Geopunkte präsentieren landschaftliche, erdgeschichtliche und kulturhistorische Besonderheiten in den Kommunen des Geo-Naturpark Gebietes und werden durch Informationstafeln genauer beschrieben.
Besondere Geopunkte sind Geotope. Diese vermitteln Einblicke in die Erdgeschichte und die Entstehung und Entwicklung des Lebens auf der Erde. Jährlich zeichnet der Geo-Naturpark ein „Geotop des Jahres“ aus. Zwei dieser besonderen „Fenster in die Erdgeschichte“ sind in Heidelberg zu finden.
Auerstein (Handschuhsheim)
Die Standortbedingungen am Auerstein haben die Entwicklung hochwertiger Lebensräume für vorwiegend wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten ermöglicht. Der Auerstein und seine nähere Umgebung werden von Arten besiedelt, die auf der sonstigen Gemarkung Heidelbergs nur sehr selten oder nicht mehr anzutreffen sind. Die Felsen sind vulkanischen Ursprungs. Der Auerstein besteht aus Rhyolith, auch als Quarz-Porphyr bezeichnet. Der als „Hauerstein“ bereits im Jahr 1605 urkundlich erwähnte Auerstein wurde als Steinbruch genutzt.
Ehemaliger Vulkan des Hellenbach-Steinbruchs (Handschuhsheim)
Glutflüssiges Magma bahnte sich vor 290 Millionen Jahren im Erdaltertum (Perm) aus dem Erdinneren an Rissen und Spalten den Weg nach oben. Es legte sich in Form einer gewaltigen vulkanischen Glutwolke über die Landschaft. Aufgeschlossen sind diese erstarrten Lavamassen in Steinbrüchen entlang der Bergstraße. Der Abbau des Rhyoliths endete hier in den frühen 1960er-Jahren. Seit 2003 wird das Gelände als Naturerlebnisanlage ausgebaut und außerdem als Veranstaltungsort von „Natürlich Heidelberg“ genutzt. Aus der offenen Felswand hat sich ein geschütztes Biotop entwickelt. Dieser Standort ist ein Beispiel dafür, dass Naturschutz, Umweltbildung und Erholung in idealer Weise nebeneinander funktionieren.
Naturdenkmal Steinberg (Handschuhsheim)
In den Weinbergen der Handschuhsheimer Bergstraße liegt der Steinberg. Das besondere Weinterrassen-Ensemble dort wird im Volksmund „die Etagen“ oder auch „Römerterrassen“ genannt. Weinbau erfolgte hier nachweislich seit dem Mittelalter und wurde in der Region bereits von den Römern betrieben. Im Jahr 1571 wurde der Steinberg und mit ihm ein „Wingert“ erstmals urkundlich erwähnt. Bis heute sind die Terrassen in ihrer ursprünglichen Anlage erhalten geblieben. Kleine Parzellen und eine hohe Strukturvielfalt fördern die Artenvielfalt. Es wurde deshalb zum flächenhaften Naturdenkmal erklärt.
Alte Rebsorten am Steinachsweg (Handschuhsheim)
An diesem Hang wurden 2002 alte Traubensorten entdeckt, die zum Teil schon ausgestorben schienen. Die Gewanne „Steinach“ oberhalb des Weges, früher „Steinig“ (im Dialekt „Schtoonisch“), sind uralte Weinbergslagen, die im Lorscher Codex ab 769 – bereits vier Jahre nach der Ersterwähnung von Handschuhsheim – auftauchen.
Die Namen leiten sich vom vom vulkanischen Porphyr ab, der am „Steinberg“ weiter nördlich stellenweisestellenweise als Fels zu Tage tritt, aber auch hier den steilen Hang und den steinigen, nur flachgründig mit Löss durchsetztem Boden ausmacht.
Die Vogelwelt des Handschuhsheimer Feldes
Vielfältige Lebensräume sind Voraussetzung für eine hohe Artenvielfalt und stellen ideale Brut-, Aufenthalts- und Nahrungsmöglichkeiten für unterschiedliche Vogelarten dar, wie beispielsweise für den Grünspecht, die Rauchschwalbe, die Nachtigall und die Mönchsgrasmücke. Das Handschuhsheimer Feld zeigt die in Teilen noch vorhandene strukturreiche Vielfalt an Lebensräumen, die sich aus den früheren Bewirtschaftungsformen des Obst- und Gartenbaus entwickelt hat. So sind stellenweise auf engem Raum in den intensiv bewirtschafteten Sonderkulturen mosaikartig Hecken, Stauden, hochstämmige alte Obstbäume, Wiesen und Blühbrachen sowie extensiv bewirtschaftete Gärten in die Landschaft eingestreut.
Heiligenberg (Handschuhsheimer Wald)
Anlässlich des Keltenjahres 2012 wurde als erster Geopunkt in Heidelberg der Geopunkt Heiligenberg ausgewiesen, der erdgeschichtliche und kulturelle Themen vereint. In der Zeit der Kelten, vor etwa 2500 Jahren, thronte auf dem Heiligenberg eine befestigte keltische Höhensiedlung. Die Überreste der beiden Ringwälle sind noch heute im Gelände sichtbar. Geoparktafeln am zentralen Punkt des Wanderparkplatzes bieten den Besucherinnen und Besuchern umfassende Informationen. Sitzgelegenheiten laden zum Verweilen ein.
Löss am Haarlass – Lebensraum und Geotop des Jahres 2011 (Ziegelhausen)
Als „Löss“ wird ein vom Wind verfrachtetes Ablagerungsmaterial bezeichnet, dessen hohe Porosität und Kalkgehalt ihn zum Ausgangsmaterial für fruchtbare Böden machen. Der Löss vom „Haarlass“ hat in den Geowissenschaften weltweite Berühmtheit erlangt – bereits im Jahr 1824 fand der Begriff durch den Heidelberger Großherzoglichen Geheimrat und Professor für Geologie und Mineralogie Karl Caesar von Leonhard Eingang in die wissenschaftliche Literatur sowie in alle Weltsprachen. 2011 wurde der Standort zum Geotop des Jahres ausgewählt. Durch die Freilegung der Lösswand entstand zudem ein neues Biotop. Dieses bietet wertvolle Lebensräume für hochspezialisierte und gefährdete Arten wie Wildbienen, Spinnen, Eidechsen und Vögel.
Bodenstele am Büchsenacker (Ziegelhausen)
Zwischen Buntsandstein und Granit – das ist das Motto des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald. Diese beiden Gesteine charakterisieren große Regionen der Geopark-Gebietskulisse. Wie dieser Boden unserer charakteristischen Gesteine aussieht, zeigt seit 2016 eine Bodenstele in Ziegelhausen auf dem Büchsenacker. Sie informiert über die Böden auf den am häufigsten vorkommenden Gesteinen Heidelbergs: auf Granit und Buntsandstein.
Der Vulkan im Steinbachtal (Ziegelhausen)
Zwischen Weinheim, Trösel im Odenwald und Ziegelhausen brachen vor rund 290 Millionen Jahren mehrere Vulkane aus, die eine sehr zähe, quarzreiche Lava förderten. In der Peterstaler Straße in Ziegelhausen ist ein Aufschluss dieser permischen Vulkangesteine zu sehen. Hier zeigen senkrechte Fließstrukturen an, dass einst eine spaltenförmige Zufuhrbahn zu einem Vulkan existierte. Frühe Erwähnungen der „Steingruben“ ab 1655 lassen Abbautätigkeiten schon zu früherer Zeit vermuten.
Maulbeerbaum (Ziegelhausen)
Ein alter Maulbeerbaum erinnert an die im 18. Jahrhundert für die Kurpfalz bedeutsame Seidenraupenzucht. Seidenraupen sind die Larven des Seidenspinners, eines nachtaktiven Falters. Sie ernähren sich ausschließlich von den Blättern des Weißen Maulbeerbaumes (Morbus alba) und spinnen einen Kokon aus Seide. Der Baum an diesem Geopunkt ist der älteste Maulbeerbaum in Heidelberg.
Der Aufschluss im Heidelberger Schlossgraben – Geotop des Jahres 2016
Das weltberühmte Heidelberger Schloss beherbergt einen seltenen Aufschluss im Schlossgraben. In der Steilwand des Heidelberger Schlossgrabens ist an der Basis der verwitterte Heidelberger Granit zu sehen. Darauf wurden in der Permzeit Schuttströme aus Sand, Geröll und vulkanischen Auswurfmassen abgelagert. An der Grenze beider Gesteinseinheiten, die durch Verwitterungsvorgänge besonders herausgebildet ist, blickt man direkt auf die ehemalige Landoberfläche aus der Permzeit. Der Aufschluss wurde als Geotop des Jahres ausgewiesen und von den Staatlichen Geologischen Diensten in die Liste der Nationalen Geotope aufgenommen.
Die Bergmannslochquelle (Rohrbacher Wald)
Ein enger, schon vor über 200 Jahren in den Buntsandstein getriebener Stollen führt zu einem ganzjährig kräftig schüttenden Wasseraustritt, der sogenannten Bergmannslochquelle. Diese sollte die Fernwasserversorgung zum kurfürstlichen Schloss in Mannheim speisen. Die sogenannte Traitteur'sche Wasserleitung wurde wegen der Napoleonischen Kriege und kurfürstlicher Geldsorgen nie vollendet. Erhalten geblieben ist der Stollen der Bergmannslochquelle als bedeutendes kulturhistorisches Denkmal, dessen Wasser später noch bis zum Jahre 2007 Teil der öffentlichen Wasserversorgung Heidelbergs war. Der Stollen ist nicht öffentlich zugänglich, Termine bietet "Natürlich Heidelberg" an.
Erdfall am Schweinsbrunnen (Rohrbacher Wald)
Kreisrunde Löcher und trichterartige Hohlformen im Gelände sind ein Zeichen für Bewegung im Untergrund. Hier besteht der Untergrund aus über 60 Meter mächtigen eiszeitlichen Hangschuttmassen – Blöcke aus Buntsandstein, mit zwischengelagerten Feinmaterial- oder Lössschichten. Diese entstanden in den Eiszeiten durch Frostverwitterung. Nach der Eiszeit haben kräftige unter- und oberirdische Wasseraustritte am Fuß der Königstuhlscholle große Mengen des Feinmaterials aus dem Schuttkörper gespült. Dies hat zu Setzbewegungen und einem an der Oberfläche deutlich sichtbaren Nachsacken geführt. Der Erdfall am Schweinsbrunnen wurde bereits im Jahr 1939 als Naturdenkmal ausgewiesen.
Schutz von Wiesenbrütern (Kirchheimer Feld)
Vögel, die auf Wiesen brüten, sind in ihrem Bestand stark bedroht. Die Lebensräume für diese spezialisierten Vogelarten sind rar geworden durch Bebauung von landwirtschaftlichen Betriebsformen. Frühes Mähen der Wiesen führt zur Zerstörung der Vogelbruten und stört die Aufzucht der Jungvögel. Eine gemeinsame Aktion des NABU Heidelberg und des Umweltamtes macht auf die bestandsbedrohende Gefährdung von Bodenbrütern aufmerksam. In einem gemeinsamen Projekt mit Landwirten und Grundstückseigentümerinnen und -eigentümern werden in einem Projekt im Neurott durch den Verzicht auf Insektizide und durch die Bereitstellung von Flächen Brutplätze und Nahrung für die Bodenbrüter geschaffen.
Sandrasen (Paffengrund)
Sandrasen entwickeln sich auf sonnigen Standorten. Die sandigen Böden können wenig Wasser speichern und im Sommer werden Bodentemperaturen von bis zu 70 °C erreicht. Die Hitze, Trockenheit sowie nährstoffarme Böden fördern das Vorkommen speziell angepasster Pflanzen. Die lückige Sandrasenvegetation ist Lebensraum für spezialisierte Arten, die man an anderen Standorten selten antrifft. Viele davon sind in Deutschland gefährdete und geschützte Pflanzen und Tiere, vor allem Insekten, Spinnen, Schnecken und Eidechsen. Sandrasen gehören zu den seltensten und den am stärksten bedrohten Biotopen Baden- Württembergs. Zum Erhalt und Schutz des Sandrasens wird der Verbuschung durch Pflegemaßnahmen entgegengewirkt.