Ausgleichsflächen: Neue Radwege für alle und Zuhause für Eidechsen
Bestand an Eidechsen wächst stetig an / 1,4 Kilometer neue Radwege sind entstanden
Mit der Bahnstadt entsteht Wohnraum für 6.800 Menschen. Rund 5.600 Bewohnerinnen und Bewohner leben bereits dort. Eine neue Heimat fanden in der Bahnstadt auch die dort lebenden Eidechsen und Vogelarten. Sie leben auf den sogenannten Ausgleichsflächen der Bahnstadt, die ein Areal von insgesamt zwölf Hektar – eine Fläche von etwa neun Fußballfeldern – umfassen.
Vor Baubeginn entstanden 2009 die Ausgleichsflächen, die gezielt an die Bedürfnisse der jeweiligen Tierarten angepasst wurden. Zu den neuen Wohnorten zählen Trockensteinmauern und Steinriegel, Schotter- und Splittflächen, Blütensäume, Sandplätze oder Gehölze. Dort leben insbesondere Mauereidechsen, Heuschrecken und Vögel wie der Haussperling und Hausrotschwanz. Insgesamt wurden bisher 4.200 Eidechsen in die neu angelegten Ausgleichsflächen umgesiedelt. Dass es den Tieren in der neuen Umgebung gut geht, zeigt sich auch daran, dass der Bestand der Eidechsen stetig wächst. Mittlerweile leben schätzungsweise über 5.000 Eidechsen im neuen Stadtteil.
Die Ausgleichsflächen der Bahnstadt ziehen sich unter anderem entlang des südlichen Rands der 1,4 Kilometer langen Promenade und des weiteren Stadtteils. Sie reichen über die Weststadt und Südstadt bis nach Rohrbach. Die Wege entlang der Ausgleichsflächen umfassen eine Strecke von rund sechs Kilometern. Dabei entstanden rund 1,4 Kilometer Radweg neu sowie weitere unbefestigte Wege. Die durchgehende Wegverbindung ist ein Gewinn für beide Seiten: Tiere finden artgerechte Lebensräume, Menschen aus der Bahnstadt und ganz Heidelberg nutzen den Weg zum Spazierengehen, weitestgehend auf dem ehemaligen Bahndamm und mit Blick auf das Feld. Radfahrende gelangen über die Speyerer Straße meist kreuzungsfrei und fernab von Straßen in Richtung Süden.
Lebensräume erhalten: auf den Wegen bleiben
Weitere Ausgleichsflächen liegen am Rand der Bahnstadt. Sie erstrecken sich von der Henkel-Teroson-Straße über das ehemalige Bahnbetriebswerk bis westlich des Tankturms entlang der Bahnlinie. Zum Schutz der Tiere ist es wichtig, dass Radfahrende sowie Fußgängerinnen und Fußgänger darauf achten, auf den Wegen zu bleiben und so die Ausgleichsflächen nicht zu befahren oder zu betreten.
Damit sich Eidechsen wohlfühlen, sind die Lebensräume abwechslungsreich gestaltet. Eidechsen haben keine konstante Körpertemperatur und sind von der Umgebungstemperatur abhängig. Daher benötigen sie sonnige und halbschattige Plätze, auf denen sich die Tiere bei kalten Temperaturen schnell aufwärmen können. Wichtig sind Schotter- und Sandflächen, Steinriegel, Trockenmauern und Totholzhaufen sowie eine dichte Bepflanzung. Damit die Eidechsen von der Bahnstadt in Richtung Süden wandern können, gibt es einen Eidechsentunnel auf der Radbrücke über die Speyrer Straße.
Hintergrund: Eidechsen als erste Bewohner der Bahnstadt
Bei der Planung des neuen Stadtteils 2005 nahm die Stadt das Gelände der Bahnstadt genau unter die Lupe. Ein Umweltbericht prüfte unter anderem, welche Tierarten auf den damals brachliegenden Bahngleisen lebten. Es stand fest: Ausgleichsflächen mussten gefunden werden. 2005 wurde daher mit einer sogenannten Grünordnungsplanung begonnen. Ziel war es, Vorschläge zur ökologischen Verbesserung sowie ein Ausgleichskonzept für die gesetzlich geschützten Arten zu entwickeln. Durch das Ausgleichskonzept sollen die besonders geschützten Arten am Südwestrand von Heidelberg dauerhaft geschützt und erhalten werden. 3.500 Eidechsen wurden so vor Baubeginn 2009 umgesiedelt.
Schon gewusst? Serie im Bahnstadt-Newsletter
Einen Blick hinter die Kulissen der Bahnstadt bietet die Newsletter-Serie „Schon gewusst?“ Hier geht es um das Wohnen und Leben in einer Passivhaussiedlung, um Stadtplanung, Umwelt und Technik – Themen, die an dieser Stelle näher erklärt werden sollen. Sie haben Themen-Anregungen dafür? Schreiben Sie an bahnstadt@heidelberg.de.