Gewaltprävention im Städtebau
Gewalt im öffentlichen Raum
Gewalt im öffentlichen Raum wird begünstigt, wenn die Bauplanung auf Sicherheitsüberlegungen nicht ausreichend Rücksicht nimmt. Bestimmte Bereiche in der Stadt werden von den Nutzerinnen und Nutzern als unsicher empfunden, weil sie Merkmale aufweisen, die potenziell Gewalt begünstigen: Zum Beispiel wird eine schlecht beleuchtete, nachts kaum belebte Straße von Fußgängerinnen und Fußgängern eher gemieden, während sich gewaltbereite Personen diese Einschränkungen in der Sicherheit zunutze machen können.
Das Amt für Chancengleichheit arbeitet gemeinsam mit der Heidelberger Stadtplanung, den Betreiberinnen und Betreibern des Öffentlichen Nahverkehrs und der Polizeidirektion Heidelberg an einer Verbesserung der Sicherheit und des Sicherheitsempfindens für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt.
Durch verschiedene Studien wurde die Bedrohungssituation für die Bürgerinnen und Bürger Heidelbergs evaluiert. Dabei wurden zum Beispiel die Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs und die Beleuchtungssituation in der Stadt in den Blick genommen. Eine schwach beleuchtete Haltestelle mit unzureichenden Informationen über Fahrtzeiten sowie einer mangelhafte Beschilderung zur Orientierung vermindert die subjektive Sicherheit. Häufige Wechsel in der Beleuchtung von hell nach dunkel, zum Beispiel durch Abschalten jeder zweiten Straßenlaterne, verringern die Sicht und die Möglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer, ihre Umgebung ausreichend wahrnehmen und einschätzen zu können.
Die Gender-Komponente
Das Geschlechterverhältnis muss bei der Evaluierung der öffentlichen Sicherheit in Betracht gezogen werden. Zum Beispiel sind Frauen von Bedrohungssituationen in Zusammenhang mit dem Öffentlichen Personennahverkehr stark betroffen, da sie nach den Schülerinnen und Schülern die größte Nutzungsgruppe darstellen und deutlich häufiger öffentliche Verkehrsmittel verwenden als Männer. Zudem belegen Statistiken, dass das Geschlechterverhältnis bei von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sehr einseitig ist – die Opfer sind zumeist weiblich, während die Taten zum größten Teil von Männern begangen werden. Dadurch entsteht für Frauen eine besondere Bedrohungssituation im öffentlichen Raum.
Angsträume
Sogenannte "Angsträume" entstehen zum Beispiel durch mangelhafte oder häufig von dunkel nach hell wechselnde Beleuchtung, fehlende Notrufsäulen, fehlende Beschilderung oder Ausschilderung von bekannten Orientierungspunkten (etwa Hauptbahnhof oder Bismarckplatz), fehlende Nähe oder Sicht- und Rufbezüge zu belebten Bereichen und das Fehlen von Fluchtmöglichkeiten. Solche Angsträume können sich sowohl innerhalb als auch außerhalb von Gebäuden befinden.
Wer sich unterwegs in Heidelberg unsicher fühlt, kann einen Angstraum unter der Service-Nummer 06221 58-15520 melden.
Publikationen zum Thema
- Angsträume in Heidelberg, Kurzfassung der Studie (109 KB)
Im Rahmen einer Studie wurden Heidelbergerinnen über ihr persönliches Sicherheitsempfinden in der Stadt befragt. Dadurch konnte analysiert werden, welche Bereiche in der Stadt von Frauen als besonders bedrohlich empfunden werden und mit welchen Bedrohungssituationen sie bereits konfrontiert waren. Besonders häufig genannte Angsträume konnten durch Umgestaltungen und/oder flankierende Maßnahmen entschärft werden. - Bewertung des Nahverkehrsplanes Heidelberg aus Frauensicht, Kurzfassung (164 KB)
In der Zusammenfassung der Studie zum Heidelberger Nahverkehr wurden bestehende Mängel identifiziert und Lösungen vorgeschlagen. - Matrix Bauen und Planen (120 KB)
Als Fortschreibung zur Qualitätsvereinbarung Sicherheit definiert diese Handlungsempfehlung Grundlagen zur Sicherung der Chancengleichheit von Frauen und Männern bei planerischen und baulichen Maßnahmen. - Qualitätsvereinbarung Sicherheit (166 KB)
Mit der Unterzeichnung der Vereinbarung zur Sicherung von sozialen Qualitäten bei Baumaßnahmen einigten sich die Stadt Heidelberg und die Universität Heidelberg auf einen Planungsleitfaden, wonach bei Neu- und Umbauten die Sicherheitsbedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer systematisch einbezogen werden