Gratis-ÖPNV: Auswertung deutet auf Umstieg vom Auto auf Bus und Straßenbahn hin

Rund acht Prozent weniger Personenkraftwagen auf Hauptverkehrsachsen

An vier Samstagen im Frühjahr konnten Heidelbergerinnen und Heidelberger sowie Gäste im gesamten Stadtgebiet Busse und Straßenbahnen kostenlos nutzen. Die Fahrgastzahlen in Heidelberg lagen an den vier Gratis-Samstagen (26. März, 2., 9. und 16. April 2022) im Schnitt etwa 15 Prozent höher als an dem „normalen“ Samstag davor (19. März), wie die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) festgestellt hat. Wie sich die Aktion auf andere Verkehrsarten ausgewirkt hat, zeigt eine Auswertung des Amts für Verkehrsmanagement, die dem Gemeinderat im Vorfeld seiner Sitzung am 2. Juni 2022 zur Verfügung gestellt wurde.

Demnach hat die Auswertung von 13 Kameras, die vor allem an Hauptverkehrsstraßen installiert sind, ergeben, dass die Pkw-Frequenz an den vier Gratis-Samstagen im Durchschnitt um rund acht Prozent gefallen ist – verglichen mit den beiden Samstagen vor und nach der Aktion. Dies deutet darauf hin, dass es zu einem Umstieg von Autofahrenden zum ÖPNV gekommen ist. Vor allem die Kombination aus „kostenloser ÖPNV“ und „Lange Einkaufsnacht“ am 9. April hat zu einem niedrigeren Pkw-Aufkommen auf den ausgewerteten Straßenabschnitten geführt – bei gleichzeitig hoher Auslastung des ÖPNV. An dem Tag der Langen Einkaufsnacht lag der Fahrgastzuwachs im ÖPNV sogar bei 23 Prozent im Vergleich zum Vor-Samstag der Aktion.

An Erschließungsstraßen – dabei handelt es sich überwiegend um Tempo-30-Zonen – wurde die Abnahme von Personenkraftwagen zwar nicht festgestellt. Jedoch ist der Anteil der Wege im motorisierten Individualverkehrs innerhalb Heidelbergs ohnehin gering: So nutzen laut der Studie Mobilität in Städten rund 80 Prozent der Heidelberger für innerstädtische Wege bereits den Umweltverbund, also gehen zu Fuß, fahren mit dem Fahrrad oder nutzen den öffentlichen Personennahverkehr.

Das Radverkehrsaufkommen war an den vier Samstagen mit kostenlosem ÖPNV geringer als sonst: So wiesen Auswertungen an 34 Zählstellen in der Stadt eine Abnahme der Radverkehrsmengen um circa acht Prozent während der Aktionstage auf. Dies kann jedoch darauf zurückgeführt werden, dass der Radverkehr allgemein sehr sensibel ist und eine Abhängigkeit zu den Witterungsverhältnissen besteht. An den zwei mittleren Samstagen des kostenlosen ÖPNV (2. und 9. April) gab es in Heidelberg Schneefall und Regen mit Tagesdurchschnittstemperaturen unter fünf Grad. Die Witterungsverhältnisse könnten auch erklären, warum trotz weniger Autos auf den Haupteinfahrtsstraßen bei vier untersuchten Parkhäusern in der Innenstadt ein leicht erhöhtes Einfahrtsvolumen festgestellt wurde.

Rund 140.000 Euro für die erste Stufe des Gratis-ÖPNV

Für die vier Heidelberger Gratis-Samstage hatte der Gemeinderat im Februar 2022 insgesamt 140.000 Euro bereitgestellt. Er folgte mit seiner Zustimmung dem Vorschlag von Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner, nach Vorbild der Partnerstadt Montpellier in mehreren Stufen einen kostenlosen Nahverkehr einzuführen. Als nächsten Schritt hatte die Verwaltung im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Energie am 30. März 2022 vorgeschlagen, ab Herbst dieses Jahres kostenlosen ÖPNV für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren einzuführen und für Menschen ab 60 Jahren ein Jahresticket für 365 Euro anzubieten. Zunächst sollen auf Wunsch des Gremiums aber weitere Varianten berechnet werden.

Fahrgastzuwachs an allen vier Gratis-Samstagen in Heidelberg

Alle vier Samstage mit dem kostenlosen Heidelberger Nahverkehrsangebot waren erfolgreich: Die Fahrgastzahlen in Heidelberg lagen an den vier Gratis-Samstagen im Schnitt etwa 15 Prozent höher als an dem „normalen“ Samstag davor (19. März 2022). Am Samstag, 9. April 2022, an welchem in Heidelberg die Lange Einkaufsnacht stattgefunden hatte, lag dieser Wert sogar bei 23 Prozent. Im Rest des Verkehrsgebietes gab es einen derartigen Anstieg nicht, wie die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) feststellte. Der Anstieg der Fahrgastzahlen in Heidelberg sei damit recht plausibel zu einem großen Teil auf das kostenlose Angebot zurückzuführen, auch wenn gewisse Sondereffekte wie der Verlauf der Corona-Pandemie eine genaue Bewertung erschwerten. An jedem Gratis-Samstag wurden somit durchschnittlich etwa 10.000 Fahrgäste hinzugewonnen.

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