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Bürgerbeteiligung zu Konversionsflächen gestartet: Rund 200 Teilnehmer bei erstem Bürgerforum
Mit einem Bürgerforum startete die Stadt Heidelberg am 7. Juni 2011 den Prozess der breiten Bürgerbeteiligung zur Umwidmung der US-Militärflächen in der Stadt (Filme: 1. Bürgerforum Konversion / Bürgerstimmen). Rund 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten der Einladung in das Gesellschaftshaus Pfaffengrund und brachten sich mit Ideen und Vorschlägen ein.
Die US Army hat im vergangenen Jahr angekündigt, ihre Standorte in Heidelberg bis 2015 aufzulösen. Insgesamt werden fast 200 Hektar frei. Das entspricht in etwa der doppelten Größe der Heidelberger Altstadt.
Erster Bürgermeister Bernd Stadel zeigte sich mit der Resonanz der Veranstaltung sehr zufrieden. „Die Entwicklung der Flächen bietet enorme Chancen für Heidelberg“, so Stadel. „Ich freue mich, dass viele Bürgerinnen und Bürger unser Angebot angenommen haben, sich mit ihren Ideen und Vorschlägen an dem Planungsprozess zu beteiligen. Das war ein gelungener Auftakt, und ich freue mich auf die Fortsetzung mit dem nächsten Bürgerforum im Oktober.“
Bei der Veranstaltung konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger zunächst über den Sachstand informieren. Erster Bürgermeister Bernd Stadel stellte die insgesamt fünf Flächen vor, die 2015 frei für die zivile Nachnutzung werden, und skizzierte den in drei Phasen gegliederten Planungsprozess. Michael Kolmer vom Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Darmstadt berichtete über Erfahrungen mit der Konversion in Darmstadt. Dort ist der Konversionsprozess bereits seit mehreren Jahre im Gange und wird mit aktiver Bürgerbeteiligung begleitet. Mitglieder des Entwicklungsbeirates, der die Beteiligung der zahlreichen Institutionen und Verbände in der Stadt an dem Diskussionsprozess sicherstellt, gaben zudem Einblicke in die bisherige Arbeit des Gremiums, in dem mehr als dreißig Heidelberger Institutionen, Vereine und Verbände vertreten sind. Zusätzlich konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei einer Ausstellung im Foyer des Gesellschaftshauses informieren und mit Experten aus Politik und Verwaltung austauschen.
Den Schwerpunkt der Veranstaltung bildete eine Art „Ideenbörse“. Die Teilnehmerinnen konnten zu sieben Themenfeldern Anregungen und Visionen formulieren: zu den Bereichen Wohnen, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Freiraum, Infrastruktur sowie Sonstiges. Zu jedem Thema waren zwei Pinnwände aufgestellt und lagen Stifte und Zettel bereit. Nach nicht einmal einer halben Stunde waren die Wände gefüllt mit jeweils Dutzenden von Anregungen. „Bezahlbare Wohnungen“, stand auf einer Karte in der Rubrik Wohnen genauso wie „Mehrgenerationen-Wohnen“ oder „ökologisches Wohnprojekt“. „Mehr Radwege“ wurde unter anderem beim Thema Infrastruktur gefordert, „Ausstellungen und Experimente für jedermann“ im Bereich Wissenschaft, „Kulturzentrum“ im Bereich Kultur oder „Solar-Park mit Elektro-Tankstelle“ zum Thema Wirtschaft. Die Anregungen werden nun von der Stadtverwaltung ausgewertet und fließen in die nächste Sitzung des Entwicklungsbeirates am 26. Juli ein.
Die Stadt wird im Laufe des Planungsprozesses immer wieder Angebote zur direkten Bürgerbeteiligung machen. Das nächste Bürgerforum findet am 25. Oktober statt. Zudem soll es weitere Beteiligungsmöglichkeiten geben. Je nach Verlauf des Planungsprozesses können dies beispielsweise Veranstaltungen auf Stadtteilebene oder Angebote im Internet sein.
Entwicklung der US-Flächen
Im Juni 2010 kündigte die US Army an, ihre Standorte in Heidelberg bis 2014 aufzulösen. Aus dem Abzug ergeben sich interessante Perspektiven und Chancen, da mehr als 200 Hektar Fläche in Heidelberg neu entwickelt werden können. Zwei der Flächen liegen außerhalb der städtischen Bebauung: die Patrick Henry Village sowie das Airfield; drei Flächen sind innerhalb des Stadtkörpers: Patton Barracks, Campbell Barracks + Mark Twain Village sowie das Hospital. Patrick Henry Village ist mit 97 Hektar die größte Fläche, insgesamt gibt es auf den Flächen über 2.300 Wohnungen. In Heidelberg leben rund 8.000 Angehörige der Army und ihre Familien, rund 1.000 deutsche Zivilangestellte arbeiten bei den US-Streitkräften.
Die weiteren Schritte sollen nun in Form eines langfristig angelegten, dialogischen Planungsprozesses gestaltet werden. In der ersten Phase, von Frühjahr 2011 bis Frühjahr 2012, sollen qualitative und strategische Leitlinien entwickelt werden, die maßgebend für die weitere Entwicklung sind. Am dialogischen Planungsprozess nehmen die Bürgerinnen und Bürger ebenso teil wie Institutionen, Vereine und Interessengruppen. Der Sachverstand und die Erfahrungen der Bürger, des Gemeinderats, der Verwaltung und der Akteure in der Region lassen sich auf diese Weise zusammenführen.
Der dialogische Planungsprozess ist ein ergebnisoffener Diskussionsprozess, er ist mehrstufig und ganz bewusst „lernend“ konzipiert, um während des Weges auf aktuelle Entwicklungen und sich verändernde Sichtweisen eingehen zu können. Der dialogische Planungsprozess bietet gleichzeitig eine gute Plattform für bürgerschaftliches Engagement.
Zentrale Elemente des dialogischen Planungsprozesses sind der Entwicklungsbeirat sowie die Angebote der direkten Bürgerbeteiligung. Im Entwicklungsbeirat sind wesentliche Institutionen und Verbände sowie Vertreter aus dem Gemeinderat und den Bezirksbeiräten eingebunden. Er fungiert gewissermaßen als Scharnier zwischen Verwaltung/Politik einerseits und Bürgerschaft/Öffentlichkeit andererseits. Die direkte Beteiligung für alle interessierten Heidelberger Bürgerinnen und Bürger bietet die Stadt über die Bürgerforen, Infoveranstaltungen und nicht zuletzt das direkte Gespräch.
Weitere Informationen zum Konversionsprozess gibt es unter www.heidelberg.de/konversion.