Encourage Ventures hilft Gründerinnen
Nach 100 Tagen zieht Ina Schlie positive Bilanz: Die Heidelberger Finanz-Spezialistin und Multi-Aufsichtsrätin hatte im Sommer das Investorinnen-Netzwerk Encourage Ventures mitbegründet. Das Besondere dabei: Es fördert Neugründungen, an denen mindestens eine Frau beteiligt ist – und zwar im Gründerteam. Wichtig ist Ina Schlie der ganzheitliche Ansatz: „Wir begleiten Start-ups von der Idee bis zum Börsengang und bringen das Know-how aus verschiedenen Branchen zusammen, um mehr Vielfalt in die Landschaft der Gründer und Gründerinnen sowie Investoren und Investorinnen in Deutschland zu bringen. Warum das notwendig ist, zeigen die folgenden Zahlen: 2020 hatten laut Female Founders Monitor nur fünf Prozent der Gründerinnenteams bereits eine Millionen Euro oder mehr externes Kapital erhalten – bei den Gründerteams sind es dagegen rund 30 Prozent. Dafür gibt es aus wirtschaftlicher Sicht keinen Grund. Von Frauen gegründete Unternehmen sind erfolgreicher: Laut Boston Consulting Group generieren von Frauen geführte Start-ups aus jedem investierten Dollar 78 Cent Umsatz – Männer hingegen nur 31 Cent.“
Immer noch massiv benachteiligt
Gründerinnen sind in Deutschland immer noch massiv benachteiligt. Das hat vielfältige Ursachen. „Wir hören von weiblichen Start-ups, dass auf Anfragen der weiblichen Mitgründer nicht reagiert wird. Schreibt der männliche Mitgründer erhält er eine Antwort, das bedeutet, dass von Männern geführte Start-ups den Gründerinnen gegenüber häufiger bevorzugt werden. Das reflektiert sich auch darin, dass 90 Prozent des Venture Capitals an männliche Gründer geht. Diese Zahlen sind sichtbar und schrecken viele Frauen schon im Vorfeld davon ab zu gründen. Auch fehlt es an einem direkten Austausch mit anderen Investorinnen auf Augenhöhe. Voneinander Lernen und eine mehrdimensionale Beratung und Mentoring sind uns dabei besonders wichtige Punkte“, erklärt Ina Schlie.
Das Zwischenfazit nach 100 Tagen Tätigkeit fällt für Ina Schlie positiv aus. Die Anzahl der Investorinnen im Verein ist von anfangs 60 auf 300 angewachsen und mehr als 240 divers geführt Start-ups haben sich auf der Online-Plattform registriert. In Pitch-Nights, die etwa alle sechs Wochen stattfinden, werden Gründerinnen und Investorinnen zusammengebracht. Bisher hat Encourage Ventures schon 20 Start-ups durch Investments, Mentoring und Sponsoring unterstützt. „Wir suchen nach Gründerinnen, die einer großen Vision folgen. Eine überzeugende Geschäftsidee, Passion, Personality und Mut sind Attribute, die uns begeistern und die wir durch unser Netzwerk unterstützen wollen. Die Größe unseres Netzwerkes erlaubt es uns dabei, die Start-ups in allen Entwicklungsstufen zu unterstützen, sowohl finanziell als auch durch Mentoring und Coaching. Wir sind dabei auf keine Branche festgelegt, sondern möchten Start-ups aus allen Bereichen und Branchen nachhaltig, ganzheitlich und interdisziplinär unterstützen“, so Ina Schlie.
Start-ups aus Heidelberg sind dabei
Der Sitz von Encourage Ventures ist zwar in Berlin, doch auch in Heidelberg gibt es schon Effekte. Das Heidelberger Unternehmen „Spoontainable“, das essbare Eislöffel und Kaffeerührstäbchen produziert, wird bereits unterstützt und auch das Start-up "Kaltum", ein Spin-Off der Universität Heidelberg, hat sich vorgestellt. Encourage-Ventures-Mitglied Katrin Lehmann unterstützt es als Mentorin. „Kaltum“ möchte einen Quantencomputer bauen, der mittels einer Cloud ortsunabhängig zugänglich ist. Katrin Lehmann und Bettina Görner leben in Heidelberg und sind Mitglieder des Netzwerks. Heike Schönmann kommt ebenfalls aus der Region.
Eine Unternehmenslandschaft mit mehr Gründerinnen – das ist wichtig für die Zukunftsfähigkeit Heidelberg als Wirtschaftsstandort. So betont Ina Schlie: „Nur die globalen Innovations-Hotspots, die Diversität wirklich fördern und ermöglichen, werden zukünftig erfolgreich sein, davon sind wir überzeugt.“
Investorinnen und Gründerinnen können sich auf www.encourage-ventures.com registrieren.