Waldpflegearbeiten im Mühltal
Pflege mit Augenmaß, um Biotope zu erhalten
Das Mühltal in Heidelberg-Handschuhsheim ist Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen. Dieses Idyll konnte sich entwickeln, weil das Tal seit Jahrhunderten vom Menschen bewirtschaftet und von Bewuchs freigehalten wird. In den Biotopen leben schützenswerte Amphibien wie der Grasfrosch, Bergmolch und Feuersalamander sowie Reptilien, zum Beispiel die Ringelnatter. Auch seltene Pflanzen wie der besonders geschützte Königsfarn oder die Flatter-Binse finden hier ideale Lebensbedingungen.
Artenvielfalt bedroht
Diese Artenvielfalt ist nun bedroht, weil die dortigen Wälder immer dichter werden und die Wiesen immer mehr zuwachsen. Aus Naturschutzsicht brauchen die Biotope, Wiesen und Wälder dort mehr Sonneneinstrahlung. Damit mehr Licht einfällt, sind nun wieder einmal Wald- und Wiesenpflegearbeiten notwendig – die Stadt Heidelberg plant diese mit Augenmaß. Die Fachleute werden punktuell ausgewählte Bäume entnehmen.
„Die Experten beim Landschafts- und Forstamt wissen, was sie tun. Wenn wir den Wald dort einfach wachsen und die Natur sich selbst überlassen, dann wächst das Gebiet vollständig zu. Die lichtbedürftigen Tiere und Pflanzen dort würden ihren Lebensraum verlieren und verschwinden“, erläutert Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain die geplanten Pflegemaßnahmen und fügt an: „Wir wollen erreichen, dass die Artenvielfalt im Mühltal erhalten bleibt und aufgewertet wird – in der jetzigen, vom Menschen gestalteten Form, die diese Biotope erst hervorgebracht hat. Zudem wollen wir durch unsere gezielten Eingriffe einen klimastabilen, vitalen Wald erhalten. Die Heidelberger Umweltverbände begrüßen die Maßnahme ausdrücklich. Sie sehen es wie wir: Die Arbeiten sind ökologisch sinnvoll, denn sie unterstützen die Biodiversität und die Waldgesundheit.“
Das Mühltal früher und heute – eine vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft
Das Mühltal ist eine vor Jahrhunderten vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft. Förster kümmern sich seit Jahrzehnten mit der gebotenen Sensibilität um den dortigen Wald und haben ihn zu der Naherholungslandschaft gemacht, die er bis heute ist. Das liebliche Mühltal ist durch seine Nähe zur Wohnbebauung bei der Bevölkerung äußerst beliebt, zum Beispiel bei Kindergartengruppen, Schulklassen, Sportlerinnen und Sportlern, Wanderfans, Teilnehmenden der Umweltbildungsveranstaltungen von „Natürlich Heidelberg“. Die Stadt bewirtschaftet den Stadtwald naturnah, doch aufgrund der zahlreichen Besucherinnen und Besucher eignet sich der Stadtwald nicht als reiner Naturwald, der komplett sich selbst überlassen werden kann. Die Sicherheit der Waldbesuchenden hat für die Stadt Heidelberg oberste Priorität.
Luftaufnahmen von damals und heute
Luftaufnahmen zeigen, dass die Wiesen im Jahr 1968 noch deutlich größer waren, der Wald war lichter. Ohne Pflege und Rückschnitte waren die Wiesen in den darauffolgenden Jahrzehnten bis etwa 1995 durch Büsche und Bäume fast vollständig zugewachsen. Ab 1996 mähte der Heidelberger Biotopschutz die noch heute offenen Wiesen regelmäßig – in Abstimmung mit dem städtischen Umweltamt und dem Englischen Institut als Projektpartner. Der untere Bereich wurde von Pferden beweidet. Leider kann der Biotopschutz-Verein die Pflege der Wiesen nicht mehr leisten, dies macht heute ein Lohnunternehmer. Der BUND pflegt die Hirschwiese.