Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:

Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie
Technischer Gewässerschutz und Wasserrecht
Prinz-Carl, Kornmarkt 1
69117 Heidelberg
Fax (0 62 21) 5 84 61 82 30

Starkregenrisikomanagement

Starkregen: Hilfe zur Selbsthilfe

Durch Starkregen überflutete Straße in Handschuhsheim

Starkregen kann jeden treffen. Im Extremfall verursachen heftige Regenfälle Überschwemmungen, Unterspülungen, Hangrutsche. Die Stadt Heidelberg hat für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen ein Vorsorge-Konzept erstellt. Mit den Starkregengefahrenkarten kann man sein individuelles Risiko abschätzen. Und das Konzept bietet Hilfe zur Selbsthilfe: Wie kann ich mein Haus umbauen, um es vor einer Überflutung zu schützen? In den vergangenen Jahren hat Starkregen teure Schäden in Heidelberg verursacht.

Die Stadt muss sich aber auch in punkto Hochwasser und Hitzebelastung auf den Klimawandel einstellen. Dazu hat die Verwaltung das sogenannte Klimawandel-Anpassungskonzept erarbeitet. Eine gute Stadtplanung sowie Schutz- und Vorsorgemaßnahmen beim Bauen können die Risiken und Folgen abmildern.

     
Vor dem Starkregen:

Starkregengefahrenkarten

Die Starkregengefahrenkarten der Stadt Heidelberg wurden anhand des Leitfadens Kommunales Starkregenrisikomanagement in Baden-Württemberg erstellt. Durch die Karten können gefährdete Bereiche identifiziert und mögliche Vorsichtsmaßnahmen erarbeitet werden. Damit können Bürgerinnen und Bürger ihr persönliches Risiko abschätzen und gegebenenfalls Eigenmaßnahmen ergreifen.

Die Starkregengefahrenkarten gliedern sich in folgende Szenarien (ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter): 

  • seltenes Szenario circa 40 bis 50 Millimeter in einer Stunde,
  • außergewöhnliches Szenario circa 50 bis 60 Millimeter in einer Stunde,
  • extremes Szenario 128 Millimeter in einer Stunde.

Es gibt folgende Möglichkeiten die Starkregengefahrenkarten abzurufen:

Anwohnerinnen und Anwohner des Mühlbachs (Rombach), Steinbachs, Peterstaler Bachs sowie des Neckars beachten bitte auch die rechtlich verbindlichen Hochwassergefahrenkarten.

Schutz vor Starkregen

Konzeptionelle Vorsorgemaßnahmen:

  • Kostenfreie Warn-App NINA auf dem Smartphone installieren, die Stadt Heidelberg warnt über die App zum Beispiel auch bei Großbränden oder Gefahrstoffausbreitungen.
  • Wichtige Dokumente griffbereit sowie wasser- und am besten auch feuerfest lagern.
  • Notfallplan mit der Familie ausarbeiten und überlegen wie Hilfsbedürftige – kleine Kinder, ältere Personen, Haustiere – im Notfall schnell (ggf. auch in höher gelegene Stockwerke) flüchten können.
  • Wertvolle Gegenstände nicht im Keller, sondern eher in höher gelegenen Stockwerken lagern.
  • Elementarschadenversicherung abschließen, denn Hausrat- oder Wohngebäudeversicherungen ersetzen meist keine Hochwasser- oder Starkregenschäden.
  • Das Vorhalten von Sandsäcken, Schalbrettern und wasserfeste Sperrholzplatten kann sinnvoll sein.
  • Gefährliche Stoffe wie Lacke oder Öle überflutungssicher lagern und Tanks von Ölheizungen gegen aufschwimmen sichern. Gemäß dem Wasserhaushaltsgesetz dürfen seit 2018 keine neuen Ölheizungen in Überschwemmungsgebieten installiert werden.
  • Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Rückstauklappen.

Technische Vorsorgemaßnahmen (165 KB):

Oftmals lassen sich schon durch einfache Eigenmaßnahmen größere Schäden vermeiden. So sind bereits kleine Aufkantungen, Schwellen oder Rampen vor Türen, Garageneinfahrten und Fenstern hilfreich. Technische Schutzeinrichtungen wie Dammbalken oder Schutztore sollen Überflutungsschäden verhindern (siehe Gefahrenpunkt 4 in der Grafik). Eine fachmännische Abdichtung von Mauerdurchführungen sollte bereits beim Bau berücksichtigt werden. Eine Pressring- oder Ringraumdichtung kann helfen (Gefahrenpunkt 1). Um einen Rückstau aus dem Kanalnetz zu unterbinden, ist eine Rückschlagklappe notwendig. Diese sollte regelmäßig auf ihre Funktion geprüft werden (Gefahrenpunkt 3).

Beratung / Schutzmaßnahmen: Förderprogramm Starkregen- und Hochwasserschutz

Das Förderprogramm „Starkregen- und Hochwasserschutz“ – als Ergänzung zum bestehenden Förderprogramm „Nachhaltiges Wassermanagement“ – soll die Eigenvorsorge von Heidelberger Grundstückseigentümer*Innen stärken und diese in ihren Bemühungen zur Umsetzung von Maßnahmen der Klimawandel-Anpassung unterstützen. Die vorangehende Einzelfallberatung durch eine sachkundige Person soll bei der Auswahl entsprechender wirksamer Anpassungsmaßnahmen helfen.

     
Während dem Starkregen:

Warnung vor Starkregen

Um die Warnungen vor Starkregenereignissen zu verbessern und eine bessere Übersicht der Lage während solcher Ereignisse zu bekommen, testet die Stadt Heidelberg aktuell in einer Pilotphase den Betrieb von Beobachtungspunkten an kleinen Nebengewässern des Neckars. Zusammen mit gemessenen Niederschlags- und Radardaten sollen auf langer Sicht Warnschwellen erarbeitet werden, welche für lokale Warnungen verwendet werden sollen. Die Stadt hat sich außerdem dem Flutinformations- und -warnsystem (FLIWAS) des Landes angeschlossen.

Die Stadt Heidelberg ruft dazu auf die kostenfreie Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes (NINA) auf dem Smartphone zu installieren. Über diese App können sowohl Warnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) als auch der Hochwasservorhersagezentrale Baden-Württemberg (HVZ) empfangen werden. Auch die Stadt Heidelberg warnt über die App zum Beispiel bei Großbränden oder Gefahrstoffausbreitungen. Für lokale Starkregen und Hochwasserereignisse im Stadtgebiet ist dies ebenfalls denkbar. Aktuell baut die Stadt ein lokales Sirenennetz auf, über welches ebenfalls gewarnt werden kann.

Warn-App NINA für Ihr Smartphone:

Verhaltenstipps

Das Wichtigste ist, Gefahrenwarnungen ernst zu nehmen, Anweisungen von Einsatzkräften zu folgen und sich nicht selbst in Lebensgefahr zu begeben, um Sachwerte und andere zu retten. Weiterhin gilt:

  • Lage und Warnungen beobachten
  • Hilfsbedürftige in Sicherheit bringen
  • Keine Keller, Tiefgaragen oder Unterführungen betreten beziehungsweise sofort verlassen. Bereits bei Überflutungstiefen von ca. 30 Zentimetern können Türen und Fenster durch den Druck nicht oder nur noch sehr schwer geöffnet werden
  • Strömungen und Überflutungstiefen auf Straßen nicht unterschätzen - Kanaldeckel können hochgedrückt und dadurch zur Gefahrenstelle werden. Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen
  • Wichtige Dokumente mitführen
  • Vor dem Betreten von überfluteten Bereichen Stromfreiheit sicherstellen und ggf. den Strom abstellen.

     
Nach dem Starkregen:

Verhaltenstipps

Das Wasser weicht. Jetzt heißt es: Bestandsaufnahme machen und aufräumen:

  • Wenn das Gebäude stark beschädigt ist, bleiben Sie draußen und betreten Sie es erst wieder, wenn es von Fachleuten freigegeben wurde.
  • Vorsicht beim Betreten überfluteter Keller, es besteht die Gefahr eines Stromschlags.
  • Wenn durch Überflutung, z. B. im Keller, Heizöl oder andere gefährliche Substanzen freigesetzt worden sind, rufen Sie die Feuerwehr 112 an.
  • Machen Sie eine Bestandsaufnahme und fotografieren Sie die Schäden für die Versicherung.
  • Beginnen Sie mit Abpumparbeiten erst, wenn Sie sicher sind, dass der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist. Vorsicht, Sie beschädigen ansonsten die Bodenwanne des Hauses.
  • Räumen Sie Wasserreste und Schlamm schnellstmöglich aus dem Haus. Entsorgen Sie den Schlamm nicht über die Kanalisation, sondern lagern diesen wenn möglich an einem geschützten Ort bis zur fachgerechten Entsorgung zwischen.
  • Trocknen Sie die Räume so schnell es geht, um Bauschäden oder Schimmel zu vermeiden. Nutzen Sie am besten ein Trockengerät.
  • Nehmen Sie elektrische Geräte nur in Betrieb, wenn sie nicht feucht geworden sind.

     
Allgemeine Informationen:

Was ist Starkregen

Von Starkregen spricht man, wenn es in kurzer Zeit und lokal begrenzt intensiv regnet.

Der Deutsche Wetterdienst spricht von Starkregen oder Starkniederschlag, wenn in einer Stunde mehr als 15 Millimeter beziehungsweise in sechs Stunden mehr als 20 Millimeter Regen fallen.

Im Gegensatz zum Flusshochwasser sind Überflutungen durch Starkregen meist unvorhersehbar. Es tritt überraschend auf, ist schwer zu kalkulieren und kleinräumig begrenzt. Gerade in den Sommermonaten verursacht Starkregen in Verbindung mit heftigen Gewittern oft große Schäden. In hügeligem oder bergigem Gelände fließt das Wasser zum großen Teil außerhalb von Gewässern auf der Geländeoberfläche als Sturzflut ab. Solche Sturzfluten verfügen über hohe Strömungskräfte. Sie können große Mengen an Treibgut wie Holz, Heu- und Silageballen sowie Boden oder Geröll mit sich reißen. Dieses Material sammelt sich an Verdolungseinläufen, Verrohrungen, Brücken, Stegen, Zäunen oder Rechen. Der Rückstau überflutet das umliegende Gelände. Es kann zu weiteren schweren Schäden an Gebäuden und Infrastruktur kommen.

Auch in der Ebene können Starkniederschläge Überflutungen verursachen. Die großen Wassermengen lassen die Kanalnetze überlaufen und können weite Flächen schnell unter Wasser setzen. Vor allem die Bebauung und Infrastruktur in den Senken können dabei erheblich geschädigt werden.

Handlungskonzept

Ziel des Handlungskonzeptes ist es, durch Vorsorgemaßnahmen Überflutungen im Stadtgebiet weitmöglichst zu verhindern bzw. im Überflutungsfall die Schäden möglichst gering zu halten.

Das Handlungskonzept befasst sich deshalb mit folgenden Themen:

  • Vorsorge-Informationen für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen.
  • Krisenmanagement der Stadt Heidelberg.
  • Berücksichtigung bei der Planung zum Beispiel in Bebauungsplänen.
  • Bauliche Schutzmaßnahmen, insbesondere an Risikoschwerpunkten.

Das Handlungskonzept und die Starkregengefahrenkarten werden bei Bedarf nach Starkregenereignissen aktualisiert und etwa alle fünf Jahre von Grund auf überprüft und gegebenenfalls fortgeschrieben.

Bürgerbeteiligung

zum Beteiligungsportal
zum Beteiligungsportal

Waren Sie bereits von Starkregen betroffen? Haben Sie Ideen für Vorsorgemaßnahmen gegen Starkregen in Ihrem Wohngebiet oder Stadtteil oder haben Sie bereits selbst Schutzmaßnahmen ergriffen und möchten diese präsentieren?

Mit dem Beteiligungsportal haben Sie die Möglichkeit sich aktiv am Starkregenrisikomanagement der Stadt Heidelberg zu beteiligen und können sich einen Überblick über geplante und umgesetzte Maßnahmen der Stadt machen. Nach der Erstellung eines Benutzer-Accounts können direkt in den Starkregengefahrenkarten Maßnahmenvorschläge, bereits umgesetzte Maßnahmen oder Fotos von Starkregenereignissen eingetragen werden.

Starkregenereignisse in Heidelberg

In Heidelberg haben Starkregenereignisse in der jüngeren Vergangenheit bereits zu größeren Schäden geführt. In der interaktiven Starkregengefahrenkarte können selbst Fotos und Beschreibungen hochgeladen und betrachtet werden.

Starkregenereignisse der letzten fünf Jahre:

Datum Nierderschlag[Millimeter] Zeitraum[Stunden] Höchstwert[Millimeter pro Stunde]
17.06.2020 1 32,60 3,0 27,00
27.07.2019 2 33,90 1,5 33,50
06.09.2018 3 25,28 3,5 22,82
01.06.2018 3 21,70 2,5 20,00
29.06.2017 3 43,00 8,0 17,88
03.06.2017 3 18,87 1,0 18,87
07.06.2016 3 16,98 1,5 16,65
29./30.06.2016 3 79,07 16,0 16,57

Ein Millimeter Niederschlag entspricht einem Liter pro Quadratmeter.

Aufgeführt werden Ereignisse ab einem Höchstwert von 15 Millimeter pro Stunde.

Datengrundlage:
1 Stadt Heidelberg – Winterdienst (Station Peterstal)
2 Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg – LUBW (Station Berliner Str.)
3 Pädagogische Hochschule Heidelberg – Abt. Geographie / Research Group for Earth Observation (rgeo) (Station Czernyring)
 Stand: 15.10.2020

Klima-Kompass Heidelberg

Auf der Umweltdatenplattform „Klima-Kompass“ werden Umwelt- und Meteorologie-Daten online und in Echtzeit bereitgestellt – für Bürgerinnen und Bürger, die Wissenschaft und die Stadtverwaltung selbst.

Durch die Verdichtung des Niederschlagsmessnetzes möchte die Stadtverwaltung in Zukunft für eine bessere Prognose und Warnung der Bevölkerung bei Starkregenereignissen sorgen. Der Klima-Kompass legt dazu den ersten Grundstein: Niederschlagsdaten aus verschiedenen Bereichen des Stadtgebiets stehen nun in Echtzeit zur Verfügung.

Über den Klima-Kompass können zudem Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, Studierende, interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie kommerzielle Anbieter die von der Stadtverwaltung erhobenen meteorologischen Rohdaten kostenlos als CSV-Datei oder in Echtzeit per technischer Schnittstelle beziehen.

Die Umweltdatenplattform wurde im Rahmen des Fördervorhabens digitale Zukunftskommune@bw in Kooperation mit dem Amt für Umweltschutz, Gewerbeaufsicht und Energie, dem Amt für Digitales und Informationsverarbeitung, mit der Digital-Agentur Heidelberg GmbH und der SAP SE als Umsetzungspartner entwickelt. Mit dem Projekt geht die Stadt einen weiteren Schritt in Richtung „Smart City“ und Digitalisierung. Dies ermöglicht künftig die Anbindung weiterer Messstationen und Umweltsensoren in die Umweltdatenplattform.