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Kostenlose Tampons und Binden: Gemeinderat stimmt für Pilotprojekt in Heidelberg

Gesellschaftliche Enttabuisierung des Themas Menstruation / Start im Herbst an vier Standorten

In Heidelberg soll ab 1. September ein Pilotprojekt zur kostenlosen Abgabe von Menstruationsartikeln starten. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 10. Februar 2022 mit großer Mehrheit beschlossen. Das Projekt ist zunächst auf ein Jahr befristet. In der Pilotphase ist es auf vier Standorte begrenzt: das Rathaus, das Bürgeramt Mitte in Bergheim, die Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule in Kirchheim und das Kulturhaus Karlstorbahnhof. Mittel in Höhe von 20.000 Euro sind für das Projekt angesetzt.

„Mit der niederschwelligen Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsartikeln können wir einerseits die gesellschaftliche Enttabuisierung des Themas fördern. Das halte ich gerade mit Blick auf die Schulen für wichtig. Gleichzeitig ist diese Maßnahme unter wirtschaftlichen Aspekten betrachtet ein Beitrag zu mehr Teilhabe- und Geschlechtergerechtigkeit. Wenn Tampons und Binden an öffentlichen Orten kostenlos verfügbar sind, unterstützten wir damit im Alltag auch jene Frauen, die sich in sozial prekären Lagen befinden“, sagt Stefanie Jansen, Bürgermeisterin für Soziales, Bildung, Familie und Chancengleichheit der Stadt Heidelberg.

Weil zwar seit dem vergangenen Jahr an verschiedenen Stellen im Bundesgebiet erste Versuche zur Umsetzung der Abgabe von kostenlosen Menstruationsartikeln in Schulen und öffentlichen Gebäuden angestoßen wurden, aber bislang keine konkreten Umsetzungsdaten verfügbar sind, soll das Projekt in Heidelberg zunächst zeitlich befristet und auf ausgesuchte Standorte begrenzt werden: Das Rathaus wurde dabei aufgrund seiner zentralen Lage ausgewählt, das Bürgeramt Mitte als das am stärksten frequentierte Bürgeramt, die Geschwister-Scholl-Schule als weiterführende Schule mit heterogener Schülerschaft und der Karlstorbahnhof als bei Frauen aller Altersgruppen beliebte Kulturinstitution. Um die Produkte möglichst niedrigschwellig verfügbar zu machen und auf beengte räumliche Bedingungen eingehen zu können, sollen an allen Standorten mit Binden und Tampons gefüllte Körbchen aufgestellt werden. Diese werden aus Hygienegründen separat abgepackt bereitgestellt. Eine Kooperation mit pro familia soll an der Schule dazu beitragen, das Thema zu entstigmatisieren und die Selbstwirksamkeit von jungen Frauen zu unterstützen.

Das Projekt wird koordiniert von der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten im Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg. Sie wird zum Ende der Projektlaufzeit dem Ausschuss für Soziales und Chancengleichheit das Ergebnis der Verbrauchserhebung und die Erfahrungswerte der einzelnen Standorte berichten. Beides bildet die Grundlage für ein weiteres städtisches Vorgehen. International gibt es bereits Vorreiter: In Frankreich, Irland, Neuseeland und Australien werden bereits großflächig Menstruationsartikel an ausgewählten öffentlichen Orten, wie Bildungseinrichtungen, Jugendzentren oder Unterkünften für Wohnungslose, kostenlos zur Verfügung gestellt. Dadurch wurde in diesen Ländern das Thema Menstruation auch stärker in den öffentlichen Diskurs gerückt und enttabuisiert.

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