Wirtschaftsförderung vor Ort: Holzbauer Julius Rieger ist „Persönlichkeit im Handwerk“
Julius Rieger hat sich mit gerade einmal 24 Jahren seinen Traum von der eigenen Zimmerei erfüllt. Nach seiner Ausbildung zum Zimmerer und der Meisterschule merkte er schnell, dass er seinen eigenen Weg gehen und sich trotz seiner jungen Jahre der Verantwortung stellen möchte.
Während seiner Gründungsphase hat das Amt für Wirtschaftsförderung und Wissenschaft der Stadt Heidelberg ihn bei Behördengängen begleitet und unterstützt. Nach gut einem halben Jahr haben nun Katharina Püschel, One-Stop-Agency Handwerk, und Melanie Tauber, Online- und Standortmarketingmanagerin, Julius Rieger in seiner Firma besucht, um ihm unter anderem zu seiner ersten Auszeichnung zu gratulieren – denn er hat von der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald den Titel „Persönlichkeit im Handwerk“ erhalten.
Herr Rieger, was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?
Julius Rieger: Ich habe mich sehr über die Auszeichnung gefreut und die dadurch entstandenen guten Vernetzungen. Und natürlich bringt sie eine Sichtbarkeit für mein junges Unternehmen mit sich – das schätze ich.
Warum haben Sie Heidelberg als Standort für Ihr Unternehmen gewählt?
Julius Rieger: Heidelberg ist meine Heimatstadt, und es war mir wichtig, hier meinen Betrieb aufzubauen. Unser Standort in Wieblingen hat eine hervorragende Verkehrsanbindung und erlaubt es uns dadurch, Kunden im Rhein-Neckar-Kreis sowie in angrenzenden Regionen optimal zu erreichen. Glücklicherweise habe ich hier durch einen befreundeten Elektriker eine geeignete Gewerbehalle gefunden, die ich mir aktuell mit meinem Vermieter teile. Die enge Zusammenarbeit auch mit der Stadt Heidelberg und die Vernetzung hier vor Ort sind mir sehr wichtig.
Welche Herausforderungen gab es in der Anfangsphase Ihrer Selbstständigkeit?
Julius Rieger: Es gab viele bürokratische Hürden, etwa bei Genehmigungsprozessen oder der Handhabung von Anträgen. Ein besonderes Thema hier in Heidelberg ist der Genehmigungsprozess für die Baustelleneinrichtung, zum Beispiel bei der Aufstellung von Gerüsten und dem Abstellen von unseren Fahrzeugen in der Altstadt. Am Anfang gibt es oft viele offene Fragen, aber mit der Zeit sammelt man wertvolle Erfahrungen und wird immer sicherer, je intensiver man sich mit den Beantragungsprozessen auseinandersetzt. Ich bin dankbar, dass ich mich bei Fragen und Anliegen an die Wirtschaftsförderung wenden kann.
Welche Anreize braucht es, damit sich noch mehr Gründerinnen und Gründer im Handwerk selbstständig machen?
Julius Rieger: Gute Frage – es gibt für die Selbstständigkeit ja schon gute Argumente. Aber um mehr Gründerinnen und Gründer für das Handwerk zu gewinnen, braucht es meiner Meinung nach weniger Bürokratie, mehr finanzielle Unterstützung und bessere Netzwerke. Außerdem sollten die Chancen und Perspektiven im Handwerk stärker betont werden. Handwerksberufe bieten eine hohe Jobsicherheit und werden auch in Zukunft weiterhin wichtig bleiben
Was müsste sich ändern, damit mehr junge Menschen ins Handwerk gehen?
Julius Rieger: Ich fände es wichtig, dass Schulen mehr über Handwerksberufe informieren. Auf dem Gymnasium habe ich davon wenig mitbekommen und erst durch die Berufsberatung von dem Beruf des Zimmerers erfahren. Veranstaltungen beispielsweise der Handwerkskammern in Schulen könnten hier viel bewirken. Außerdem wünsche ich mir eine Gleichstellung von Meisterschulen und Universitäten. Meisterschulen sind oft abgelegener und mit hohen Kosten verbunden. Auch wenn diese Kosten im Nachhinein unter Umständen fast vollständig erstattet werden können, sind die Hürden für viele zunächst sehr groß. Man spürt immer noch eine Benachteiligung – auch wenn sich die Situation verbessert hat, sind die finanziellen Erleichterungen nicht mit denen vergleichbar, die Studierende erhalten. Außerdem finde ich, dass auch die Berufsschulen attraktiver gestaltet werden sollten. Ein flächendeckenderes Angebot wäre wichtig, da viele junge Schüler teilweise über eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren müssen, um die passende Berufsschule zu erreichen. Das schreckt viele ab und nimmt ihnen die Motivation.