Gemeinderat verabschiedet Fahrplan für die Wärmewende in Heidelberg bis 2040

Hauptinstrument: Ausbau der „grünen“ Fernwärme

Das Ziel ist klar: Spätestens 2040 soll die komplette Wärme in Heidelberg klimaneutral erzeugt werden. So fordern es der gesetzliche Rahmen sowie die Klimaschutzziele des Landes. Wie der Weg dahin aussehen kann, zeigt der kommunale Wärmeplan. Dieser Fahrplan beschreibt, welche Wärmeversorgungslösungen zum Einsatz kommen sollen und wo Wärmenetze ausgebaut werden können (www.heidelberg.de/waerme). Der Gemeinderat hat in seiner Sitzung am 15. November 2023 den kommunalen Wärmeplan mehrheitlich verabschiedet.

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Die Umstellung auf nachhaltige Wärme kostet bis 2040 geschätzt 2,8 Milliarden Euro. 825 Millionen Euro davon fallen für den Aus- und Umbau der Netze sowie für neue Erzeugungsanlagen bei den Stadtwerken Heidelberg an. Einen Teil davon fangen Förderprogramme des Bundes auf.

Wichtigste Botschaft: großflächiger Ausbau der Fernwärme in Heidelberg

Die wichtigste Botschaft ist: Die Fernwärme soll in Heidelberg großflächig ausgebaut werden. Wo die Fernwärme bereits liegt oder in den nächsten Jahren noch verlegt werden soll, wird der Anschluss ans Wärmenetz empfohlen. Problematisch für den Fernwärmeausbau sind Hanglagen insbesondere in Ziegelhausen und Schlierbach, teilweise aber auch in Neuenheim, Handschuhsheim und Rohrbach oder entfernt liegenden Gebieten wie dem Grenzhof. Die Lösungen sind hier dezentrale Wärmepumpen, die entweder mit Umgebungsluft oder aus Effizienzgründen noch besser mit Erdwärme betrieben werden können, oder möglicherweise eigene Nahwärmenetze.

Für die Wärmewende muss der Wärmebedarf reduziert werden. So sollen bis zum Jahr 2040 rund 16 Prozent des Energiebedarfs eingespart werden. Neben neuen Heizungen ist deshalb ein weiterer wichtiger Baustein, dass der Wärmebedarf gesamtstädtisch durch energetische Sanierungen gesenkt werden muss.

Der Wärmeplan bildet nur die Leitlinien für die Wärmewende in Heidelberg. Konkrete Schritte wie der Fernwärmeausbau in bestimmten Straßen oder der Bau von Flusswärmepumpen müssen zukünftig noch im Einzelfall geplant und beschlossen werden. 

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Wie geht es weiter?

Aktuell sind bereits rund 50 Prozent der Haushalte an das Fernwärmenetz angeschlossen. Damit belegt Heidelberg deutschlandweit einen Spitzenplatz. In der Ebene sollen künftig fast alle Gebiete an die Fernwärme angeschlossen werden. Der nächste Schritt ist der verstärkte Ausbau in Heidelberg-Neuenheim – nach Abschluss aller notwendigen Vorarbeiten startet er voraussichtlich im Frühjahr 2024 und soll im Jahr 2027 abgeschlossen sein.

Der Wärmeplan liefert noch keine straßenscharfe Darstellung der Fernwärme und bietet auch keine Anschlussgarantie an das Wärmenetz. Die Stadtwerke Heidelberg erstellen derzeit eine genaue Ausbauplanung der Fernwärme sowie einen Zeitplan. Voraussichtlich ab Anfang 2024 ist der Ausbauplan auf www.swhd.de/fernwaerme-verfuegbarkeit zu finden. Dort können Interessierte ihren Anschlusswunsch an die Fernwärme mitteilen.

Übergangsfrist beim Heizungstausch gemäß Gebäudeenergiegesetz bis Juni 2026

Das neue Gebäudeenergiegesetz (GEG) tritt zum 1. Januar 2024 in Kraft. Es besagt, dass neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Durch den Anschluss an ein Wärmenetz oder durch die Installation einer Wärmepumpe ist diese Auflage automatisch erfüllt. Bestehende Heizungen dürfen weiter betrieben und auch repariert werden.

Die neuen Regelungen gelten zunächst nur für Neubauten in Neubaugebieten. Für alle anderen Gebäude in Heidelberg (Bestandsgebäude und Neubauten in Baulücken) gibt es eine Übergangsfrist bis 30. Juni 2026 (Übergangsfrist für Städte ab 100.000 Einwohnende).

Wer seine Heizung tauschen möchte und dabei auf 65 Prozent erneuerbare Energie umsteigt, kann eine staatliche Förderung nutzen. Geplant ist, ab 1. Januar 2024 allen, die auf 65 Prozent Erneuerbare umsteigen, eine Grundförderung in Höhe von 30 Prozent der Investitionskosten zu bieten. Informationen dazu und zu weiteren Fördermöglichkeiten gibt es unter www.energiewechsel.de/beg beziehungsweise unter www.bafa.de/beg.

Informationen online

Auf der städtischen Website zur klimaneutralen Wärmeversorgung unter www.heidelberg.de/waerme kann der komplette Wärmeplan eingesehen werden und es werden die wichtigsten Fragen rund um die Wärmewende beantwortet.

Das Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie steuert die kommunale Wärmeplanung gemeinsam mit den Stadtwerken Heidelberg. Den Wärmeplan haben die Ingenieurbüros „Enerko“ und „ebök“ sowie das Forschungsinstitut ifeu erstellt.

Heidelberger Klimaschutzaktionsplan

Die Stadt Heidelberg hatte mit dem Klimaschutzaktionsplan (www.heidelberg.de/masterplan100) folgende Ziele formuliert, um die Transformation der Fernwärme von der konventionellen, kohlebasierten Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung hin zu einer „grünen“ Fernwärme zu gestalten:

  • Grüne Wärme: bis 2020 für alle Fernwärme-Kundinnen und -Kunden 50 Prozent „grüne“, CO<sub>2</sub>-neutrale Wärme (Ziel bereits erreicht) 
  • bis 2025 Erzeugung von einem Drittel der Fernwärme in Heidelberg 
  • Gestaltung der Fernwärme bis 2030 weitgehend CO2-neutral 
  • ab 2030 kein Fernwärme-Bezug aus Steinkohle

#hd4climate: Heidelberg ist Vorreiter beim Klimaschutz

Heidelberg will seine Vorreiterrolle im Umwelt- und Klimaschutz weiter ausbauen. Auf seinem Weg zur Klimaneutralität hat Heidelberg im November 2019 einen Klimaschutz-Aktionsplan mit den ersten 30 konkreten Vorschlägen aufgelegt. Dieser Aktionsplan legt Ziele und Prioritäten innerhalb des „Masterplan 100% Klimaschutz“ fest (www.heidelberg.de/masterplan100). Die Vorschläge betreffen alle Lebensbereiche, von Bauen und Wohnen, Ernährung und Konsum über die naturnahe Stadtgestaltung bis hin zur Mobilität (#hd4climate). Auch die Verdoppelung der Altbausanierungsrate ist Teil des Klimaschutz-Aktionsplans.