Treuhandvermögen Bahnstadt: Wirtschaftsplan soll bis 2027 verlängert werden
Gemeinderat stimmt am 10. Februar ab / Defizit erhöht sich / Langfristig zahlen sich Investitionen aus
Von einer riesigen Brachfläche zum urbanen Passivhaus-Stadtteil: Die Bahnstadt ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Deutschlands und leistet einen wesentlichen Beitrag für die Schaffung von neuem Wohnraum in Heidelberg. Heute ist die Bahnstadt das Zuhause von rund 5.600 Menschen, darunter knapp 1.100 Kinder. Mit den zusätzlich entstandenen Arbeitsplätzen erbringt die Bahnstadt einen langfristigen Mehrwert für die Stadt Heidelberg, vor allem in punkto Infrastruktur, und sichert jährliche Einnahmen in Millionenhöhe über Finanzausgleich und Steuern. In der Gemeinderatssitzung am Mittwoch, 10. Februar 2021, stehen die Verlängerung des Treuhandvermögens Bahnstadt bis 2027 sowie die Genehmigung des Wirtschaftsplans 2021 auf der Agenda.
„Die Bahnstadt liegt uns sehr am Herzen: Das Geld, das wir jetzt in die Bahnstadt stecken, ist gut investiert. Wer langfristig plant, dem wird klar, dass die Bahnstadt in Zukunft einen Beitrag liefert, die Töpfe der Stadtkasse zu füllen. Etwa 1.200 Euro erhält die Stadt jährlich pro Einwohner vom Land über den Finanzausgleich. Bei voraussichtlich bis zu 6.800 Bewohnerinnen und Bewohnern kommen künftig pro Jahr mehr als acht Millionen Euro zusammen. Das ist umso bedeutender, da rund 60 Prozent der Menschen von außerhalb Heidelbergs in die Bahnstadt ziehen. Das sind also zusätzliche Einnahmen für den städtischen Haushalt, die allerdings in die Bahnstadt-Bilanz nicht einfließen“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Bahnstadt-Entwicklung: rund zwei Drittel des Areals fertiggestellt
Die Entwicklung der Bahnstadt verläuft sehr dynamisch: Von dem 116 Hektar großen Bahnstadt-Areal sind rund 80 Hektar fertiggestellt – das sind rund zwei Drittel der Fläche. Alle noch ausstehenden Maßnahmen zur Herstellung der notwendigen Infrastruktur, etwa in Bahnstadt-West, am Europaplatz und Konferenzzentrum sowie rund um die Eppelheimer Straße bündelt der Wirtschaftsplan Bahnstadt. Nachdem dieser zu Beginn der Bahnstadt-Entwicklung erst einmal nur auf 15 Jahre angelegt werden konnte und seither auf Ende 2022 ausgerichtet ist, steht nun die Verlängerung der Laufzeit bis Ende 2027 zum Beschluss. Dadurch wird der perspektivischen Dauer der Entwicklung des Stadtteils Rechnung getragen und der Wirtschaftsplan an die baulichen Abläufe vor Ort angepasst. Trotz der dynamischen Entwicklungen haben insbesondere das zunehmende Bauen in einem immer größer werdenden Wohngebiet sowie die kleinteiligere Eigentümerstruktur für Verzögerungen gesorgt. Ebenso spielte eine Rolle, dass personelle Ressourcen durch die parallele Entwicklung der Konversionsflächen in der Südstadt und in Rohrbach zusätzlich gebunden sind.
Mit der Verlängerung der Laufzeit des Wirtschaftsplans hat die Stadtverwaltung kritisch geprüft, in welchen Bereichen Kostensteigerungen vermieden und mögliche Einsparpotentiale bei noch ausstehenden Maßnahmen ausgeschöpft werden können. 2021 erhöhen sich die Kosten für die Gesamtmaßnahme, etwa aufgrund der Fortschreibung laufender Finanzierungskosten aus Krediten, Baupreissteigerungen sowie zusätzlichen Baumaßnahmen, die bislang nicht Teil des Wirtschaftsplans waren. Es ergibt sich ein neues Defizit von rund 32,3 Millionen Euro. Das sind rund 6,4 Millionen Euro mehr als der geplante Saldo des Vorjahres.
„Die Entwicklung eines neuen Stadtteils kann ein Defizit mit sich bringen, etwa durch entstandene Kosten beim Bau von Straßen und Plätzen, Kitas und Schule. Das ist vergleichbar mit Investitionen in privates Wohneigentum. Wer eine Wohnung oder ein Haus kauft, macht Schulden. Langfristig zahlt sich das aber aus“, sagt Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.
Einnahmen durch Bahnstadt: Stadt verbuchte bereits rund 331 Millionen Euro
Die Stadt hat bisher rund 365 Millionen Euro in die Bahnstadt investiert (Stand: 30.06.2020). Mit diesem Geld schuf die Stadt die technische und soziale Infrastruktur, die von Menschen aus ganz Heidelberg genutzt wird. Das Besondere: Finanziert wurde die Bahnstadt-Infrastruktur nicht aus dem städtischen Haushalt. Das Geld dafür stammt aus der entwicklungsbedingten Wertsteigerung der Grundstücke. Die Stadt hat darüber bereits Einnahmen in Höhe von rund 331,3 Millionen Euro verbucht.
Weitere Informationen unter www.heidelberg-bahnstadt.de.