Stellungnahme zum Projekt „Geothermie Hardt“

Die Energie-Unternehmen EnBW und MVV planen, die Potenziale der Tiefengeothermie in der Rhein-Neckar-Region zu erkunden. Bei der Technologie werden in Tiefen von rund 2.000 bis 4.000 Metern Wasser führende Schichten angezapft. Das heiße Thermalwasser wird an die Erdoberfläche gefördert und kann dort in Heizwerken zur Einspeisung der Erdwärme in das Fernwärmenetz genutzt werden. Ziel der Unternehmen ist der Bau und Betrieb solcher Heizwerke. In einem ersten Schritt werden EnBW und MVV in den kommenden 18 Monaten in einem circa 270 Quadratkilometer großen Aufsuchungsgebiet grundlegende geologische und hydrogeologische Voruntersuchungen machen. Etwa 10 Prozent dieser Fläche liegen dabei auf Heidelberger Gemarkung.

Die Stadt Heidelberg begrüßt aus Gründen des Klimaschutzes grundsätzlich die Nutzung der Geothermie. Mit der Abkehr von fossilen Energieträgern wie Kohle und Erdgas müssen alternative und klimafreundliche Energiequellen erschlossen werden. Zu diesen gehört die Geothermie, für die im Oberrheingraben zudem sehr günstige geologische Bedingungen bestehen. Ein weiterer Vorteil der Geothermie ist ihre ständige Verfügbarkeit. Die Stadt Heidelberg sieht aber auch Konflikte, die im weiteren Verfahren berücksichtigt werden müssen. So befinden sich im Aufsuchungsgebiet auf Heidelberger Gemarkung Wasserschutzgebiete, in denen eine Grundwasser-Entnahme nur unter Auflagen oder teilweise gar nicht möglich ist. Auch das FFH-Sandgebiet (Fauna-Flora-Habitatrichtlinie) Richtung Sandhausen sollte nicht tangiert werden. Zudem müssen bei der Tiefengeothermie mögliche Risiken - wie Erdbeben oder schädliche Umwelteinwirkungen durch geförderte Sole - ausgeschlossen werden.  

Schmidt-Lamontain: „Stehen Vorhaben grundsätzlich positiv gegenüber“

„Wie wir unseren Energiebedarf decken, ist eine entscheidende Frage beim Klimaschutz. Wir brauchen saubere, erneuerbare Energiequellen, um das Ende von Kernkraft, Kohle und Gas zu kompensieren. Die Geothermie ist dabei eine Option. Die Stadt Heidelberg steht dem Vorhaben von EnBW und MVV grundsätzlich positiv gegenüber. Wir wissen aber auch um die Vorbehalte, die gegen diese Form der Energiegewinnung bestehen. Die Unternehmen müssen daher eine transparente und umfassende Kommunikation mit der Bürgerschaft pflegen und Bedenken ernst nehmen. Als Stadt haben wir zudem eine wissenschaftliche Begleitung der Erkundung im Hinblick auf mögliche Risiken angeregt. Die Potenziale von Geothermie ungenutzt zu lassen, können wir uns im Hinblick auf eine sichere und klimafreundliche Energieversorgung aber schlicht nicht erlauben – und gerade im Oberrheingraben sind die geologischen Voraussetzungen für eine Nutzung sehr gut“, erklärt Raoul Schmidt-Lamontain, Bürgermeister für Klimaschutz, Umwelt und Mobilität.

„Als Stadtwerke Heidelberg begrüßen wir die Aktivitäten zur Suche nach CO2-freier „grüner“ Wärme für die Transformation unseres regionalen Fernwärmesystems. Alle derzeit mit Fernwärme versorgten Städte würden davon profitieren – neben Heidelberg und Mannheim auch Eppelheim, Schwetzingen, Brühl, Ketsch und Speyer. Für große urbane Zentren wie die Metropolregion Rhein-Neckar ist es eine besondere Chance, ein solches Energiepotenzial vor der eigenen Haustür zu haben“, sagt Michael Teigeler, Geschäftsführer der Energiegesellschaft Stadtwerke Heidelberg Energie. „Uns ist bewusst, dass im Kontext von Geothermie vor allem negativ belegte Projekte genannt werden, aber leider selten die positiven. So versorgt sich die Millionenstadt München schon heute in Teilen aus mehreren Geothermie-Anlagen – und das nahezu ‛geräuschlos′. Hier konnte in den letzten Jahren viel positive Projekterfahrung und Wissen über die Technologie gesammelt werden. Wir schätzen die Projektbeteiligten in ihrer Kompetenz für dieses Thema und werden im Zuge unserer regionalen Zusammenarbeit den weiteren Projektverlauf konstruktiv begleiten“, so Teigeler.  

Die nächsten Schritte

Am 20. Mai 2021, 18 – 20 Uhr, informieren die beiden Unternehmen EnBW und MVV bei einer öffentlichen, digitalen Veranstaltung über ihr Vorhaben (Einwahl über https://www.geothermie-hardt.de/). In der nun anstehenden Erkundungsphase kommen nach einer Mitteilung der Unternehmen ausschließlich analytische und sensorische oberirdische Messverfahren sowie Laboruntersuchungen von Wasserproben aus vorhandenen oberflächennahen Brunnen zum Einsatz. Ziel dieser ersten Projektphase sei die Prüfung und Bewertung der geologischen Gegebenheiten innerhalb des Aufsuchungsgebietes. Hieraus ließen sich dann potenzielle Standorte ableiten, deren Eignung anhand weiterer Kriterien geprüft werden müssten. Vor einer möglichen Erschließung von Erdwärme-Quellen stünden nochmals eigene Genehmigungsverfahren an, ehe ein Heizwerk geplant und errichtet sowie die Anlage an das Fernwärmenetz angeschlossen werden könnte.

Mehr zum Projekt auf der Homepage der Partner-Unternehmen: https://www.geothermie-hardt.de/

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