Starker Ausbildungsstandort Heidelberg
Anstieg bei Ausbildungsplätzen um 19 Prozent / Vielfältige Angebote für Auszubildende und Betriebe
Eine Ausbildung ist für viele junge Menschen ein erfolgreicher Einstieg ins Berufsleben. Für Betriebe bietet sie die Chance, qualifizierte Mitarbeitende für die Zukunft des Unternehmens zu gewinnen und dem Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken. Heidelbergs Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner und Klaus Pawlowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Heidelberg, haben am Montag, 26. September 2022, bei einem Pressetermin bei dem Unternehmen Selz & Cie GmbH im Stadtteil Rohrbach über die aktuelle Situation auf dem Heidelberger Ausbildungsmarkt und Unterstützungsangebote für Auszubildende und Betriebe informiert.
„Der Ausbildungsstandort Heidelberg steht weiterhin sehr gut da: Bei der Vermittlung von Auszubildenden und der Zahl der Ausbildungsstellen belegen wir landesweit Spitzenplätze. Das zeigt, dass unsere Angebote für Betriebe und Auszubildende gemeinsamen mit der Agentur für Arbeit und weiteren Partnern greifen“, sagt Oberbürgermeister Prof. Würzner: „Dennoch ist jeder unbesetzte Ausbildungsplatz einer zu viel. Hier setzen wir an: Mit Projekten in Schulen und den Heidelberger Ausbildungstagen helfen wir beim Berufseinstieg und bringen Unternehmen und Auszubildende zusammen. Mit dem Ausbildungshaus haben wir bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende geschaffen, mit dem teilnehmende Betriebe auch werben können. Die Nachfrage ist so groß, dass wir bereits einen zweiten Standort suchen. Mit den bezuschussten Jahrestickets für den ÖPNV unterstützen wir Auszubildende auf dem Weg zur Arbeitsstelle. Vielen Unternehmen gelingt es auch, mit attraktiven Angeboten und kreativen Ideen geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu finden.“
Klaus Pawlowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit: „Die Duale Ausbildung ist ein weltweit anerkanntes Erfolgsmodell und nach wie vor als Einstieg ins Berufsleben äußerst attraktiv. Sie vereint Theorie und Praxis und bietet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten bis hin zum Studium. In Heidelberg können sich die Schülerinnen und Schüler darauf verlassen, dass ihnen die Stadt Heidelberg und die Berufsberatung auf dem Weg ins Berufsleben immer mit Rat und Tat zur Seite stehen und zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten bieten.“
Dynamische Entwicklung bei Ausbildungsstellen und Vermittlung von Auszubildenden
Heidelberger Betriebe haben im aktuellen Ausbildungsjahr 1.036 Ausbildungsplätze angeboten – ein Anstieg um 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr (2020/21: 869 Ausbildungsplätze; 2019/20: 884). Das zeigt, dass sich der Ausbildungsmarkt nach Corona zunehmend erholt. Bei der Vermittlung von Auszubildenden und der Zahl der Ausbildungsstellen nimmt Heidelberg landesweit einen Spitzenwert ein. Während im Landesschnitt die Vermittlung im Vergleich zum Vorjahr nur um 0,5 Prozent gestiegen ist, gelang in Heidelberg eine Steigerung um 17 Prozent. Bei den Ausbildungsstellen zeigt sich ein ähnliches Bild: In Heidelberg gelang eine Steigerung um 19 Prozent, während sie auf Landesebene bei 7 Prozent liegt. Im August 2022 war noch etwa ein Drittel der Ausbildungsstellen (330) verfügbar. Das liegt vor allem daran, dass auf 100 Ausbildungsstellen lediglich 48 Bewerberinnen und Bewerber kommen. Folge dieses „Bewerbermarktes“: Für Unternehmen ist es eine Herausforderung, ihre Ausbildungsstellen mit geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern zu besetzen. Zugleich gibt es noch rund 90 Bewerberinnen und Bewerber ohne Ausbildungsplatz (Stand August). Die Agentur für Arbeit versucht, diese an geeignete Betriebe zu vermitteln.
Bis August 2022 wurden rund 1.900 Heidelberger Schülerinnen und Schüler durch die Berufsberatung der Agentur für Arbeit in etwa 4.000 Gesprächen beraten. Die Agentur für Arbeit will Arbeitgeber mit Bewerberinnen und Bewerbern noch stärker zusammenbringen, indem sie noch mehr Veranstaltungen zur Berufsorientierung und mehr Sprechzeiten an den Schulen anbietet. Arbeitgeber werden zu alternativen Besetzungsmöglichkeiten beraten. Jugendliche erhalten Unterstützung im Rahmen der Einstiegsqualifizierung und der Assistierten Ausbildung, etwa durch bezahlte Praktika bei Betrieben.
„Grundehrlich und auf Augenhöhe“
Wie es Unternehmen gelingen kann, geeignete Auszubildende zu gewinnen, erläuterte beispielhaft Torsten Rink, Geschäftsführer der Selz & Cie GmbH: „Wir sprechen mit Bewerberinnen und Bewerbern immer auf Augenhöhe, grundehrlich und ganz offen. Das zahlt sich aus. Unseren Mitarbeitern lassen wir den nötigen Raum, ihr ehrenamtliches Engagement im Verein oder in der Jugendarbeit wahrzunehmen. Über diese Kontakte bleiben wir nah dran an vielen jungen Menschen und profitieren von diesem Netzwerk auch als Unternehmen, unter anderem bei der Gewinnung von Auszubildenden.“
Bei dem Heidelberger Traditionsunternehmen für Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen, das in diesem Jahr 70. Geburtstag feiert, absolvieren derzeit sieben junge Menschen ihre Lehre zum Heizungs- und Lüftungsanlagenmechatroniker, drei von ihnen haben zum 1. September 2022 begonnen. Dazu zählt auch Florian Langel (20 Jahre), der nach dem Abitur und mehreren Praktika sich für eine Ausbildung bei Selz & Cie entschlossen hat. Der Betrieb mit rund 60 Mitarbeitenden bietet Auszubildenden unter anderem die Teilnahme an inner- und außerbetrieblichen Schulungen, die frühere Übernahme von Verantwortung, kostenloses Sporttraining in Fitness-Studios und nach dem Abschluss in der Regel eine Übernahme in Festabstellung an. Der Erfolg spricht mit einer Übernahmequote von über 90 Prozent für sich.
Angebote für Jugendliche zum Übergang von der Schule in den Beruf
Leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern durch individuelle Begleitung den Weg in eine Ausbildung zu ebnen, ist Ziel des Konzepts „Neugestaltung des Übergangs Schule – Beruf“ des Landes. Heidelberg ist eine von 29 Modellregionen, die ein regionales Übergangsmanagement im Amt für Schule und Bildung eingerichtet hat. Außerdem wurde der neue Bildungsgang Ausbildungsvorbereitung dual (AVdual) erfolgreich an zwei beruflichen Schulen – Marie-Baum- und Johannes-Gutenberg-Schule – eingeführt. Ein Schwerpunkt liegt auf Betriebspraktika. Schülerinnen und Schüler des Ausbildungsgangs werden von AV-Dual-Begleitern der Jugendagentur individuell unterstützt. Knapp 100.000 Euro investiert die Stadt in das Projekt.
Das Heidelberger Übergangsmanagement (HÜM) ist eine Maßnahme für Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Gemeinschaftsschule (GSS). Joblotsen begleiten sie bei der Berufsorientierung, der Vorbereitung auf die Arbeitswelt, der Ausbildungsplatzsuche sowie an der Schwelle in die Ausbildung. Die Jugendagentur ist Projektträger. Das Projekt läuft an der GSS im zehnten Jahr. Die Joblotsen werden mit 38.000 Euro jährlich von der Stadt finanziert.
Die Online-Praktikumsbörse „practise“ (www.practise-heidelberg.de) ermöglicht Schülerinnen und Schüler, nach Praktikumsplätzen bei Unternehmen zu suchen und sich dort zu bewerben. Die Jugendagentur ist Träger des Projekts. Die Stadt fördert „practise“ mit 15.000 Euro jährlich.
Heidelberger Ausbildungstage am 12. und 13. Oktober
Bei den Heidelberger Ausbildungstagen im Dezernat#16, Emil-Maier-Straße 16, können sich Schülerinnen und Schüler im direkten Austausch mit Unternehmen über Ausbildungsangebote informieren. Am Donnerstag, 13. Oktober 2022, stellen sich von 8 bis 15 Uhr mehr als 45 Betriebe aus Heidelberg und der Region vor und geben Einblicke in ihre Unternehmen und ihre Ausbildungsangebote. Am Mittwoch, 12. Oktober, findet von 18.30 bis 20.30 Uhr der „Abend der Ausbildung“ statt. Hier bietet sich Eltern die Möglichkeit, ihre Kinder zu begleiten und bei der Berufswahl zu unterstützen. Der Eintritt ist frei (www.heidelberger-ausbildungstage.de).
„Heidelberger Bündnis für Ausbildung und Arbeit“ nimmt Arbeit auf
Das Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft will die Themen Ausbildung und Arbeit stärker in den öffentlichen Diskurs bringen und einen Beitrag zur positiven Wahrnehmung leisten. Mit dem „Heidelberger Bündnis für Ausbildung und Arbeit“ nimmt Ende September ein neues Netzwerk seine Arbeit aus. Es besteht aus Vertretern der wichtigsten Institutionen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen Heidelbergs. In dem Bündnis sollen gemeinsam Lösungen und Strategien entwickelt werden, von denen Wirtschaft und Wissenschaft am Standort Heidelberg profitieren.
Ausbildungshaus: Seit sechs Jahre ein Erfolgsmodell – zweiter Standort wird gesucht
Ein Erfolgsmodell ist das Ausbildungshaus in der Südstadt: Hier wohnen 66 Auszubildende. Vor sechs Jahren wurde es als eines der ersten Wohnheime für Auszubildende bundesweit in Betrieb genommen – seither ist es durchgängig ausgebucht und bietet modernen Wohnraum zu günstigen Konditionen. 300 Auszubildende aus 37 Unternehmen haben bereits darin gewohnt. Betreiber ist die Heidelberger Dienste gGmbH. Aufgrund der großen Nachfrage ist die Stadt auf der Suche nach einem Standort für ein zweites Ausbildungshaus (www.ausbildungshaus.de).