Für eine attraktive Einkaufsinnenstadt: Belebung der Seitengassen und neue Werbeanlagensatzung
Einzelhandel sieht Aufschwung gegenüber Vorjahr – aber noch deutlich unter dem vor Corona-Niveau
Die Stadt Heidelberg stärkt weiter den Einkaufsstandort: Mit mehreren Maßnahmen will die Wirtschaftsförderung die Seitengassen in der Altstadt beleben und gezielter in den Fokus von Passantinnen und Passanten rücken. Zugleich wurden die Werbeanlagensatzung erneuert und die Richtlinien für gewerbliche Sondernutzungen angepasst – für Betriebe ergeben sich dadurch Erleichterungen. Satzungen sollen regelmäßig überprüft und optimiert werden, um Bürokratiehürden für Unternehmen abzubauen. Der Gemeinderat hat die Maßnahmen in seiner Sitzung am 14. Oktober 2021 beschlossen.
Laut einer Umfrage des Handelsverbands Nordbaden und des Citymarketingvereins Pro Heidelberg im August unter Heidelberger Einzelhandelsbetrieben erwarten die Unternehmer für 2021 überwiegend einen besseren Jahresabschluss als im Vorjahr, allerdings weiterhin deutlich unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie: Rund 43 Prozent der Einzelhändler rechnen mit einem gestiegenen Umsatz gegenüber 2020, 38 Prozent mit einem weiteren Rückgang. 73 Prozent der Unternehmen geben an, die Umsätze aus 2019 noch nicht erreicht zu haben. Nur jedes dritte Unternehmen erreicht aktuell wieder Gewinne auf Vorkrisenniveau.
Besonders wichtig ist dem Handel der Umfrage zufolge die Realisierung eines kostenlosen ÖPNV-Angebots an Adventssamstagen und verkaufsoffenen Sonntagen – die Stadt plant bereits die Einführung von kostenlosem ÖPNV an Wochenenden –, die Erhöhung der Verweildauer von Touristen, Erleichterungen bei der Außendarstellung – die neue Werbeanlagensatzung wird diese schaffen –, eine verbesserte Erreichbarkeit aus dem Umland mit dem ÖPNV, die Belebung der Seitengassen der Altstadt, die Stärkung des Handels in den Stadtteilzentren und die Erreichbarkeit der (Innen-)Stadt für Pkw. Die Stadt erarbeitet aktuell ein Förderprogramm für den inhabergeführten Handel. Es soll noch 2021 vorgelegt werden.
Belebung der Seitengassen
Mit gezielten Maßnahmen sollen Betriebe in den Seitengassen der Altstadt künftig mehr von den vielen Passanten in der Hauptstraße profitieren und neue potenzielle Kundinnen und Kunden gewinnen. In Seitengassen und Parallelstraßen zur Hauptstraße befinden sich überwiegend kleine, inhabergeführte Geschäfte. Die Stadt will das Bewusstsein für die dortige Vielfalt erhöhen – unter anderem durch folgende Maßnahmen:
- Marketing und Events: Wirtschaftsförderung und Pro Heidelberg haben bereits vor Corona erste Ansätze ausgearbeitet, die nun weiterverfolgt werden. Die Stärkung der Seitengassen wird auch in der neuen Task-Force Innenstadt als Schwerpunktthema aufgegriffen.
- Baumaßnahmen: In den vergangenen Jahren wurden einzelne Seitengassen durch Neugestaltung der Einmündungsbereiche stärker betont und die Aufmerksamkeit erhöht, unter anderem an der St.-Anna-Gasse und an der Neugasse. Daran will die Stadt anknüpfen.
- Liberalisierung und Ermöglichung: Modellversuche in Seitengassen mit liberaleren Sondernutzungen haben zu einer Steigerung der Frequenz geführt. Betriebe erhalten nun in allen Gassen mehr Freiheiten: Die Verwaltung hat hierfür die Werbeanlagensatzung und Sondernutzungsrichtlinien überarbeitet.
Erneuerung der Werbeanlagensatzung
Die neue Werbeanlagensatzung gibt Betrieben künftig mehr Freiheiten: Sie ermöglicht erstmals digitale Werbung. Displays mindestens 30 Zentimeter hinter der Schaufensterscheibe sind grundsätzlich gestattet. Digitale Werbung auf Schaufensterflächen projiziert ist ohne Ton und unter Vorgaben möglich. Für Beschriftungen und Ausleger gibt es in Seitengassen großzügigere Regelungen als in anderen Bereichen. Auch die Vorgaben für Beklebungen von Schaufenstern wurden überarbeitet. Der Spielraum für das Aufstellen von Dekorationsgegenständen vor Betrieben wird erweitert. Das Ausstellen von Waren wird in Abstimmung mit Pro Heidelberg bereits praktiziert. Eingeschränkt sind künftig auch Werbefahrräder erlaubt. Bei der Überarbeitung waren Vertreter von Pro Heidelberg, Handelsverband Nordbaden, IHK Rhein-Neckar und DEHOGA sowie Einzelhändler und Gastronomen eingebunden.
Bürokratieabbau-Check
Die Stadtverwaltung wird regelmäßig und proaktiv relevante Satzungen identifizieren, die sukzessive optimiert werden können. Dadurch sollen bestehende Prozesse vereinfacht und eine möglichst große Wirtschafts- und Bürgerfreundlichkeit gewährleistet werden. Mögliche Verbesserungen sollen zeitnah umgesetzt werden
Weitere Informationen: www.heidelberg.de/einzelhandel