Edel.
Die Festivalplattform 2020 unter www.heidelberger-literaturtage.de bleibt noch bis zum 15. Juli 2020 online und wird im Nachgang um die eine oder andere Aufzeichnung des Festivalprogramms ergänzt.
Das Datum für die 27. Heidelberger Literaturtage steht bereits fest: 9. bis 13. Juni 2021. Je nachdem, wie sich in Bezug auf Corona die Dinge in den nächsten Monaten entwickeln, wird das Festival dann im Online-Format oder wieder analog realisiert.