Der Heiligenberg
Wissenswertes über den Naherholungsbereich
Wald und Landschaft
Der Heiligenberg zeigt sich heute als grün bewaldete Kuppe. Dies war nicht immer so. Bis zur Besiedelung des Berges durch Menschen in der Bronzezeit wuchsen hier Buchen und Eichen. Die Bewohner auf und rund um den Berg nutzten das Holz, ohne an die folgenden Generationen zu denken. Die Folge: Über Jahrhunderte war der Heiligenberg fast baumfrei. Ein Waldzustandsbericht beschreibt: „Nur Hecken und Stauden, kein brauchbares Holz“.
Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann man mit den Aufforstungen und der Wald wurde nachhaltig bewirtschaftet. Die Waldwege, die Waldbesucher heute vorfinden, gibt es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Davor gab es fast nur sogenannte Schleif- oder Hohlwege. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte man eine Infrastruktur für die Nutzung des Waldes als Erholungsort. Es entstanden Fußwege, man baute Hütten und Brunnen, stellte Wegweisersteine auf, legte Aussichtspunkte an und vieles mehr. Entsprechend den heutigen Anforderungen wird dieses Angebot stetig erweitert. So richtete man Wanderparkplätze ein, gekennzeichnete Wanderwege und spezielle Mountainbike-Strecken.
Im städtischen Erholungskonzept zählt der Heiligenberg neben dem Königstuhl und der Pferchel-Anlage in Ziegelhausen zu den Schwerpunkten. Der gesamte Stadtwald ist nach den PEFC-Standards als Erholungswald zertifiziert. Die Naherholungsqualität wird ständig überwacht und weiterentwickelt.
Gerade auf dem Heiligenberg ist das Zusammenspiel von Erde, Natur, Mensch und Kultur besonders interessant. Der Heiligenberg ist über die Jahrhunderte ganz unterschiedlich genutzt worden und der heutige Naturraum ist vielfältig.
Wie unsere Vorfahren nutzen wir den wertvollen Rohstoff Holz auf dem Heiligenberg. Ziel ist die Holznutzung mit Rücksicht auf die einzigartigen Bodendenkmäler, auf den Naturschutz und die Erholungsfunktion des Waldes. So wird die Vielfalt und Besonderheit des Berges bewahrt, um seinen Besuchern Freude und Naturgenuss zu bereiten.
Der Heiligenberg - Ein Berg mit reicher Vergangenheit
Der Heiligenberg ist nicht nur bedeutende Landmarke, sondern auch ein Kulturdenkmal ersten Ranges. Seine hervorragende natürliche Schutzlage mit einer überschaubaren, klar begrenzten Gipfelfläche sowie seine beherrschende Stellung in der Landschaft haben sehr früh Menschen angezogen und lassen bereits in der Bronzezeit eine größere Siedlung entstehen. Seit dem 5. Jahrhundert vor Christus spielte der Berg eine besondere Rolle in der wechselvollen Geschichte der Region. Zwei Klosterruinen und eine monumentale Freilichtbühne geben auf den ersten Blick nur die jüngsten Relikte seiner Jahrtausende währenden Besiedlungsgeschichte preis. Dagegen sind die beiden konzentrischen Umfassungswälle aus der Keltenzeit heute oberirdisch bestenfalls noch als steinübersäte Terrassenkanten zu erkennen. Die Befestigungsanlage besteht aus einem inneren Wall mit einem Umfang von 2,1 Kilometern und einem äußeren, deutlich tiefer gelegenen Wall von 3,1 Kilometern Umfang. Innerhalb der Ringwälle besetzten auf terrassierten Hängen Hunderte von Wohn- stellen und Gruben das Plateau und die Hänge.
Der karge Boden erlaubte nur in sehr geringem Umfang Landwirtschaft, weshalb die Kelten auf die Erträge der Bauern in der fruchtbaren Ebene angewiesen waren. Abbau und Verhüttung von Eisenerz kann nicht die vorrangige Erwerbsgrundlage der Höhenbewohner gewesen sein, denn dazu war die Qualität der Erzlager nicht ausreichend. Viel eher war es eine vermutete „Kontrollstation“ für den Warenverkehr am sogenannten Hackteufel, einem Granitriff im Neckar, das bis zu dessen Kanalisierung die Schifffahrt massiv behinderte. Dies veranlasste die Kelten, den Heiligenberg zu einem zentralen Herrschaftsort auszubauen. Im und 4. Jahrhundert vor Christus war er für etwa 150 Jahre politisches, religiöses und kulturelles Zentrum des gesamten Umlandes und verlor erst im 3. Jahrhundert an Bedeutung.
Der Heiligenberg im Kurpfälzischen Museum
Einen umfassenden Überblick über das wechselvolle Schicksal des Heiligenberges, besonders aber über die seit Jahrzehnten von dort zusammengetragenen Funde, erhält der Besucher im Kurpfälzischen Museum unten in der Stadt. Unter anderem ist hier ein keltischer Eisendepotfund mit Pferdegeschirr, Wagen- teilen und landwirtschaftlichen Geräten zu sehen. Herausragend sind zudem die silbernen Devotionalien an Gott Merkur aus der Zerstörungsschicht des römischen Tempels. Den Mittelpunkt des Raumes bildet ein Modell des Michaelsklosters, das dem Betrachter eine Vorstellung vermittelt, welch imposanten Eindruck die heutige Ruine vor mehr als 500 Jahren gemacht haben muss.
Der Heiligenberg als literarischer Ort
Der Philosophenweg am Südhang beginnt mit einem Gedenkstein an Josef von Eichendorff und endet mit der Erinnerung an Friedrich Hölderlin. Die Benediktinermönche des Michaelsklosters betrieben eine Schreibwerkstatt, in der sie Handschriften kopierten und kunstvoll illustrierten. In einer Winternacht verirrten sich 1529 Graf Froben Christof von Zimmern und sein Diener Melchior Schenk und wären beinahe abgestürzt, wie die Zimmernsche Chronik berichtet. 1808 stieg Achim von Arnim auf den „Heiligen Berg zu den Mauern, die nichts umschließen und nichts bedecken“, schreibt er an seine Braut Bettina Brentano. In seiner „Rheinreise“ schildert Victor Hugo 1840 eine gespenstisch anmutende Begegnung mit einer alten Reisigsammlerin. 1973 gerät Erica Jong in ihrem Roman „Angst vorm Fliegen“ außer sich „vor Zorn und moralischer Entrüstung“, als sie die nationalsozialistische Feierstätte sah und in der Bibliothek nach deren Geschichte forschte.
Flyer Heiligenberg (1.3 MB)
Flyer Keltenweg (3.1 MB)