Auf dem Emmertsgrund

tut sich was

Blick von Heidelberg-Rohrbach auf Heidelberg-Emmertsgrund (Foto: Rothe)
Blick von Heidelberg-Rohrbach auf Heidelberg-Emmertsgrund (Foto: Rothe)

Vor zwei Jahren wurde die Koordinierungsstelle Emmertsgrund bei der Stadt Heidelberg, im Amt für Stadtentwicklung und Statistik, geschaffen, um die Arbeit der Stadtverwaltung und der Akteure vor Ort zu koordinieren. Die Bilanz der gemeinsamen Arbeit kann sich sehen lassen. Das Stadtteilmanagement wurde auf den Weg gebracht, ein Handlungskonzept für die Bereiche Wohnen, Arbeit und soziale Infrastruktur entwickelt und bauliche Maßnahmen wie die Umgestaltung der Emmertsgrundpassage oder die Sanierung des Bürgerhauses umgesetzt.

Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern wurde ein Bündel an Maßnahmen entwickelt und umgesetzt – das Spektrum reicht dabei von zusätzlichen Fördermaßnahmen in Kindergärten und der Grundschule über die Sicherung der Nahversorgung bis hin zu Projekten wie Nachbarschaftstreffen, Spielstube und Jugendcafé oder das umfangreiche Jugendberufsangebot des ‚Treffs Miteinander‘. Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner erklärt: „Der Erfolg des hervorragenden Engagements der zahlreichen städtischen und privaten Akteure im Emmertsgrund ist beeindruckend. All diese Projekte sind eng miteinander verzahnt und dadurch sehr wirksam. So ist beispielsweise der Anteil der Kinder, die den Sprung auf ein Gymnasium schaffen, von 22,7 Prozent im Jahr 2005/2006 auf 38,1 Prozent zum Schuljahr 2010/2011 gestiegen.

Erfreulich ist zudem die Entwicklung, dass der starke gesamtstädtische Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit seit 2005 von rund 550 (3,5 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) auf 232 (1,4 Prozent der 18- bis 24-Jährigen) 2009 sich überdurchschnittlich im Emmertsgrund vollzogen hat. Damit ist die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen hier von 81 auf 29 gesunken. Eine weitere wichtige Entwicklung für den Stadtteil ist die steigende Wohndauer der Menschen, die auf eine zunehmende Verbundenheit mit ihrem Stadtteil schließen lässt.

„Auch in Zukunft sollen diese Projekte und die Arbeit im Stadtteil fortgeführt werden. Dafür setzen wir uns mit Nachdruck ein“, erklärt Joachim Hahn, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik. „Wir haben uns daher – vor allem auch wegen der in Zukunft ausbleibenden Mittel des Programms „Soziale Stadt“ – beim Bundesprogramm des Europäischen Sozialfonds beworben. Die Zeichen stehen sehr gut, dass wir hier ab 2012 Mittel erhalten, um insbesondere das gerade sanierte Bürgerzentrum mit Leben zu füllen und zu einem Ort der Begegnung, des Lernens und der Kultur entwickeln.“

Was hat sich auf dem Emmertsgrund getan und was ist geplant?

1. Aufbau und Begleitung Stadtteilmanagement

Im Januar 2010 wurde der bürgerschaftlich getragene „Trägerverein des Emmertsgrunder Stadtteilmanagements – TES e. V.“ gegründet. Das Stadtteilmanagement Emmertsgrund ist seit Juli 2010 für den Emmertsgrund und seine Bewohner aktiv und kooperiert eng mit der Stadt Heidelberg.

Im Oktober und November 2010 organisierte das Stadtteilmanagement eine Aktivierende Befragung bei rund 500 Bürgerinnen und Bürgern auf dem Emmertsgrund, ergänzt durch 100 vertiefende Interviews. Bei einer aktivierenden Befragung werden die Menschen nicht nur nach ihren Meinungen und Einstellungen befragt, sondern gleichzeitig ermutigt, aktiv zu werden, für ihre Interessen einzutreten und bei der Lösung von Problemen im Gemeinwesen mitzuwirken.

Die Ergebnisse ließen vier Schwerpunktbereiche erkennen, mit denen die Emmertsgrunder unzufrieden sind und zu denen vier Arbeitsgruppen aus der Stadtteil-Bürgerschaft Lösungsvorschläge erarbeiten: „Eingangsbereich Emmertsgrund“, „Sauberkeit und Sachbeschädigung“, „soziales Miteinander und Einhaltung sozialer Regeln“ sowie „Wohnumfeld“.

Außerdem führte das Stadtteilmanagement bislang folgende Aktivitäten durch:

  • Bewohneraktivierung durch Bürgerbeteiligung zu Projekten im Stadtteil, zum Beispiel Platzgestaltung vor dem Treff 22, Platz- und Hanggestaltung am Forum 5
  • Stärkung von Nachbarschaften, zum Beispiel Treffen in den einzelnen Quartieren, Putz- und Pflanzaktion
  • Unterstützung von Vereinen und Projekten im Stadtteil, zum Beispiel Projektgruppe „Kunst im Emmertsgrund“, Weihnachtsmarkt, Stadtteilfest
  • Vernetzungsarbeit, unter anderem Herausgabe einer Broschüre mit Angeboten in den Stadtteilen Boxberg und Emmertsgrund
  • Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem regelmäßige Berichterstattung in der Em-Box-Info, Umgestaltung der Homepage www.emmertsgrund.de.

Ergänzend dazu wurde für kleine und kurzfristig umsetzbare Projektideen von Bürgerinnen und Bürgern ein Projekttopf eingerichtet, über dessen Mittel ein Vergabebeirat entscheidet. Seit November 2010 wurden für 14 von 22 Anträgen Fördermittel von insgesamt rund 32.000 Euro genehmigt, etwa für Lernpatenschaften, ein Waldgruppenprojekt, eine interkulturelle Ferienschule, einen Stadtteilführer für Kinder, Senioren-Computer-Training, Bewegungsangebote für ältere Menschen, ein Beschäftigungsprojekt zur Reinigung der Emmertsgrundpassage am Wochenende sowie ein Sommer-Open-Air-Konzert.

2. Entwicklung des integrierten Handlungskonzepts

Um dem Emmertsgrund eine klare Perspektive auf dem Weg zu einem lebenswerten und lebensfähigen Stadtteil zu geben, war es notwendig, die inzwischen zehn Jahre alten Zielkonzepte, wie Stadtteilrahmenplan und Sanierungskonzept, fortzuschreiben. Die Stadt Heidelberg erstellt daher in Partnerschaft mit dem Stadtteilmanagement Emmertsgrund das „Integrierte Handlungskonzept“.

Dafür hatte die Koordinierungsstelle Emmertsgrund eine Bestandsaufnahme der Situation im Stadtteil erarbeitet. In der „Zwischenbilanz 1999-2011“, dem ersten Teil des „Integrierten Handlungskonzepts“ wird ausführlich dargestellt, was bisher in den Bereichen Wohnen, Arbeit und soziale Infrastruktur erreicht wurde. Es wird aber auch deutlich, dass weiterhin ein großer Handlungsbedarf zur Stabilisierung der Sozialstruktur und Bewältigung des demografischen Wandels besteht.

Auf der Grundlage der Zwischenbilanz und der Ergebnisse der aktivierenden Befragung des Stadtteilmanagements wurde im Juli 2011 die erste Bürgerwerkstatt durchgeführt. Rund 100 Beteiligte aus Bürgerschaft, Stadtverwaltung und Politik entwickelten zahlreiche Ideen für den Emmertsgrund, 27 Projekte wurden weiter bearbeitet und bewertet. Die höchsten Werte erzielten die Projekte „Murals“, das sind Wandbilder an (Hochhaus-)Fassaden, ein Biergarten mit freiem Blick in die Rheinebene und die Fortführung der erfolgreichen Lernpatenschaften.

Bis zum Frühjahr 2012 erfolgt die Bewertung und weitere Ausarbeitung der einzelnen Projektideen sowie die Erarbeitung des zweiten Teils des „Integrierten Handlungskonzepts“, der eine mittel- bis langfristige Maßnahmen- und Kostenplanung für die kommenden zehn Jahre enthält. Der Entwurf des Handlungskonzepts soll im März 2012 in einer zweiten Bürgerwerkstatt vorgestellt und mit den Bewohnerinnen und Bewohnern abgestimmt werden. Der Gemeinderat soll dann Mitte 2012 über das fertige Konzept beschließen.

3. Steuerung der städtischen Aktivitäten im Emmertsgrund

Die Fachämter der Stadt Heidelberg und die städtische Wohnungsbaugesellschaft GGH führen seit Jahren mit einem großen finanziellen Einsatz bauliche und soziale Maßnahmen im Emmertsgrund durch. Ermöglicht wurde dies unter anderem durch Fördermittel aus dem Programm „Soziale Stadt“, die ein Vielfaches an städtischen und privaten Mitteln generiert haben.

Bauliche Projekte im Emmertsgrund

Die Stadt und die GGH haben in den vergangenen Jahren durch soziale Infrastrukturprojekte, energetische Gebäudesanierungen und Wohnumfeld-Projekte zu einer besseren Lebensqualität im Emmertsgrund beigetragen. Dafür standen unter anderem rund 4,7 Mio. Euro aus dem Programm „Soziale Stadt“ inklusive städtischer Mittel zur Verfügung.

Was wurde in den vergangenen zwei Jahren erreicht, was soll 2012 erreicht werden?

  • Der vierte Bauabschnitt des Projektes „Umgestaltung Emmertsgrundpassage“ wurde im Frühjahr 2011 abgeschlossen (Kosten insgesamt rund 600.000 Euro).Förderung von privaten Modernisierungsmaßnahmen: Die Sanierung der Emmertsgrundpassage 2-30 wurde Ende 2010 abgeschlossen (Kosten rund 3 Millionen Euro).
  • Das Bürgerhaus Emmertsgrund wird derzeit in drei Bauabschnitten umgebaut (Kosten insgesamt rund 6 Millionen Euro). Der erste Bauabschnitt, die Sanierung des Bürgersaals, wird seit 2009 über das Konjunkturprogramm des Bundes gefördert. Über Mittel aus dem Programm „Soziale Stadt“ wurde im Programmjahr 2011 der zweite Bauabschnitt, die energetische Sanierung der Außenhülle des Bürgerhauses, realisiert. Von Februar bis November 2012 wird der dritte Bauabschnitt des Bürgerhauses, die Einrichtung eines Familienzentrums, umgesetzt.
  • Von April bis August 2012 wird außerdem der erste Bauabschnitt der Außenanlagen vom Bürgerhaus und Forum durchgeführt, bei dem der Hang zwischen der höher gelegenen Emmertsgrundpassage und dem tiefer gelegenen Bürgerhaus sowie der Platz vor dem Einkaufszentrum neu gestaltet werden. Die weitere Gestaltung der Außenanlagen soll in den folgenden Jahren fortgesetzt werden.

Soziale Projekte im Emmertsgrund

Die Stadt Heidelberg hat darüber hinaus große Anstrengungen zur Stabilisierung der Sozialstruktur unternommen, die zu einer insgesamt positiven Quartiersentwicklung beigetragen haben. Für diese Aktivitäten standen unter anderem rund 1,7 Million Euro inklusive städtischer Mittel für die sozial-integrative Modellvorhaben „Soziale Stadt“ zur Verfügung. Die Stadt Heidelberg ist deshalb besonders hart von den Mittelkürzungen bei der Städtebauförderung und Streichung der Modellvorhaben betroffen. Sie ist dennoch bereit, ihrer besonderen Verantwortung für den Emmertsgrund auch zukünftig nachzukommen und die erfolgreichen Aktivitäten auf dem Emmertsgrund nach Kräften fortzuführen.

Was wurde erreicht?

  • Einrichtung eines Stadtteilmanagements (siehe 1.)
    Sehr gutes Betreuungsangebot für Kinder und Jugendliche: erste teilgebundene Ganztagsgrundschule in Heidelberg mit Koordinierungsbüro, Schulsozialarbeit, speziellen Fördergruppen und Ferienangeboten, Kinder- und Jugendzentrum, Lernpatenschaften, Unterstützung der Spielstube und des Treffs Miteinander
  • zusätzliche Förderangebote in Kindertagesstätten und der Grundschule: Sprachförderung, Heilpädagogik und Elternarbeit in den Kitas, durchgängige Sprachförderung von der 1. bis zur 4. Klasse in der Grundschule Emmertsgrund
  • Stärkung von Familien durch Sozialberatung
  • Sicherung der Nahversorgung: Unterstützung des Nahkauf-Integrationsmarkts, der sich inzwischen fest im Stadtteil etabliert hat und sich ab 2012 selbst tragen kann
  • Weitere Beschäftigungsprojekte im Stadtteil: Stadtteilservice, Concierge, Pro-gramm „STÄRKEN vor Ort“
  • Weitere soziale Projekte: Seniorentreffpunkt, Kriminalprävention, Unterstützung der Kleiderstube

4. Bürgerhaus Emmertsgrund

Das sanierte Bürgerhaus ist als offenes Begegnungs- und Kommunikationszentrum mit vielfältigen niederschwelligen Treff-, Beratungs- und Kursangeboten geplant. Als neuer gesellschaftlicher Mittelpunkt auf dem Emmertsgrund bietet es zudem genügend Raum für Veranstaltungen. Der Bürgersaal ist bereits fast fertiggestellt, die restlichen Umbau- und Sanierungsarbeiten mit der Einrichtung des Familiencafés und Medienzentrums dauern noch bis Ende 2012.

BIWAQ-Projekt „Bürgerhaus Emmertsgrund geht auf Empfang“

Der Stadt Heidelberg ist es gelungen, für die Anschubphase des Betriebs vom Bürger-haus Fördermittel aus dem ESF-Bundesprogramm „Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quar-tier“ (BIWAQ) zu akquirieren. Mit dem Zuwendungsbescheid wird in den nächsten Wo-chen gerechnet. Damit setzte sich Heidelberg mit 91 anderen Bewerbern bei insgesamt rund 600 Interessenbekundungen durch. Für das Projekt „Bürgerhaus Emmertsgrund geht auf Empfang – Bündnis für Ausbildung, Beschäftigung und Integration“ stehen damit in den kommenden drei Jahren insgesamt rund 750.000 Euro zur Verfügung. Die Stadt Heidelberg trägt einen Eigenanteil in Höhe von rund 42.600 Euro.

Ziel des Projekts ist die Integration von Jugendlichen und Langzeitarbeitslosen in Ausbildung und Arbeit. Es setzt sich zusammen aus vier Teilprojekten mit jeweils eigenen Projektträgern. Das Besondere an dem gesamten BIWAQ-Projekt ist die räumliche Konzentration der verschiedenen Teilprojekte an einem Ort, dem Bürgerhaus. Das stärkt dessen Funktion als Begegnungs- und Kommunikationszentrum im Stadtteil. Hier können die einzelnen Angebote eng miteinander verknüpft werden und aufeinander aufbauen.

Die vier Teilprojekte

  • Bürgerhaus: Im Bürgerhaus werden ein Medienzentrum und ein Interkulturelles Management aufgebaut. Hier soll es vor Ort niederschwellige Bildungs- und Qualifizierungsangebote geben. Flankiert wird das Teilprojekt von einer Kampagne. Teilprojektträger ist die Stadt Heidelberg.
  • Familiencafé: Das Familiencafé wird als Beschäftigungs- und Qualifizierungsprojekt für Langzeitarbeitslose und Jugendliche betrieben. Es soll ein lebendiger Treffpunkt für alle Bewohner des Emmertsgrunds sein. Projektpartner ist der Verein zur beruflichen Integration und Qualifizierung.
  • Teach First: Mit vier zusätzlichen Lehrkräften an drei Schulen unterstützt Teach First Jugendliche in den Klassenstufen 8 bis 10 bei ihrem Schulabschluss und bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz. Projektpartner ist Teach First Deutschland, unterstützt durch die Manfred Lautenschläger Stiftung.
  • Jobcoach: Der Jobcoach begleitet die Jugendlichen über mehrmonatige Praktika im zweiten Anlauf in eine (geförderte) Ausbildung oder Beschäftigung. Projektpartner ist die Heidelberger Dienste gGmbH.

Betreiber des Bürgerhauses wird der Trägerverein für das Emmertsgrunder Stadtteilmanagement. Die Geschäftsführung wird auf Grund der sehr engen inhaltlichen Verzahnung mit der BIWAQ-Projektleitung von der städtischen Koordinierungsstelle Emmertsgrund übernommen. Das Bürgerhaus bleibt im Eigentum der Stadt Heidelberg, die auch zukünftig für dessen Unterhalt zuständig sein wird.

Nachhaltige Stadtteilentwicklung

Mit Hilfe der BIWAQ-Fördermittel kann ein zusätzlicher Baustein der Quartiersarbeit im Stadtteil Emmertsgrund angegangen werden. Bis 2014 sollen mit den BIWAQ-Mitteln Strukturen aufgebaut werden, die den Betrieb langfristig sichern. Ab Oktober 2013 wird im Rahmen einer BIWAQ-Zwischenbilanzkonferenz ein tragfähiges Konzept zur Fortführung der Aktivitäten über 2014 hinaus entwickelt.

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