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Neue Publikation über Fremdarbeiter in Heidelberg während des Zweiten Weltkriegs

Buchcover 'Fremdarbeiter in Heidelberg während des zweiten Weltkrieges'

Die französische Historikerin Dr. Alice Habersack hat sich in ihrer Doktorarbeit den 12.000 bis 15.000 Fremdarbeitern in Heidelberg während des zweiten Weltkriegs gewidmet. Die an der Universität Paris-Sorbonne in französischer Sprache entstandene Dissertation ist jetzt in leicht gekürzter Fassung und deutscher Übersetzung unter dem Titel "Fremdarbeiter in Heidelberg während des Zweiten Weltkriegs" in der Buchreihe der Stadt Heidelberg erschienen.

Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner stellte am 19. Juni 2013 gemeinsam mit der Autorin das Buch der Presse vor. Anwesend waren zudem Habersacks Zweitkorrektor Prof. Dr. Dres. h.c. Volker Sellin von der Universität Heidelberg, der Leiter des Heidelberger Stadtarchivs und Herausgeber der Buchreihe Dr. Peter Blum sowie der Leiter des Verlags Regionalkultur Reiner Schmidt.

"Die Lektüre des Buches macht aufgrund der dargestellten Zwangsarbeiterschicksale betroffen, stimmt nachdenklich und mahnt uns alle, Begriffe wie Menschenwürde und Selbstbestimmung, Offenheit und Toleranz täglich mutig und bestimmt mit Leben zu füllen. Darum wünsche ich dem Buch viele interessierte Leserinnen und Leser", so OB Würzner.

Zum Inhalt des Buches

Während des Zweiten Weltkriegs lebten und arbeiteten zwischen 12.000 und 15.000 Fremdarbeiter in Heidelberg. Diese Fremdarbeiter kamen aus ganz Europa. Darunter sowohl ältere als auch viele jüngere Menschen, sogar Kinder. Die meisten waren zur Arbeit zwangsverpflichtet worden, manche hatten sich freiwillig zum Arbeitsdienst in Deutschland gemeldet. Eingesetzt wurden die Fremdarbeiter in durchweg allen Wirtschaftsbereichen. Zudem wurden sie in den klinischen Einrichtungen der Universität medizinisch versorgt. Was sie in Heidelberg erwartete – Arbeits- und Lebensbedingungen, Unterbringung, Ernährung, Kleidung, medizinische Versorgung, kulturelles und religiöses Leben, Geschlechts- und Sozialbeziehungen zwischen Fremdarbeitern und zu Deutschen etc. –, das vermittelt diese Studie erstmalig auf breiter Grundlage insbesondere städtischer Archivquellen.

„Die Idee des Buches bestand darin, den Menschen, die im Zeichen des Nationalsozialismus von der nationalsozialistischen Propaganda bewusst als 'Untermenschen' dargestellt und verunglimpft wurden, ein Gesicht zu geben“, so der Leiter des städtischen Archivs Dr. Peter Blum. "Während die Autorin die Situation der Zwangsarbeiter im Text lebendig vor Augen stellt, finden sich annähernd 150 Porträts aus diesem Personenkreis in diesem Buch." Die Fotos zeigen Menschen, teils sehr gepflegt gekleidet, teils bereits vom Lagerleben gezeichnet, teilweise stehen den Fotografierten Angst und Unsicherheit im Gesicht geschrieben. Vor allem aber sind erschreckend viele junge Menschen zu erkennen, oft nicht älter als 15 oder 16 Jahre.

Kooperation der Archive von Stadt und Universität

1990 übernahm das Stadtarchiv Heidelberg 35 Regalmeter Akten, rund 31.000 Karteikarten und Dokumentationen über 27.000 Personen, sogenannte "Ostarbeiter", "Fremdarbeiter" und "Ausländer" sowie ältere Patientenakten aus der Universitätsklinik. Das Material war 1945 auf Anordnung der Amerikaner für alle betroffenen Beschäftigten von Stadt, Universität und in der Region ansässigen Firmen zusammengezogen worden. Auf dieser umfangreichen Basis startete 2001 ein Kooperationsprojekt der Archive von Stadt und Universität: Dabei wurden alle in beiden Archiven verwahrten Quellen und Informationen in einer Datenbank detailliert erfasst und aufbereitet. So sollten die bislang sehr unterschiedlichen und schwer zugänglichen Daten für die wissenschaftliche Erforschung des Themas Zwangsarbeit in der Stadt und Region Heidelberg nutzbar gemacht werden.

Die vorliegende Dissertation von Alice Habersack ist die erste wissenschaftliche Auswertung dieses umfangreichen Quellenmaterials. Dr. Peter Blum: "Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus dieser Arbeit verdeutlichen einmal mehr, wie sehr wissenschaftliche Auswertung von vorheriger archivarischer Aufbereitung profitiert."

Infos zum Buch

Alice Habersack: "Fremdarbeiter in Heidelberg während des zweiten Weltkriegs", Verlag Regionalkultur: Heidelberg 2013, 24,80 Euro (Buchreihe der Stadt Heidelberg, hrsg. v. Stadtarchiv Heidelberg Nr. 16)