Chronik
Der Brand des Karlsruher Stadttheaters 1847, bei dem sich das „Pompiercorps“ des Heidelberger Feuerwehrgerätefabrikanten Carl Metz bewährte, forcierte im süddeutschen Raumdie Gründung von Freiwilligen Feuerwehren.
Auch die Ziegelhäuser erkannten die Wichtigkeit einer Feuerwehr und so wurde im Jahre 1860 die Freiwillige Feuerwehr Ziegelhausen gegründet.
Kennt man heutzutage nur noch den Einsatzfeuerwehrmann der in der Lage sein muß, im ständigen Wechsel alle bei einem Einsatz anfallenden Arbeiten zu bewältigen, teilte man damals noch die Mannschaft nach festen Funktionen auf.
Schon damals arbeiteten die Helfer freiwillig, doch gab es damals für die Freiwilligen bei Verstöße gegen die Satzung saftige Geldstrafen . Das Prunkstück zu dieser Zeit war eine vierrädrige Fahrspritze die von Carl Metz gebaut war.
Die Gründungsjahre
„Lehrjahre sind schwere Jahre“, dieses Motto könnte für die ersten 25 Jahre der Ziegelhäuser Wehr stehen.
Denn das kleine Häuflein Feuerwehrleute hatte mit auf „Irrtum und Mißverständnis beruhenden Vorurteile“ zu tun. Doch das sollte sich bald ändern. Als im Jahre 1882 in der Stiftsmühle ein Großfeuer ausbrach, verlangte dieses Feuer den Feuerwehrleuten alles ab und es dokumentierte aber auch, dass die Feuerwehr sich nicht nur auf Ausflügen und Festen vergnügt, sondern auch bis in die Morgenstunden im Einsatz ist. Und das natürlich damals wie heute.
Die „Lust und Liebe zur Sache“ und die Unterstützung durch die Staatsbehörden verhinderte die drohende Auflösung der Wehr durch ignorante Gemeinderäte. Der Gedanke der Freiwilligen Feuerwehr hatte sich auch in Ziegelhausen durchgesetzt.
Die Jahrhundertwende
Um die Jahrhundertwende zählte die Ziegelhäuser Wehr 50 aktive und 8 passive Mitglieder. 60 Mann gehörten der Hilfsmannschaft an. Ziegelhausen hatte zu dieser Zeit 2.500 Einwohner gegenüber 35.000 Einwohnern in Heidelberg. Wenn man bei diesen Zahlen berücksichtigt, dass die Heidelberger Feuerwehr aus 160 Mann bestand, kann man von einem großen Engagement der Ziegelhäuser in ihrer Feuerwehr sprechen; ein sehr erfreulicher Zustand, der sich bis zum heutigen Tag erhalten hat.
Zu dieser Zeit kam der bereits vorhandenen zweirädrigen- und vierrädrigen Spritze eine Handspritze hinzu. Da im Ort noch keine Hydranten existierten, bediente man sich im Brandfall des Wassers aus dem Steinbach und des Neckars. Als zusätzliche Sicherung wurde Wasser von den Ziegelhäuser Fuhrleuten angefahren.
Im Jahre 1908 machte der allmähliche Ausbau eines Hydrantennetzes in Ziegelhausen die Anschaffung eines Schlauch- und Hydrantenwagens nötig. Dieser wurde ebenfalls von der Firma Metz geliefert.
Erinnerungen
Der Ehrenkommandant Ludwig Barth schilderte an seinem 88. Geburtstag die damalige Zeit:
„Manchen Brand haben wir gelöscht...und es hat öfters gebrannt als heute. Der Einsatz war dabei gar nicht so einfach mit den damaligen technischen Hilfsmitteln. Mit Fensterleitern gings aufwärts und in Eimern brachte die ganze Bevölkerung das Wasser vom Neckar oder dem Bach herab. Unheimlich war so ein Brand in den damals kaum erleuchteten Straßen, und wenn die Glocken beider Kirchen zum Alarm riefen, unterstützt durch einen Hornisten, dann ging das jeden einzelnen an.“
Als nach dem 1. Weltkrieg der damalige Kommandant 1919 vom Krieg zurückkam, richtete er sich an die Bevölkerung um Spenden für die wichtigen Neuanschaffungen zu erbitten. Trotz, bedingt durch den 1. Weltkrieg, ausgedünnter Jahrgänge, hatte die Freiwillige Feuerwehr Ziegelhausen 1922 ihre alte Stärke erreicht.
Inzwischen war auch eine „Sanitätskolonne“ dazugekommen, die einen Krankentransportwagen unterhielt. Nun machte man sich daran, die veralteten Geräte auszutauschen. Man entschloß sich die vierrädrige Fahrspritze und die Handspritze zu verkaufen und dafür eine 18m Schiebeleiter zu erwerben. 1929 erhielt Peterstal eine eigene Wehr.
1940 bis 1945
1943 wurde in Ziegelhausen und 1944 in Peterstal eine Frauenabteilung gegründet. Diese sollten die verstärkte Einberufung der Männer zur Wehrmacht ausgleichen.
Während man in Ziegelhausen zunächst von den Schrecken und der Grausamkeit des Krieges wenig mitbekam, wurden die Feuerwehrmänner „als Soldaten der engeren Heimat“ mit den Kriegsauswirkungen konfrontiert, als sie nach Bombenangriffen zu Löscharbeiten hauptsächlich in Mannheim, aber auch in Frankfurt und Offenbach eingesetzt waren. Währenddessen sorgte für den Brandschutz in der Gemeinde die Frauenwehr. 1943 wurde die erste Ziegelhäuser Motorspritze in Dienst gestellt.
Erst 1948 konnte Ziegelhausen wieder von einer funktionierenden Feuerwehr sprechen. Trotz aller Werbeversuche scheuten sich die Bewohner davor, sich freiwillig für die Feuerwehr zu melden. Zu schlechte Erfahrungen hatten sie im Krieg im Dienste einer Uniform gemacht.
1960 konnte dann das neue Löschfahrzeug, der Borgward, in Dienst gestellt werden. Der Borgward war bei dem Großbrand in der Stiftsmühle 3 Jahre später eine große Hilfe. In den 60er Jahren häuften sich die Öleinsätze, und als sich damals noch niemand mit Umweltschutz befaßte, verhinderten bereits damals unsere Feuerwehrleute durch ihren fachmännischen Einsatz Umweltkatastrophen. 1966 wurde ein Schnelleinsatzwagen übergeben, der auch für die Öleinsätze geeignet war.
Im Jahre 1967 trennte man sich wegen unüberbrückbarer Differenzen von der Kapelle. Sie bestand bis dahin bereits 64 Jahre.
Am 9 Mai 1969 fand die Gründungsversammlung der Jugendfeuerwehr Ziegelhausen statt.
Im gleichen Jahr wurde eine neue 18m langer Anhängerleiter (Al18) geliefert.
Im Jahre 1972 konnte dann das neue Tanklöschfahrzeug (TLF16) in den Fuhrpark übernommen werden. Für das waldreiche Ziegelhausen stellte dieses Fahrzeug, das 2.400 Liter Wasser mitsichführte, eine zusätzliche Sicherung dar.
1975 erschütterte Deutschland ein großes Brandunglück. In Celle, Gifhorn und Lüchow-Dannenberg hielten großflächige Waldbrände die Nation in Atem. Es waren damals insgesamt 15.000 Helfer im Einsatz, davon kamen 600 Kräfte aus Baden-Württemberg. Auch 6 Männer der Ziegelhäuser Wehr machten sich auf den Weg um vor Ort zu helfen. Unter Einsatz ihres Lebens kämpften sie mit den anderen Helfern gegen die Flammen an. Bei dieser Katastrophe kamen damals 5 Feuerwehrleute aus Niedersachsen ums Leben, der jüngste war 16 Jahre alt, als der Wind sich plötzlich drehte und Flammen die Löschgruppe einschlossen. 6.000 ha Wald wurden ein Raub der Flammen.
Eingemeindung Ziegelhausen - Neuanfang
Die Eingemeindung Ziegelhausens nach Heidelberg erschütterte 1975 die Feuerwehr in ihren Grundfesten. Denn durch die Eingemeindung würde die Ziegelhäuser Wehr ihre Selbständigkeit verlieren und zur Abteilungswehr werden. Daraus würde unter anderem folgen, dass Fahrzeugbewegungen nur im Stadtgebiet und mit Genehmigung der Berufsfeuerwehr erlaubt sein.
Nachdem der bisherige Kommandant wegen der Differenzen durch die Eingemeindung sein Amt niederlegte, wurde 1976 Wolfgang Morast der 1. Abteilungskommandant und Albert Eppinger sein Stellvertreter.
Beide erhielten auch Sitz und Stimme im Stadtfeuerwehrausschuss. Ihnen gelang es die Wogen zu glätten. Das Hochwasser im Mai 1978, bei dem die Feuerwehrleute bis zu 36 Stunden im Einsatz waren, spülte die Auseinandersetzungen weg und brachte den Aufwärtstrend.
Nach der Eingemeindung wollte die Feuerwehr den alten Brauch des „Maibaumstellens“ wieder aufleben lassen. Am 1. Mai 1978 war es dann soweit. Die Drehleiter der Berufsfeuerwehr rückte an, um beim „Maibaumstellen“ zu helfen.
Im Jahre 1985 gelang es Wolfgang Morast durch seine Initiative eine Neubegründung der Feuerwehrkapelle die sich 1967 aufgelöst hatte. Von nun an nannten sich die Männer und Frauen Feuerwehrblasorchester und wurden zu einem Aushängeschild des Stadtteils.
Im gleichen Jahr feierte die Ziegelhäuser Wehr ihr 125jähriges Jubiläum. Vier Tage lang stand Ziegelhausen Kopf. Es wurde ein großes Fest. Ein Festumzug krönte die Festivitäten. Für das Jubiläum hatte man auch die alte Fahne der Ziegelhäuser Feuerwehr aus dem Jahre 1867 rekonstruiert. Auch heute ist sie noch ein Prunkstück bei Festumzügen.
Die schlechte Unterbringung der Feuerwehrgeräte zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Ziegelhäuser Feuerwehrgeschichte.
Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich endlich eine Lösung des Problems ab, als die Stadt Heidelberg der Feuerwehr Räumlichkeiten im Alten Rathaus zuwies und am gleichen Standort den Bau des dringend benötigten Gerätehauses einplante.
Das alte Gerätehaus sollte nämlich für eine andere Nutzung weichen. Mit dem Bekanntwerden des Planungsstandes sah sich die Feuerwehr einer Gegenbewegung ausgesetzt, die die Wogen in Wallung brachte und das, obwohl der Gemeinderat die Mittel für den Bau bereits bewilligt hatte. Der Widerstand artikulierte sich damals über den Stadtteilverein, der die Kleingemünder Straße verkehrsberuhigen wollte und im Geiste eine unzumutbare Belastung durch Schwerlastverkehr heraufbeschwor.
Die Feuerwehr nahm beim Faschingsumzug 1987 den Repräsentanten des Stadtteilvereins ins Visier. Doch die Wunden waren später verheilt, als im Dezember 1987 das neue Gerätehaus feierlich der Ziegelhäuser Feuerwehr übergeben wurde. Die Schulungsräume hatte die Abteilung bereits 1986 beziehen können.
Im Laufe der Zeit erweisen sich die Räume als weder ausreichend noch geeignet. Die Fahrzeughalle bot keine Umkleidemöglichkeiten, die wurden in einer Anbaugarage realisiert, die jedoch sehr klein, unbeheizt und schließlich auch feucht wurde. Die Räumlichkeiten im Alten Rathaus waren sehr beengt und boten insbesondere für die Nachwuchsarbeit kein passenden und ansprechenden Flächen.
Ende 2019 konnte schließlich mit den Neubauarbeiten an Stelle der bisherigen Fahrzeughalle begonnen werden. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie und später gestörter Lieferketten verzögerte sich die Fertigstellung des Neubaus bis in den Oktober 2022. Seither sind alle Räume, Umkleiden und auch Jugendräume in einem modernen und funktionalen Neubau untergebracht, so dass auch die Räumlichkeiten im Alten Rathaus aufgegeben werden konnten.