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Kinderaltstadtplan

Spaziergänge durch das Heidelberg von gestern und heute

Viele Menschen haben Bücher über Heidelberg und seine Geschichte geschrieben, spannende und lustige Ereignisse gesammelt oder Kindheitserlebnisse aufgeschrieben. Aus allem, was wir gehört oder gelesen haben, sind zwei Altstadtspaziergänge entstanden.

Es gibt eine längere und eine kürzere Route, je nach Lust und Zeit. Die kürzere Route ist auf dem gedruckten Plan mit kleinen blauen Punkten eingezeichnet. Auf eigene Faust oder gemeinsam mit Freunden, Eltern oder eurer Schulklasse könnt ihr damit die Vergangenheit und Gegenwart Heidelbergs erforschen.

Packt am besten etwas zu Essen und zu Trinken ein – und los geht's. Für die Rätselfreunde unter euch gibt es auf dem gedruckten Plan eine Rallye mit Fragen und Aufgaben.

Hier auf unserer Website könnt ihr schon einmal in die Rundgänge hineinschnuppern. Aber lasst es nicht damit bewenden: Heidelberg bietet viele spannende Entdeckungen – aber die muss man sich schon erlaufen …

Den kürzeren Spaziergang könnt ihr euch hier (32,1 MB) herunterladen.

Kurzspaziergang ab Universitätsplatz (rund zwei Stunden mit Pausen)

  • Vorne links am Universitätsplatz, schräg gegenüber der Sparkasse, steht ein reich verziertes Eckhaus mit einer Abbildung des alten Mitteltors. Wer nach Heidelberg einreisen wollte, wurde kritisch von den Torwächtern überprüft. Viele Jahre später wurde die Durchfahrt für die meisten Fahrzeuge zu schmal und es wurde abgerissen. Auf die große Uhr am Torturm wollten die Heidelberger nach dessen Abriss aber keinesfalls verzichten und so wurde diese kurzerhand am Gebäude der Alten Universität angebracht.
     
  • Rechts in Richtung Neckar erreichen wir über die Marstallstraße den Marstall mit seinem schönen und großzügigen Innenhof.
    Schon im Mittelalter war der Hof des großen Reitstalls ein beliebter Treffpunkt. Er wurde für Reitvorführungen, Seiltanz und Feuerwerke genutzt und die rauschenden Feste dauerten oft bis tief in die Nacht. Dann wurde das Stallgebäude bei einem Brand zerstört. Im gegenüberliegenden Zeughaus werden heute keine Waren mehr gelagert. Stattdessen lockt die neu gestaltete Mensa hungrige Studierende zum Mittagessen. Falls ihr Lust habt, könnt ihr euch auf die Suche nach den vier Ecktürmen der wehrhaften Anlage machen.
     
  • Nach Verlassen des Marstalls wendet ihr euch nach links und seht zum ersten Mal den Neckar vor euch liegen. Zu allen Zeiten war der Fluss überlebenswichtig für die Menschen der Stadt. Schiffe brachten Waren, Fischfang versorgte ganze Familien, auf Steinen wurde Wäsche gewaschen, die Pferde wurden getränkt und zwischen den Felsen spielten und schwammen Kinder oder bauten sich aus stabilem Schilfrohr kleine Binsenboote. Wasserkraft trieb die Mühlen entlang des Ufers an.
     
  • Durch die Lauerstraße kommt ihr an die Ecke der Kleinen Mantelgasse. Wenn ihr durch diese geht, zeigen euch die Zunftzeichen über den Türen an, welchem Handwerk die früheren Bewohner nachgegangen sind.
    Den Namen hat die schmale Gasse von ihrer „Schwester”, der Großen Mantelgasse, an deren Häuser sich die alte Stadtmauer wie ein Mantel anschmiegte. Am Ende der Gasse liegt rechts der Heumarkt mit dem Sume-Brunnen. „Sume” (Samen) sind kleine durch­sichtige Fischchen, an sie soll die Fischform erinnern.
      
  • Weiter geht es durch die Untere Straße, vorbei an Heidelbergs schmalstem Gässchen, dem Küchengässchen. Links biegen wir in die Dreikönigstraße ein.
     
  • Am Ende der Straße geht es rechts ab bis zur Ecke der Pfaffengasse. Hausbewohner haben hier die Höhe der verschiedenen Hochwasserpegel markiert. An der Hauswand findet ihr Bilder von Heidelberg aus ganz verschiedenen Zeiten.  
                 
  • Weiter geht es am Neckar entlang und dann rechts durch die Haspelgasse. Über den Fischmarkt laufen wir direkt auf das Haus zum Ritter zu. Der wohlhabende Tuchhändler Charles Bélier ließ sich das prächtige Wohnhaus als Zeichen seines Reichtums bauen. Der Ritter auf der Giebelspitze gab dem Gebäude seinen Namen.
     
  • Direkt gegenüber ragt der Turm der Heiliggeistkirche in den Himmel. Lange Zeit stritten sich Katholiken und Protestanten um das schöne Gotteshaus, bis eine Mauer im Inneren die Kirche über 200 Jahre in zwei Hälften teilte. Ein kleines Sterbeglöckchen im hohen Glockenturm läutete dreimal, wenn ein Mann verstorben war und einmal bei einer Frau. Das Glöckchen ist mittlerweile „im Ruhestand”.
    Zwischen Ende April und Ende Mai könnt ihr mit etwas Glück die wartenden Jungvögel auf der Anflugstange zum Nistkasten sitzen sehen.
     
  • Vorbei an der Kirche geht es zum Marktplatz. Hier wurde im Mittelalter allerhand zum Tausch angeboten und öffentlich Gericht gehalten. In Buden an der Heiliggeistkirche wurden duftendes frisches Brot und Brezeln verkauft. Noch heute sind in den Mauern der Kirche neben den Fensterläden die eingeritzten „Brezelmaße” zu sehen. Wehe dem Bäcker, dessen Brezeln kleiner geraten waren! Ihm drohte der „Driller”, ein runder Gitterkäfig, den jeder Vorübergehende zum Drehen bringen konnte bis dem Eingesperrten ganz flau wurde.
    Der Herkulesbrunnen in der Mitte des Platzes entstand erst viel später, als Zeichen der Kraft und des Wiederaufbaus nach zwei schrecklichen Kriegen.
     
  • Links vorbei an der Heiliggeistkirche geht es durch die Steingasse, Heidelbergs erste gepflasterte Straße, hinunter zum Neckar. Hier empfängt euch das 600 Jahre alte Brückentor mit seinen zwei Türmen und dem schweren Fallgitter. So „alt” wie ihr Name andeutet, ist die Alte Brücke gar nicht. Schon acht Mal musste sie neu aufgebaut werden, denn ihre Vorgängerinnen aus Holz waren Hochwasser oder Eisschollen nicht gewachsen. Erst die von Carl Theodor erbaute Steinbrücke trotzte bisher allen Pegelständen. Am ersten Brückenpfeiler könnt ihr noch mal sehen, wie hoch der Neckar in manchen Jahren anstieg.
    So ruhig und gerade wie heute floss der Neckar nicht immer dahin. Vor seiner Begradigung und Vertiefung für die großen Neckarschiffe, konnte man ihn im Sommer oft durchwaten, während er sich bei Schneeschmelze in einen reißenden Strom verwandelte. Es gab kleine Inseln, Stromschnellen, Felsenklippen und Sandstrände.
     
  • Zurück durch das Brückentor erwartet euch rechts der Brückenaffe. Sein Vorgänger saß grinsend in der Nische des alten Affenturmes und begrüßte spöttisch jeden Fremden. Turm und Figur versanken bei der Zerstörung der Stadt in den Tiefen des Neckars. Statt seiner hält nun der neue Brückenaffe Besuchern den goldenen Spiegel entgegen und empfängt sie mit den alten Worten. Gleich neben der spöttischen Figur bewohnen zwei kleine Bronze-Mäuschen die alte Mauer. Sie erinnern an den ehemaligen Kornspeicher auf dem Brückenvorplatz.
     
  • Der weitere Weg führt euch links durch die Obere Neckarstraße vorbei am früheren Tränktor für Pferde und Esel, dann rechts durch die Fischergasse hinauf zum Rathaus. Schon im Mittelalter befand sich an dieser Stelle das damalige Rathausgebäude, das gleichzeitig Gefängnis, Gericht, Theater und Kontrollstelle für Lebensmittel war. Das Außergewöhnlichste aber war die kunstvolle Rathausuhr! Bei jedem Stundenschlag trat aus einem Türchen die Figur eines freundlich grüßenden Mannes der sich tief verbeugte, gefolgt von einem vernehmlich krähenden Hahn und vielen anderen kleinen Figuren.
     
  • Vorbei am Rathaus über die Hauptstraße geht es weiter zum Kornmarkt. Dreimal täglich, um 11.55 Uhr, 15.55 Uhr und 18.55 Uhr, bringen die 26 Bronzeglöckchen des Glockenspiels ihrer Stadt ein Ständchen. Die barocke Kornmarkt-Madonna lauscht seit Jahren diesen Klängen, während sie tapfer bei Wind und Wetter die Stellung hält. Die Originalfigur ist nicht mehr so belastbar und steht geschützt im Eingang des Kurpfälzischen Museums.
     
  • Wir machen uns nun durch die Hauptstraße auf den Weg zum Karlsplatz, der letzten Station unseres Spaziergangs. Hier lockt der Sebastian-Münster-Brunnen mit einem spiralförmigen Wasserspiel im Sommer viele Kinder an. Und ihr habt einen tollen Blick auf das Heidelberger Schloss.
     

Wenn ihr noch Zeit und Lust habt, könnt ihr mit der Bergbahn vom Kornmarkt aus hinauf zum Schloss fahren. Von dort aus könnt ihr beim Blick auf die Altstadt versuchen, die Gassen, Häuser und Plätze eurer Reise durch die Geschichte Heidelbergs wieder zu finden.

Das Heidelberger Schloss ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Im Inneren könnt ihr in seine Vergangenheit eintauchen und euch selbst als Ritter oder Burgfräulein fühlen. Der große Park mit seinen alten Bäumen und Wiesen, seiner vielfältigen Amphibien- und Vogelwelt, den versteckten Winkeln, Skulpturen und Brunnen bietet kleinen und großen Forscher/-innen jede Menge Möglichkeiten zum Spielen und Staunen.

Zum Weiterlesen

Über das Leben der Heidelberger/-innen zu allen Zeiten gibt es viele spannende, lustige oder auch grausame Geschichten –  Wenn ihr neugierig geworden seid, findet ihr in der Kinder- und Jugendbücherei der Stadtbücherei Heidelberg Lesetipps zur Geschichte Heidelbergs. Fragt einfach an der Theke in der Kinderbücherei nach.

Entdeckungstour ab Bismarckplatz (rund vier bis fünf Stunden mit Pausen)

  • Unser Spaziergang beginnt am Bismarckplatz, einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Von hier aus erreicht man mit Bus oder Straßenbahn jeden anderen Stadtteil. Unübersehbar ist der große Dulger-Brunnen, der seine silbernen Wellenarme in alle Richtungen ausstreckt.
    Wo heute das Dröhnen der wartenden Busse, das Brummen der Autos, das Stimmengewirr der Passanten oder das Quietschen der Straßenbahnen den Platz beherrschen, befand sich vor langer Zeit noch dichter Wald.
    Auch nach der Stadtgründung hatte dieser Platz ganz verschiedene Gesichter. Ursprünglich verlief die Stadtmauer mit einem tiefen Graben entlang der Sofienstraße bis hinab zum Neckar. Nur einen Meter unter euch liegt das ehemalige Grabentor verschüttet. Später wurde am nördlichen Ende des Platzes ein großes Hafenbecken für die Neckarschiffe ausgehoben. Da die Einfahrt viel zu schmal war, konnte kein frisches Flusswasser hineinspülen und schon bald begann der Hafen zu versumpfen und sehr übel zu riechen. Das stank den Heidelbergern so sehr, dass sie das Becken mit allerlei Stadtmüll wieder auffüllten. Eine Schicht besteht z.B. nur aus alten Bierkrügen! Nach zehn Jahren war der Hafen verschwunden und der heutige Bismarckgarten wurde angelegt.
     
  • Auf dem Weg zum Bismarckgarten kommt ihr am Lindinger-Brunnen vorbei, auf dessen quadratischen Steinen schon manch einer von den plötzlich hoch schießenden Wasserfontänen überrascht wurde.
    Gleich dahinter findet ihr auf einem fünf Meter hohen Granitsockel das überlebensgroße Marmor-Denkmal des Namensgebers dieses Platzes. Unbeirrbar wacht er nun seit mehr als hundert Jahren hier und könnte euch sicher so einige Geschichten erzählen.
     
  • Nun geht es zurück über den Bismarckplatz und über die Ampelanlage der Sofienstraße direkt in die Hauptstraße, die mit ihren 1,6 Kilometer Deutschlands längste Fußgängerzone ist.
    Vielleicht könnt ihr einen Blick in die idyllischen Hinterhöfe erhaschen oder ihr findet an den Hauswänden Jahreszahlen und Gedenktafeln mit Informationen über berühmte frühere Bewohner. Wenn ihr öfter mal nach oben schaut, entdeckt ihr bestimmt einige sehr kunstvolle Verzierungen, geheimnisvolle Zeichen oder in Stein gemeißelte Gesichter und Fratzen an den Fassaden.
    Am Anfang der St.-Anna-Gasse steckt bei Wind und Wetter „Der Lesende” seine Nase in die Zeitung. Durch die Hauptstraße führte 1885 die erste Pferdebahn und ab 1902 eine elektrische Straßenbahn. Als die Altstadt saniert wurde beschloss man, die Hauptstraße in eine Fußgängerzone zu verwandeln und die alte Straßenbahn verschwand.
     
  • Lauft nun weiter bis zur Neugasse. Die heutigen Laternen in der Hauptstraße erinnern an die mittelalterlichen Gaslaternen, die allabendlich vom Laternenanzünder zum Leuchten gebracht wurden. Ihnen müsst ihr für die Lösung eurer nächsten Aufgabe besondere Aufmerksamkeit schenken.
     
  • Ein paar Meter weiter findet ihr den Anatomieplatz. Hier begegnet euch eine in Bronze gegossene Heidelberger Berühmtheit: Robert Wilhelm Bunsen, der Erfinder des Bunsenbrenners. Wind und Wetter haben den Armen ganz grün anlaufen lassen, aber wenn ihr näher herantretet, könnt ihr an seinen von vielen neugierigen Händen polierten Schuhen den schönen früheren Bronzeglanz erkennen. Klug und tatkräftig hält er als Zeichen für die Wissenschaft eine Papierrolle in der Hand und stemmt energisch die Hand in die Hüfte. Dadurch wirkt er so streng und ernsthaft, dass sich der Bildhauer zur Auflockerung einen kleinen Scherz erlaubt hat: An seinem Mantel fehlt ein Knopf!
    Rechts und links liegen auf Sockeln die steinernen „Naturkräfte” als Zeichen für die vielen Geheimnisse und Naturgesetze, die es zu erforschen gilt. Links eine verhüllte Gestalt, die das Verborgene, Unentdeckte darstellt, rechts die „gefesselte Naturgewalt” als Sinnbild für all das, was der Mensch bereits erforscht und verstanden hat. Hinter den drei Figuren steht der Friedrichsbau, in dem Bunsen als Chemiker mit seinen vielen Experimenten so manche kleine Explosion verursacht hat.
     
  • Gegenüber seht ihr das Haus zum Riesen, ein Barockgebäude, erbaut aus Steinen des zerstörten Dicken Turms vom Schloss. Außer der beeindruckenden Fratze des Riesen gibt es hier viele schöne Verzierungen zu entdecken. Die Bänke im Schatten der Bäume des Anatomieplatzes laden zum Ausruhen ein und manchmal zeigen Straßenkünstler ihr Können. Wenn ihr hier ein Pausenbrot esst, bekommt ihr sicher rasch Gesellschaft von den ungewöhnlich zutraulichen Spatzen.
     
  • Weiter geht es. Bald schon gelangt ihr an die Kreuzung zur Märzgasse. An dieser Stelle verlassen wir die Hauptstraße, biegen rechts in die Märzgasse ein, und laufen bis zum Märzgassenspielplatz.
    Hier haben sich bereits früher die Ritter auf ihrem Turnierplatz im prächtigen Herrengarten ausgetobt. Für Durstige plätschert hier den ganzen Sommer über ein Trinkwasserbrunnen.
     
  • Genug geturnt und geklettert? Dann biegt links in die Plöck ein. Manche Geschichtsschreiber sagen „Plöck” bedeutete damals „Flecken”, denn wie Flecken verteilten sich die einzelnen Häuser und Grundstücke in der Anfangszeit der ehemaligen Vorstadt. Die Straßen waren früher nicht gepflastert und Schweine, Hasen, Hühner, Gänse und Ziegen liefen frei umher und wühlten in dem Unrat, der einfach aus den Fenstern geworfen wurde.
     
  • Beim weiteren Weg durch die Plöck stoßt ihr rechts auf ein großes Parkhaus. Auf der schwarz-goldenen Gedenktafel könnt ihr lesen, dass im früheren Gebäude ein Jahr lang der große Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel gewohnt hat. Man erzählt sich, er sei stets tief in Gedanken versunken gewesen und habe nicht einmal bemerkt, wie eines Tages sein Schuh in einem dicken Kuhfladen stecken blieb. Mit nacktem Fuß lief er grübelnd weiter, während er vermutlich gerade eine großartige Eingebung hatte.
     
  • Danach geht es links in die Friedrichstraße bis ihr wieder auf die Hauptstraße trefft. Statt der Straße gab es hier früher eine riesige Maulbeerbaumplantage, in der auf Befehl von Kurfürst Carl Theodor Tausende von Seidenraupen gezüchtet wurden. Was für eine Gekrabbel das gewesen sein muss!
     
  • Biegt nun rechts in die Hauptstraße ein. Gleich auf der linken Seite steht das barocke Palais Morass, in dem das Kurpfälzische Museum untergebracht ist. Wenn es eure Zeit erlaubt, solltet ihr ihm einen Besuch abstatten, denn nirgendwo sonst erfahrt ihr so viel über Heidelbergs Vergangenheit! Auf jeden Fall lohnt sich ein kurzer Abstecher in den stillen schattigen Innenhof mit seinem plätschernden Brunnen.
     
  • Weiter geht es zum Theaterplatz, auf dem früher ein Kapuzinerkloster stand. Im "Wormser Hof" gab es bis 1994 das Harmonie-Kino. Es war nach der Bürgergesellschaft „Harmonie” benannt, die vor fast 200 Jahren in diesem Gebäude einen Zeitschriftenlesesaal und eine Bibliothek für Menschen aus allen Schichten unterhielt. Kinder aus ärmeren Familien bekamen hier umsonst Gesangsunterricht.
    Gesungen haben die Heidelberger nämlich immer schon gern und manche Lieder, wie „Ich hab’ mein Herz in Heidelberg verloren” sind weltberühmt geworden.
     
  • Jetzt geht es weiter die Hauptstraße entlang bis zur Sandgasse, wo ihr rechts abbiegen müsst. Die Sandgasse war vermutlich die erste Gasse Heidelbergs. Schon vor der Entstehung der Stadt wanderten die Fischer auf diesem Weg hinab zum Neckar.
     
  • Nach ein paar Schritten in die Gasse findet ihr links ein kleines Tor. Falls es geöffnet ist, traut euch hinein. Im Innenhof verbirgt sich das hübsche sechseckige Rodensteiner Türmchen, das hier gut geschützt alle Kriege überstand. Der kleine Weg führt direkt auf die moderne Triplex-Mensa zu. Wenn ihr dort rechts abbiegt, steht ihr wieder in der Sandgasse.
     
  • Vor euch seht ihr die älteste Kirche der Stadt. Benannt wurde die Peterskirche nach Petrus, dem Schutzherrn der Fischer. Später wurden auf dem angrenzenden Friedhof die Ehrenbürger der Stadt begraben.
    Wenn ihr den Kirchhof betretet, könnt ihr die verwitterten, in alten Sprachen beschrifteten und mit kunstvollen Figuren, Engeln und Mustern verzierten Grabtafeln anschauen. (Denkt bitte daran, auf dem Friedhofsgelände nicht herumzutoben.)
     
  • Gleich gegenüber der Peterskirche steht das kunstvoll verzierte Sandsteingebäude der Universitätsbibliothek. Hinter den etwa 100 Jahre alten Mauern haben fast drei Millionen Bücher Platz und warten darauf, von neugierigen Student/-innen gelesen zu werden.
     
  • Nun führt unsere Altstadterkundung am großen runden Eckturm der Bibliothek vorbei in die Grabengasse Richtung Universitätsplatz. Hier verlief früher der Wassergraben entlang der alten Stadtgrenze. Von den alten Mauern und Türmen hat nur der Hexenturm (auch Diebsturm genannt) im Innenhof der Neuen Universität die Jahrhunderte überdauert. Im Turm wurden Räuber und andere Verbrecher gefangen gehalten und bestimmt hat das alte Gemäuer schon viel Klagen und Wutgezeter mit anhören müssen!
     
  • Überquert nun den großen Universitätsplatz in Richtung Merianstraße. Unter den Pflastersteinen des Platzes ruhen die Grundmauern des zerstörten, ehemals großen und sehr reichen Augustinerklosters. Solltet ihr eine Kopfbedeckung tragen, dann haltet sie jetzt gut fest, denn oft weht hier der heftige „Heidelberger Talwind”. Besonders in den Abendstunden strömt kühle Luft von den Bergen abwärts und wirkt in der heißen Jahreszeit wie ein riesiger Ventilator für die ganze Altstadt.
     
  • Wir biegen nun in die Merianstraße ein und spazieren vor bis zum Richard-Hauser-Platz, um die barocke Jesuitenkirche mit ihrer kunstvollen Fassade zu bewundern. Durch die Heugasse gelangt ihr wieder in die Hauptstraße. Biegt hier links ab und lauft zurück zum Universitätsplatz.
     
  • Vorne links am Universitätsplatz, schräg gegenüber der Sparkasse, steht ein reich verziertes Eckhaus mit einer Abbildung des alten Mitteltors. Wer nach Heidelberg einreisen wollte, wurde kritisch von den Torwächtern überprüft. Viele Jahre später wurde die Durchfahrt für die meisten Fahrzeuge zu schmal und es wurde abgerissen. Auf die große Uhr am Torturm wollten die Heidelberger nach dessen Abriss aber keinesfalls verzichten und so wurde diese kurzerhand am Gebäude der Alten Universität angebracht.
     
  • Rechts in Richtung Neckar erreichen wir über die Marstallstraße den Marstall mit seinem schönen und großzügigen Innenhof. Hier ist eine gute Gelegenheit für eine Pause auf den Stufen rund um die Wiese.
    Schon im Mittelalter war der Hof des großen Reitstalls ein beliebter Treffpunkt. Er wurde für Reitvorführungen, Seiltanz und Feuerwerke genutzt und die rauschenden Feste dauerten oft bis tief in die Nacht. Dann wurde das Stallgebäude bei einem Brand zerstört. Im gegenüberliegenden Zeughaus werden heute keine Waren mehr gelagert. Stattdessen lockt die neu gestaltete Mensa hungrige Studierende zum Mittagessen. Falls ihr Lust habt, könnt ihr euch auf die Suche nach den vier Ecktürmen der wehrhaften Anlage machen.
      
  • Nach Verlassen des Marstalls wendet ihr euch nach links und seht zum ersten Mal den Neckar vor euch liegen. Zu allen Zeiten war der Fluss überlebenswichtig für die Menschen der Stadt. Schiffe brachten Waren, Fischfang versorgte ganze Familien, auf Steinen wurde Wäsche gewaschen, die Pferde wurden getränkt und zwischen den Felsen spielten und schwammen Kinder oder bauten sich aus stabilem Schilfrohr kleine Binsenboote. Wasserkraft trieb die Mühlen entlang des Ufers an.
     
  • Durch die Lauerstraße kommt ihr an die Ecke der Kleinen Mantelgasse. Wenn ihr durch diese geht, zeigen euch die Zunftzeichen über den Türen an, welchem Handwerk die früheren Bewohner nachgegangen sind.
    Den Namen hat die schmale Gasse von ihrer „Schwester”, der Großen Mantelgasse, an deren Häuser sich die alte Stadtmauer wie ein Mantel anschmiegte. Am Ende der Gasse liegt rechts der Heumarkt mit dem Sume-Brunnen. „Sume” (Samen) sind kleine durch­sichtige Fischchen, an sie soll die Fischform erinnern. 
  • Weiter geht es durch die Untere Straße, vorbei an Heidelbergs schmalstem Gässchen, dem Küchengässchen. Links biegen wir in die Dreikönigstraße ein.
     
  • Am Ende der Straße geht es rechts ab bis zur Ecke der Pfaffengasse. Hausbewohner haben hier die Höhe der verschiedenen Hochwasserpegel markiert. An der Hauswand findet ihr Bilder von Heidelberg aus ganz verschiedenen Zeiten.
     
  • Weiter geht es am Neckar entlang und dann rechts durch die Haspelgasse. Über den Fischmarkt laufen wir direkt auf das Haus zum Ritter zu. Der wohlhabende Tuchhändler Charles Bélier ließ sich das prächtige Wohnhaus als Zeichen seines Reichtums bauen. Der Ritter auf der Giebelspitze gab dem Gebäude seinen Namen. 
  • Direkt gegenüber ragt der Turm der Heiliggeistkirche in den Himmel. Lange Zeit stritten sich Katholiken und Protestanten um das schöne Gotteshaus, bis eine Mauer im Inneren die Kirche über 200 Jahre in zwei Hälften teilte. Ein kleines Sterbeglöckchen im hohen Glockenturm läutete dreimal, wenn ein Mann verstorben war und einmal bei einer Frau. Das Glöckchen ist mittlerweile „im Ruhestand”.
    Zwischen Ende April und Ende Mai könnt ihr mit etwas Glück die wartenden Jungvögel auf der Anflugstange zum Nistkasten sitzen sehen. 
     
  • Vorbei an der Kirche geht es zum Marktplatz. Hier wurde im Mittelalter allerhand zum Tausch angeboten und öffentlich Gericht gehalten. In Buden an der Heiliggeistkirche wurden duftendes frisches Brot und Brezeln verkauft. Noch heute sind in den Mauern der Kirche neben den Fensterläden die eingeritzten „Brezelmaße” zu sehen. Wehe dem Bäcker, dessen Brezeln kleiner geraten waren! Ihm drohte der „Driller”, ein runder Gitterkäfig, den jeder Vorübergehende zum Drehen bringen konnte bis dem Eingesperrten ganz flau wurde.
    Der Herkulesbrunnen in der Mitte des Platzes entstand erst viel später, als Zeichen der Kraft und des Wiederaufbaus nach zwei schrecklichen Kriegen.
     
  • Links vorbei an der Heiliggeistkirche geht es durch die Steingasse, Heidelbergs erste gepflasterte Straße, hinunter zum Neckar. Hier empfängt euch das 600 Jahre alte Brückentor mit seinen zwei Türmen und dem schweren Fallgitter. So „alt” wie ihr Name andeutet, ist die Alte Brücke gar nicht. Schon acht Mal musste sie neu aufgebaut werden, denn ihre Vorgängerinnen aus Holz waren Hochwasser oder Eisschollen nicht gewachsen. Erst die von Carl Theodor erbaute Steinbrücke trotzte bisher allen Pegelständen. Am ersten Brückenpfeiler könnt ihr noch mal sehen, wie hoch der Neckar in manchen Jahren anstieg.
    So ruhig und gerade wie heute floss der Neckar nicht immer dahin. Vor seiner Begradigung und Vertiefung für die großen Neckarschiffe, konnte man ihn im Sommer oft durchwaten, während er sich bei Schneeschmelze in einen reißenden Strom verwandelte. Es gab kleine Inseln, Stromschnellen, Felsenklippen und Sandstrände.
     
  • Zurück durch das Brückentor erwartet euch rechts der Brückenaffe. Sein Vorgänger saß grinsend in der Nische des alten Affenturmes und begrüßte spöttisch jeden Fremden. Turm und Figur versanken bei der Zerstörung der Stadt in den Tiefen des Neckars. Statt seiner hält nun der neue Brückenaffe Besuchern den goldenen Spiegel entgegen und empfängt sie mit den alten Worten. Gleich neben der spöttischen Figur bewohnen zwei kleine Bronze-Mäuschen die alte Mauer. Sie erinnern an den ehemaligen Kornspeicher auf dem Brückenvorplatz.
     
  • Der weitere Weg führt euch links durch die Obere Neckarstraße vorbei am früheren Tränktor für Pferde und Esel, dann rechts durch die Fischergasse hinauf zum Rathaus. Schon im Mittelalter befand sich an dieser Stelle das damalige Rathausgebäude, das gleichzeitig Gefängnis, Gericht, Theater und Kontrollstelle für Lebensmittel war. Das Außergewöhnlichste aber war die kunstvolle Rathausuhr! Bei jedem Stundenschlag trat aus einem Türchen die Figur eines freundlich grüßenden Mannes der sich tief verbeugte, gefolgt von einem vernehmlich krähenden Hahn und vielen anderen kleinen Figuren.
     
  • Vorbei am Rathaus über die Hauptstraße geht es weiter zum Kornmarkt. Dreimal täglich, um 11.55 Uhr, 15.55 Uhr und 18.55 Uhr, bringen die 26 Bronzeglöckchen des Glockenspiels ihrer Stadt ein Ständchen. Die barocke Kornmarkt-Madonna lauscht seit Jahren diesen Klängen, während sie tapfer bei Wind und Wetter die Stellung hält. Die Originalfigur ist nicht mehr so belastbar und steht geschützt im Eingang des Kurpfälzischen Museums.
     
  • Wir machen uns nun durch die Hauptstraße auf den Weg zum Karlsplatz, der letzten Station unseres Spaziergangs. Hier lockt der Sebastian-Münster-Brunnen mit einem spiralförmigen Wasserspiel im Sommer viele Kinder an. Und ihr habt einen tollen Blick auf das Heidelberger Schloss.
     

Wenn ihr noch Zeit und Lust habt, könnt ihr mit der Bergbahn vom Kornmarkt aus hinauf zum Schloss fahren. Von dort aus könnt ihr beim Blick auf die Altstadt versuchen, die Gassen, Häuser und Plätze eurer Reise durch die Geschichte Heidelbergs wieder zu finden.

Das Heidelberger Schloss ist auf jeden Fall einen Ausflug wert. Im Inneren könnt ihr in seine Vergangenheit eintauchen und euch selbst als Ritter oder Burgfräulein fühlen. Der große Park mit seinen alten Bäumen und Wiesen, seiner vielfältigen Amphibien- und Vogelwelt, den versteckten Winkeln, Skulpturen und Brunnen bietet kleinen und großen Forscher/-innen jede Menge Möglichkeiten zum Spielen und Staunen.

Zum Weiterlesen

Über das Leben der Heidelberger/-innen zu allen Zeiten gibt es viele spannende, lustige oder auch grausame Geschichten –  Wenn ihr neugierig geworden seid, findet ihr in der Kinder- und Jugendbücherei der Stadtbücherei Heidelberg Lesetipps zur Geschichte Heidelbergs. Fragt einfach an der Theke in der Kinderbücherei nach.

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